Nach "Konflikt"

Schule gestattet nur noch “Amtssprache Deutsch”

Österreich
16.03.2015 16:36
Helle Aufregung herrscht derzeit im Web rund um ein Schreiben der Direktorin, das an der Vienna Business School in Mödling ausgehängt wurde: "Auf Grund eines interkulturellen Konflikts", heißt es da, dürfen die Schüler "im gesamten Schulhaus (auch in den Pausen) nur die Amtssprache Deutsch" einsetzen. Das gelte sogar für Telefongespräche - etwa mit den Eltern.

Laut dem Schreiben, das am Montag via Facebook veröffentlicht wurde, war ein Konflikt mit dem Reinigungspersonal der Anlass für diese Maßnahme, die von Schulleiterin Marina Röhrenbacher abgesegnet wurde. Sogar Telefonate mit Eltern, die nur in einer anderen Sprache kommunizieren können, müssten fortan in einem Bereich geführt werden, "wo sich keine anderen Personen aufhalten, die sich auf irgendeine Art beleidigt fühlen könnten". Einzige Ausnahmen: jene Fremdsprachen, die an der Schule unterrichtet werden. Aber sogar die sollen nun offenbar nur mehr während des Unterrichts verwendet werden.

"Diktatorisch" oder "im Sinne der Schulorganisation"?
Kurz nachdem ein Bild von dem Schreiben auf Facebook gelandet war, schlug es bereits hohe Wellen: "Das ist ja schon diktatorisch", schrieb ein empörter Leser. Ein anderer forderte, dass man "da aber schon reagieren" müsse. Ein weiterer Kommentar stellt schlicht klar: "Falscher Ansatz um das Problem zu lösen!" Manche können das Vorgehen der Direktorin aber auch nachvollziehen, etwa "wenn es im Sinne der Schulorganisation ist". Und: "Es ist wirklich nicht einfach, wenn Schüler dauernd auf einer anderen Sprache kommunizieren (auch Schimpfen)", steht in einem anderen Kommentar.

Und es dauerte auch nicht mehr lange, bis ein weiteres Bild auftauchte - offenbar stammt es aus einer Neuen Mittelschule in Wien. Dort steht die Aufforderung zu lesen: "In der Schule nicht türkisch reden."

Spracherwerb laut Leitbild wichtig
Abgesehen von der Diskussion, die nun im Internet entfacht wurde, mutet das Schreiben der Vienna Business School auch deshalb grotesk an, da im Leitbild der Lehranstalt speziell die Wichtigkeit von Spracherwerb und interkulturellem Verständnis hervorgehoben wird. Röhrenbacher selbst schreibt dort, dass man sich als "modernes, kundenorientiertes Ausbildungs- und Dienstleistungsunternehmen" sehe. Auch die Wichtigkeit von Auslandsaufenthalten und die Einbindung von "Native Speakern" wird hervorgehoben.

Entschuldigung für "missverständliche Formulierungen"
Der aktuelle Konflikt sei entstanden, als ein "Streitfall zwischen einem albanischen Schüler und einer mazedonischen Reinigungskraft zu Missverständnissen mit einer türkischen Schülerin geführt hat", hieß es am Montagabend in einer Stellungnahme des Trägerfonds der Vienna Business School. Man stehe jedenfalls für Offenheit und gelebten interkulturellen Austausch. "Selbstverständlich" gehe es im konkreten Fall nicht darum, den Dialog in anderen Sprachen zu unterbinden. "Die Freiheit, sich außerhalb des Unterrichts auch in anderen Sprachen auszutauschen, ist selbstverständlich an allen Vienna Business Schools gewährleistet." Es habe sich um "missverständliche Formulierungen" gehandelt, man wolle sich entschuldigen.

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