Am Freitag wurde es historisch: Die neue Bahnstrecke zwischen Kärnten und der Steiermark ging nach jahrzehntelanger Vorarbeit in Betrieb. Am Jubeltag wurde aber nicht nur im sprichwörtlichen Sinn viel Staub aufgewirbelt.
Der Schmäh lief in den Waggons des „Koralmjet“, als er am Freitag kurz nach 13.30 Uhr mit mehr als 200 km/h den Koralmtunnel durchquert hatte: Nach der Nebelsuppe auf der Kärntner Seite empfing in der Steiermark strahlender Sonnenschein den Premierenzug – spitze Bemerkungen der steirischen Passagiere gegen die Lieblingsnachbarn jenseits der Pack blieben natürlich nicht aus.
Doch das Lachen verging der Feiergesellschaft, die vom Festakt in Klagenfurt zurückreiste, bald: Fast zeitgleich ging nämlich ein Alarm bei den Feuerwehren der Region ein – Rauch in der südlichen der zwei 33 Kilometer langen Tunnelröhren! Ein Großeinsatz folgte, etwa 20 Feuerwehren rückten aus, auch das Rote Kreuz war mit fast 100 Personen in Richtung Portal unterwegs.
Langes Warten auf die erlösende Entwarnung
Am Hauptbahnhof in Graz hieß es warten! Eigentlich hätte dort um 14.30 Uhr die nächste Sonderfahrt starten sollen. Doch die Lage blieb lange ungewiss: Wie dramatisch ist es? Kann die Strecke überhaupt wieder freigegeben werden? Die meisten Passagiere nahmen es gelassen. Tenor: „Wenn wir fast 30 Jahre auf diesen Tag warten mussten, sind die paar Stunden auch egal.“
Kurz vor 16 Uhr die Entwarnung durch die ÖBB: Es habe sich um eine große Staubentwicklung gehandelt, das sei bei Tunneleröffnungen nichts Ungewöhnliches. Die ersten Sonderzüge konnten sich auf den (Hochgeschwindigkeits-)Weg machen, der Zeitplan für den Nachmittag war allerdings über den Haufen geworfen.
Bahn-Eröffnung wurde zu Staatsakt
Dabei hatte bis zu diesem Zwischenfall die Regie des Eröffnungstags makellos geklappt. Die erste Inbetriebnahme einer neuen Bahnstrecke in Österreich seit mehr als 100 Jahren geriet zu einem Staatsakt: Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Stocker, Vizekanzler Andreas Babler: Sie alle reisten nach Graz, um auf der großen Bühne vor dem Hauptbahnhof – genauso wie später in Klagenfurt – kurze Reden zu halten.
„Wir haben jahrzehntelang mitgefiebert bis zu diesem Tag“, so Van der Bellen. Stocker zeigte sich überzeugt, dass von der Koralmbahn „Impulse für den Aufschwung Österreichs“ ausgehen. Babler freute sich mit Schulfreunden, die bei den ÖBB arbeiten: „Sie sind stolz, dass diese Vision nun Wirklichkeit geworden ist.“
Wer mit der Koralmbahn direkt neben der Autobahn A9 südlich von Graz unterwegs ist, bekommt eine Ahnung, wie schnell die Züge hier unterwegs sind. Der fast 33 Kilometer lange Koralmtunnel wird in etwa neun Minuten durchquert.
Inbetriebnahme per Touchscreen und geistlicher Segen
Tatsächlich soll die 130 Kilometer lange Bahnstrecke Lebensrealitäten in der Steiermark und in Kärnten verändern. Nur noch 41 Minuten dauert die Fahrt (ohne Stopp) zwischen Graz und Klagenfurt – bei der Premiere sind es gar nur knapp 39! Davor haben die Ehrengäste in Graz per Touchscreen die Strecke symbolisch in Betrieb genommen, Bischöfe segneten den „Koralmjet“, ehe er vom Bundespräsidenten mit einer Zuckerglasflasche getauft wurde.
Besonders stolz war ÖBB-General Andreas Matthä, ein gebürtiger Villacher. „Ich bin ab jetzt viel schneller in meiner Heimatstadt.“ Seine Tochter wurde diese Woche 40 Jahre alt, ihr ganzes Leben lang wurde an der Koralmbahn geplant und gebaut. „Jetzt ist sie fertig, und sie kann damit fahren.“
Auch Chefplaner hielt kurz den Atem an
Meist im Hintergrund hielt sich der eigentlich wichtigste Mann: Klaus Schneider, seit 27 Jahren Projektleiter. „Ich bin emotional bewegt. Es freut mich, dass sich so viele Menschen mit uns freuen“, sagte er in der Früh zur „Krone“. Stunden später musste auch er die Schrecksekunde durch den Großeinsatz verdauen.
Endgültig freie Fahrt gibt es dann ab Sonntag, wenn der reguläre Personenverkehr auf der Koralmbahn startet.
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