Regenwald-Rettung
Peru bekämpft Goldsucher mit Militär und Dynamit
"Diese Menschen haben außerordentlichen Schaden angerichtet. Wir müssen mit derselben Kraft antworten." So erklärt Antonio Fernandez, Perus wichtigster Ankläger von Umweltverbrechen, gegenüber der "Washington Post" die Vorgänge im Land.
Gerade hat das Militär wieder ein Camp gesprengt - samt Küche und Hängematten der illegalen Goldsucher. Sie hatten den Regenwald in der Region La Pampa in nur sechs Monaten in eine geisterhafte Mondlandschaft mit toten Baumstümpfen und verseuchtem Wasser verwandelt.
Dynamit und Feuer gegen illegale Minen
So sieht es mittlerweile in vielen Gegenden Mittel- und Südamerikas aus, denn nicht nur illegale Abholzung, gewaltige Viehherden und Ackerflächen sowie Drogenschmuggel setzen dem Regenwald zu, sondern auch die Suche nach Bodenschätzen. Peru will dem Treiben nach jahrelanger Ignoranz nun nicht weiter zusehen und entsendet seit April das Militär, um der Lage in der südöstlichen Region Madre de Dios, zu der auch La Pampa gehört, Herr zu werden.
Fast 40.000 illegale Minenarbeiter sollen in Madre de Dios ihr Unwesen treiben. Dutzende Einsätze hat es inzwischen gegeben, das Militär setzt Dynamit ein oder setzt die Camps in Brand. Außerdem wurde in der Gegend Treibstoff rationiert, um die Generatoren und Maschinen der Minenarbeiter zum Erliegen zu bringen.
Bereits 48.560 Hektar vernichtet
Bei den illegalen Arbeitern handle es sich meist um arme, kaum gebildete Menschen aus den Anden, beschreibt die "Washington Post". Statt im Hochland ums Überleben zu kämpfen, wo Gold nur von internationalen Großkonzernen abgebaut werden kann, suchen sie im Regenwald ihr Glück. Dabei haben sie schon über 48.560 Hektar verwüstet - baumlose, tierlose Wüsten voller Krater bleiben zurück.
Besonders gefährlich ist die Goldsuche, weil flüssiges Quecksilber eingesetzt wird. Es ist hochgiftig für Mensch und Tier. Die Minenarbeiter schütten das Quecksilber auf das Sediment, wo es sich mit Gold verbindet. Anschließend wird das Quecksilber verbrannt, zurück bleibt das Edelmetall. Doch das Quecksilber gelangt dabei auch in den Boden und so in die Flüsse - 30 bis 40 Tonnen sind es laut Schätzungen der Regierung pro Jahr allein in Madre de Dios.
Quecksilber schädigt Mensch und Tier massiv
So schädigt die Substanz nicht nur die direkt damit in Kontakt gekommenen Minenarbeiter, sondern über das Wasser auch weit entfernte Menschen und ihre Nahrung. Neurologische Schäden, Fehlbildungen, Unfruchtbarkeit und viele weitere schwere Gesundheitsprobleme sind die unmittelbare Konsequenz. Welche Langzeitfolgen drohen, ist dabei noch nicht einmal bekannt.
Die illegalen Minenbetreiber wollen sich allerdings weder davon noch von den Militäraktionen abschrecken lassen. "Sie wollen uns vernichten", so Luis Otsuka, Chef eines lokalen Minenverbands. "Unser Land ist reich und sie wollen uns arm halten." Dass die Bevölkerung am Goldboom mitverdienen will, ist freilich nicht erstaunlich. Peru ist der fünftgrößte Goldproduzent der Welt, und um an das Gold im Amazonasgebiet zu kommen ist - anders als in den Anden - keine teure Technik nötig.
Goldboom durch Finanzkrise lockt
Besonders seit der Finanzkrise 2008 und 2009, als der Wert des Goldes massiv anstieg, seien viele peruanische Arbeiter auf den Zug aufgesprungen, so die "Washington Post". "Ich habe fünf Kinder", erklärt etwa Ricardo Mendoza gegenüber der Zeitung. "Ich will nur, dass sie ein besseres Leben haben. Als Bauernhofarbeiter habe er zehn bis 15 Dollar pro Tag verdient, hier sei es fünfmal so viel.
Sogar in speziell geschützte Naturreservate sind die illegalen Minenbetreiber schon eingedrungen, die Behörden waren großteils machtlos. Erst als Luftaufnahmen das gewaltige Ausmaß der Zerstörung des Regenwaldes offensichtlich machten, waren die Zustände nicht mehr zu ignorieren. Nun wollen der Umweltminister und seine Unterstützer nicht nur mit den Militäraktionen für Ordnung sorgen. Nötig seien auch offizielle Zulassungen für Minen, heißt es.
Der Kampf ist jedenfalls trotz Dynamit alles andere als ausgestanden: Bisher wurden nur vier illegale Minenarbeiter zu Gefängnisstrafen verurteilt.
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