"Krone"-Interview

Vanessa Mai: “Ich bin so wie alle anderen”

Musik
04.05.2016 11:32

Vielen gilt sie als legitime Nachfolgerin von Helene Fischer - die erst 24-jährige Vanessa Mai ist der derzeit wohl am hellsten leuchtende Stern am Schlagerhimmel. Neben ihrer Jury-Tätigkeit bei "DSDS" fährt sie derzeit auch mit ihrem neuen Album "Für dich" hohe Chartplatzierungen ein und tourt damit auch bald durch Österreich. Wir haben die sympathische und quirlige Schwäbin bei sommerlichen Temperaturen in der Wiener Albertina getroffen, um über den kometenhaften Karriereaufstieg, Hochzeitsgefühle und ihren Pop-Faktor zu sprechen.

(Bild: kmm)

"Krone": Vanessa, dein neues Album "Für dich" ist nun seit kurzem veröffentlicht - welche Gefühle kommen in dir hoch, wenn du daran denkst?
Vanessa Mai: Ich bin sehr glücklich, dass das Album so gut angenommen wurde, da es doch das erste unter dem Namen Vanessa Mai war. Ich bin selbst noch gespannt und nervös, aber mir fiel nach dem Release schon ein großer Stein vom Herzen.

"Krone": An dir haften sehr viele Vorschusslorbeeren, da du bereits seit deinem Erscheinen im Musikgeschäft sehr erfolgreich bist. Macht es diese Lage für dich schwieriger, neue Songs und Ideen zu entwickeln?
Mai: Ich spüre keinen Druck von außen, sondern mache ihn mir eigentlich selbst. Ich bin ein ziemlicher Perfektionist und der Job bringt es so mit sich, dass man immer mehr will und besser werden will - aber das ist auch gut so.

"Krone": Du hast es schon angesprochen - es ist das erste Album als Vanessa Mai und nicht mehr unter dem Namen Wolkenfrei. Eigentlich hättest du aber schon das letzte Album nach dir benennen können…
Mai: Nein, denn bei "Wachgeküsst" war der Name Wolkenfrei für mich sehr im Vordergrund. Erst durch meine Teilnahme als Jurorin bei "DSDS" hat sich mein Name nach vorne gestellt, wobei ich auch sagen muss, dass ich jetzt auch etwas Neues machen wollte. Ich habe mich anders gefühlt, deshalb die Veränderung.

"Krone": "Für dich" wurde von deinem "DSDS"-Kollegen Dieter Bohlen produziert, was eure erste Zusammenarbeit bedeutet. Die entstand sicher durch die Sendung?
Mai: Ja, ganz genau gesagt auf Jamaika. Er kam auf meinen Manager zu und legte ihm die Idee vor. Für mich war das der perfekte Zeitpunkt, denn ich wollte ohnehin etwas anderes machen.

"Krone": Bohlen kann doch ziemlich streng und strikt sein - hast du das persönlich erlebt?
Mai: Nicht im Studio. (lacht) Wenn man vorbereitet und fleißig ist, dann schätzt er das schon sehr und das habe ich gespürt. Ich war auch sehr nervös am Anfang, aber nach dem ersten Song war das Eis gebrochen und es war einfach super, weil er einen einfach sein lässt und das Beste aus einem rausholt.

"Krone": "Für dich" ist fast schon mehr ein Pop-, als ein Schlageralbum - ist das dem Einfluss von Bohlen geschuldet?
Mai: Dieter hat schon ein Gespür, was den Zeitgeist trifft, aber ich muss auch sagen, dass ich sehr kritisch und penibel war. Ich habe alle Songs selbst ausgesucht und gab mich nicht so schnell mit etwas zufrieden. Natürlich hört man seine Handschrift, was ja auch gut ist - man weiß, was man bekommt, wenn man mit Bohlen arbeitet, aber ich habe auch darauf geachtet, dass man mich in den Songs erkennt.

"Krone": Hast du selbst an den Songs mitgeschrieben?
Mai: Nein, wir hatten den gleichen Texter wie bei Wolkenfrei und da er weiß, wie ich ticke, hat das auch dieses Mal wieder gut funktioniert. Ich habe aber jetzt, während des Erschaffens dieses Albums, Lust darauf bekommen, selbst etwas zu schreiben. Das war vorher noch nicht da, das musste sich erst entwickeln.

"Krone": Wenn du selbst zu schreiben beginnst, fehlt dir dann natürlich die nötige Distanz. Stellst du dir das schwierig vor, dich dem Publikum dann so massiv zu öffnen?
Mai: Ich habe bei allen Alben darauf geachtet, dass etwas drauf ist, das mit mir zu tun hat und das ich vertreten kann - auch wenn ich es nicht direkt selbst geschrieben habe. Deshalb gibt es auch auf "Für dich" Songs, mit denen ich was verbinde, aber natürlich wäre ein selbstgeschriebener Song sicher viel intensiver.

"Krone": Machen wir mal einen kleinen Exkurs zu "DSDS" - konntest du von dieser Sendung selbst etwas mitnehmen und lernen?
Mai: Definitiv. Es war einfach spannend zu sehen, was der Künstler mit mir von der Bühne aus macht - wie wirkt er und wie kommt etwas an. Da konnte ich auch für mich sehr viel mitnehmen.

"Krone": Nachdem Bohlen "Für dich" produzierte - könntest du dir auch vorstellen, mit den anderen was zu machen? Etwa auf dem nächsten Scooter-Album zu erscheinen?
Mai:(lacht) Ich finde alle echt sehr toll und wir verstehen uns super, aber musikalisch gesehen gehen wir lieber andere Wege. Ich respektiere natürlich alle und jeder hat verdient seinen Erfolg - aber wir passen nicht zusammen, ohne dass ich das jetzt wertend meine.

"Krone": Was hörst du eigentlich privat für Musik?
Mai: Querbeet eigentlich alles. Von Taylor Swift über Sarah Connor und Gregor Meyle bis hin zu Andreas Bourani oder Prince, den ich jetzt nach seinem Tod natürlich auch wieder aus den hinteren Winkeln hervorholte. Auch Michael Jackson war immer ein großes Idol.

"Krone": Andreas Gabalier versucht offensichtlich stark vom Schlager mehr Richtung Rock'n'Roll zu gehen - ist das bei dir ähnlich im Sinne von Electro-Pop statt Schlager?
Mai: Gabalier hat schon sein eigenes Genre gefunden, was ich sehr spannend finde. Ich mag das Schubladendenken gar nicht, auch wenn ich verstehe, dass man kategorisieren muss. Heute hat sich aber alles verjüngt und die Grenzen sind fließend. Es ist einfach deutschsprachige Musik, ob poppig oder nicht. Was es genau ist, sollen andere beurteilen. (lacht)

"Krone": Du könntest dir schon vorstellen, nicht nur mit Schlagerkünstlern zu touren, sondern auch mit echten Popkünstlern?
Mai: Ja, gerne. Ich sehe da keine Grenzen, absolut nicht.

"Krone": Mittlerweile ist es so, dass in Deutschland Mädchen in Tränen ausbrechen wenn sie dich sehen und um Fotos fragen. Du bist in sehr kurzer Zeit sehr bekannt geworden - wie verarbeitet man diese Lebensveränderung?
Mai: Mein Manager ist seit kurzer Zeit auch mein Verlobter und durch ihn habe ich eine besondere Sicht auf den Job. Er versteht mich blind, weil er auch in der Branche ist und das festigt mich sehr. Wir sprechen viel über alles und das erleichtert jegliche Form der Verarbeitung. Natürlich ist es extrem viel und es ging verdammt schnell. Man ist immer ein klein wenig verunsichert, weil man nie weiß, wie lange das noch so geht, aber ich schätze es sehr und hoffe, dass es noch eine Zeit lang so weitergeht. Ich habe noch viel vor. (lacht)

"Krone": Kann es nicht ein Nachteil sein, dass sich bei dir und deinem Verlobten Berufliches und Privates zu stark vermischen?
Mai: Tatsächlich kann man das ab und zu nicht trennen, aber wir sind so ehrlich miteinander, dass es sehr gut funktioniert. Wir sind auch nachsichtig. Wenn einer mal genervt ist, dann hat der andere Verständnis dafür. Es ist ein Geben und Nehmen, wo wir uns gut eingependelt haben. Ich bin total happy so - wir haben einen gemeinsamen Lebenstraum, an dem wir arbeiten und das ist echt viel wert.

"Krone": Und der durch eine Hochzeit gefestigt wird…
Mai: Ja, aber nicht mehr in diesem Jahr, das geht sich nicht aus. 2017 sollte es dann aber soweit sein.

"Krone": Andererseits hast du permanente Medientermine und du kannst auch nicht mehr so frei durch die Gegend laufen wie noch vor zwei Jahren.
Mai: Das habe ich schon gemerkt und mittlerweile erkennen mich die Leute auf der Straße. Jetzt freue ich mich noch darüber und ich gehe nicht mehr ganz ungeschminkt aus dem Haus. (lacht) Wenn jemand ein Foto will, möchte man sich darauf auch wohlfühlen. Aber klar - natürlich ist man auch in der Schusslinie, was auch bei "DSDS" so ist. Das Internet ist natürlich ein großer Meckerkasten und irgendwie ist es eine Art Volkssport, alles nur niederzumachen. Das ist echt schade, deo stehen und hau nicht noch drauf.

"Krone": Dabei beherrscht du die Social-Media-Klaviatur perfekt. Unlängst hast du dich auf Facebook sehr amüsant darüber lustig gemacht, dass die "TV direkt" offensichtlich deine Oberweite gepimpt hat.
Mai: (lacht) Die Leute sind ja nicht blöd und das sieht ja jeder, dass das Photoshop war. Ich sah das Cover und dachte nur "Ach du Scheiße" - ich fand das amüsant. Aber auch bei "DSDS" merke ich stark, dass die Menschen gar keine Lust mehr auf etwas Gestelltes haben - sie wollen echte Menschen sehen. Ich versuche extrem zu zeigen, dass ich ganz normal wie alle anderen bin. Taylor Swift ist in punkto Social Media auch ein Vorbild für mich, die macht das ebenfalls verdammt cool.

"Krone": Gerade viele junge Mädchen sind sehr verunsichert durch Online-Mobbing und Hassbotschaften - kannst du ihnen einen Tipp geben, wie man so etwas verhindern kann?
Mai: Verhindern kann man es nicht, aber man muss lernen, mit sich selbst zufrieden zu sein. Wenn man sich selbst liebt, äußerlich und innerlich, dann kann man viel einfacher damit umgehen. Wenn du Eltern, Familie und Freunde hast, die dich mögen, dann ist das wichtiger als alles andere. Wenn von 20 Kommentaren zwei negativ sind, dann versteift man sich natürlich auf die, das ist leider immer so. Aber freut euch lieber über die positiven!

"Krone": Heuer hast du in Deutschland auch einen ECHO abgeräumt. Ist das die bislang beste Bestätigung deines Erfolgs?
Mai: Früher waren mir Preise immer egal. Heute muss ich sagen, ist das schon eine schöne Bestätigung und auch ein schönes Gefühl, so etwas zu haben, was dir keiner mehr nehmen kann. Du wirst auch in der Branche viel stärker geschätzt und ein ECHO bedeutet auch, dass ganz viele Menschen dein Album gekauft haben. Das Beste ist aber natürlich immer noch das direkte Feedback der Fans, wenn du auf der Bühne stehst.

"Krone": Du wirst sehr oft als nächste Helene Fischer bezeichnet - kannst du das überhaupt noch hören?
Mai: Mittlerweile kommt es gar nicht mehr so häufig vor, weil sie mich als eigene Künstlerin wahrnehmen. Wir tun auch alles dafür, dass man uns nicht vergleichen kann. Aber es ist nach wie vor eine Riesenehre, denn jeder Künstler träumt davon, so etwas zu erreichen, das sie geschafft hat.

"Krone": Traust du dir selbst einen derart fulminanten Karriereweg zu?
Mai: Ich wünsche mir natürlich, dass ich ganz lange Musik machen und riesige Hallen füllen darf. Das will sicher jeder Künstler, aber nur auf meinem eigenen Weg und anders als die anderen. (lacht)

"Krone": Du bist heuer im Zuge der "Schlagernacht"-Konzerte auch noch ein paar Mal in Österreich unterwegs. Welche Erfahrungen hast du bereits bei uns gemacht und was magst du besonders an dem Land?
Mai: Ich könnte eurem Dialekt sehr lange zuhören, den Wiener Schmäh finde ich wirklich schön. (lacht) Ich habe auch mitgenommen, dass die Menschen einfach herzlicher sind als anderswo. Die Mentalität ist eine ganz andere und ich freue mich extrem auf die "Starnacht am Wörthersee" und die "Schlagernächte".

"Krone": Was sind deine nächsten Ziele und Pläne, die du verfolgst?
Mai: Jetzt freue ich mich auf meine erste eigene Tour, wo leider noch ein Österreich-Termin fehlt. Ich will einfach weiterhin immer Musik machen, egal wie das aussieht. Ich wünsche mir einen großen Hund, ein Haus, einen Garten und eine schöne Hochzeit. Natürlich auch mal eine eigene Familie, aber das hat noch Zeit.

"Krone": Möchtest du vielleicht auch einmal ins Fernsehen? Nicht nur als Jurorin bei "DSDS", sondern vielleicht auch im Sinne einer Schauspielerin?
Mai: Eigentlich wollte ich immer nur singen und Musik machen. Mittlerweile nimmt man mich als Sängerin wahr und es macht mir auch Spaß, andere Dinge zu machen. Von "DSDS" habe ich wirklich viel mitgenommen und ich kann mir gut vorstellen, etwas anderes zu probieren. Die Musik wird aber sicher immer höchste Priorität haben.

Vanessa Mai wird heuer auch noch einige Mal in Österreich auftreten. Am 16. Juli ist sie zu Gast bei der "Starnacht am Wörthersee" in Kärnten, am 19. und 20. Juli steht sie mit vielen anderen Topstars bei der "Schlagernacht am Neusiedler See" auf der Mörbischer Seebühne und schlussendlich wird sie am 20. November als Gast der "Schlagernacht des Jahres" in der Wiener Stadthalle für Begeisterung sorgen. Karten für die Veranstaltungen erhalten Sie unter 01/588 85-100 und unter www.ticketkrone.at.

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