Visa-Affäre

678 falsche Visa in Lagos ausgestellt

In der so genannten Visa-Affäre wurde am Mittwoch ein erster Prozess am Wiener Landesgericht eröffnet. Einem ehemaligen österreichischen Konsul in der nigerianischen Metropole Lagos wird vorgeworfen, zahlreichen Nigerianern mit fingierten Einladungsschreiben heimischer Firmen falsche Visa verschafft zu haben.

Die Staatsanwaltschaft legt ihm Missbrauch der Amtsgewalt zur Last. Der 62-jährige Angeklagte bekannte sich vor dem Schöffengericht nicht schuldig im Sinne der Anklage, räumte aber ein, Fehler gemacht zu haben. Laut Ermittlungen wird vermutet, dass tausende nigerianische Staatsbürger von ihm gefälschte Visa erhalten haben. Die Staatsanwaltschaft klagte 678 Fälle im Zeitraum von Jänner 2004 bis 15. Juli 2004 an.

Dass der 62-Jährige Geld dafür bekommen hat, war ihm nicht nachzuweisen und wurde ihm daher von der Anklagevertretung nicht vorgeworfen. Laut Staatsanwaltschaft dürfte das Motiv vielmehr darin liegen, dass der Konsul, der sich damals kurz vor seiner Pensionierung befand, noch wegen seines Arbeitseifers zum Generalskonsul aufsteigen wollte.

Es gab nämlich Pläne, dass die österreichische Botschaft von Lagos nach Abuja übersiedeln hätte sollen. Seinen Mitarbeitern gegenüber äußerte er die Hoffnung, dass dann in Lagos ein Konsulat entstehen und er Generalkonsul werden könnte. Dieser Umstand würde ihm nicht nur eine höhere Pension, sondern auch den Vorteil eines diplomatischen Passes bescheren. Und das wiederum hätte ihm bei seinem Leben nach der Pensionierung - er wollte in der Ukraine ins Holzgeschäft einsteigen - große Annehmlichkeiten beim Reisen gebracht.

Eine Untersuchungskommission des Außenministeriums hatte bereits 2004 das Handeln des 62-jährigen Diplomaten aufgedeckt. Er wurde vom Dienst suspendiert und ist nun seit 1. Jänner 2005 in Pension. Schon an seiner früheren Dienststelle in Kiew soll es dem Vernehmen nach zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.