Heimat hat für den oberösterreichischen Star-Dirigenten Franz Welser-Möst sehr viel mit Menschen zu tun: „Je älter ich werde, umso mehr verbinde ich sie auch damit, von wo ich komme. Man kann seine Wurzeln nicht abschneiden!“ Seine musikalische Heimat aber ist das Cleveland Orchester, und es war ihm in der Beziehung zu seinem Orchester besonders wichtig, „ihnen sowas wie St. Florian zu zeigen“. Die Orchestermusiker waren alle in der Krypta und haben Bruckner besucht.
Sein Orchester ist für ihn ein Riesen-Kammermusikensemble, und dies hält er auch für dessen besondere Qualität. „Spitzenleistung ist nur dann möglich, wenn man immer an die Grenzen geht. Wenn man auf die Bühne geht, egal wo, ist nur mehr das Stück wichtig!“ Qualität und Leidenschaft heißt das Motto.
Der abendländischen Kultur attestiert er ein echtes Problem, was sich auch darin zeigt, wie wir uns anderen Kulturen gegenüber verhalten. „Es geht mir darum, dass wir in unserer Zeit wieder lernen müssen, für etwas zu sein und nicht dauernd gegen etwas. Man kann sich nicht immer nur durch das ,Gegenetwassein´ identifizieren. Wir sind so bequem geworden. Jeder, absolut jeder, hat innerhalb einer Gemeinschaft, einer Gesellschaft, eine Verantwortung, die er wahrnehmen muss!“, beschwört Franz Welser-Möst. „Es gibt nicht nur Tokio Hotel. Die mögen ja für viele wunderbar sein, wenn ich auch nichts damit anfangen kann. In der Kunst müssen wir endlich wieder begreifen, dass wir einen riesigen Bildungsauftrag haben.“
Fotos: Mastroianni
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