Warum sich der junge Mann in der Nacht auf Samstag im Ötztaler Tourismushotspot Sölden in einen nur 30 (!) Zentimeter schmalen Spalt zwischen zwei Gebäuden zwängte, konnte er nicht mehr sagen. Die Feuerwehr Sölden musste all ihr Können anwenden, um den Burschen zu retten.
Im Wintersportmekka Sölden, wo ab 1. Dezember im Freien ein Alkoholverbot gilt, hatten am Freitagabend mehrere junge Gäste offenbar noch einmal richtig „Gas“ gegeben. Weil einer aus der Gruppe in der Nacht aber nicht mehr ins Quartier zurückkehrte, suchten ihn seine Freunde mittels einer Handyapp.
Verzweifelte Hilferufe
Und sie machten ihn tatsächlich ausfindig – im Bereich von Gebäuden am Ortsbeginn von Sölden. Die Truppe begab sich dorthin und hörte verzweifelte Rufe des Vermissten. Kein Scherz: Er steckte in einem rund 30 Zentimeter engen Spalt mehrere Meter tief zwischen einer Garage und einem Carport fest. Sie schlugen gegen 3.15 Uhr Alarm.
Die Feuerwehr Sölden rückte mit 13 Mann und drei Fahrzeugen aus. Beim Eintreffen kam dann auch der erfahrene Kommandant Philipp Fender angesichts der Situation nicht mehr aus dem Staunen heraus. Die Zeit drängte jedenfalls, denn die Temperaturen lagen bei fast zehn Minusgraden, und der in Panik befindliche Deutsche war neben einer Jeans nur mit einem T-Shirt bekleidet.
Bergung vom Dach aus unmöglich
„Wir versuchten zunächst, vom Dach aus zu dem Burschen zu gelangen, denn er hatte uns fälschlicherweise gesagt, dass er von oben in den Spalt gestiegen sei“, schildert Philipp Fender im Gespräch mit der „Krone“. Die Einsatzkräfte probierten, durch das Entfernen einer Dachrinne bzw. von Blechen von oben in den Spalt zu steigen. Fender: „Es war aber völlig unmöglich.“
Daher starteten die Florianis quasi einen „Innenangriff“ zu dem Deutschen, der nach einem Sturz in dem Spalt seitlich am Boden lag: Die Einsatzkräfte schnitten die seitliche Holzwand des Carports auf. „Das war eigentlich in erster Linie als Notmaßnahme für ein Einschreiten des vor Ort befindlichen Notarztes gedacht“, sagt Fender.
Die Einsatzkräfte griffen daraufhin tief in die Trickkiste. Mit einem Seilsystem probierten sie, das Opfer zurück in die senkrechte Position zu bekommen. Der Versuch missglückte, der Körper des Deutschen hatte sich zu sehr zwischen Holz- und Betonwänden verkeilt. Gar nichts „ging“.
Schließlich wagte sich ein besonders „drahtiger“ und unerschrockener Feuerwehrmann selbst von außen seitlich in den Spalt. Wie es offenbar auch der Deutsche gemacht hatte. Dem war dann freilich zum Verhängnis geworden, dass sich der Spalt im Verlauf kontinuierlich verengt.
Feuerwehrmann kam zum Opfer durch
Nach einigen Metern erreichte der Feuerwehrmann tatsächlich das Opfer. Wieder mit einem Seilsystem glückte es, den Deutschen wenige Zentimeter Richtung „Freiheit“ zu ziehen. So stand gerade so viel Platz zur Verfügung, dass er sich selbst wieder aufrichten konnte. „Irgendwie hat er es in der Folge geschafft, mit Unterstützung unseres Kameraden fast selbstständig hinaus ins Freie zu gehen“, schildert Kommandant Fender. Zweieinhalb Stunden hat der Einsatz gedauert.
Opfer unterkühlt, aber fast unverletzt
Wie durch ein Wunder schien der junge Mann zwar unterkühlt, aber fast unverletzt. Äußerlich zeugten lediglich Schrammen von der „b'soffenen“ Geschichte. Die Rettung brachte ihn dennoch vorsichtshalber ins Krankenhaus nach Zams.
„Einsätze für Betrunkene kennen wir. So etwas habe ich aber noch nie erlebt“, schüttelt Philipp Fender ungläubig den Kopf. „Das stellt einen denkwürdigen Moment in meiner Feuerwehrkarriere dar.“ Warum der Deutsche dieses außergewöhnliche „Abenteuer“ sucht, konnte er seinen Rettern nicht verständlich mitteilen.
So etwas habe ich noch nie erlebt. Dieser Einsatz stellt einen denkwürdigen Moment in meiner 20-jährigen Feuerwehrkarriere dar.

Philipp Fender, Kommandant Feuerwehr Sölden
Bild: ZOOM Tirol
Auch Bergrettung im Einsatz für Betrunkenen
Stichwort Betrunkene: In derselben Nacht musste auch die Bergrettung Sölden zu einem Einsatz für einen Alkoholisierten ausrücken. Der Mann war im Ortsgebiet betrunken ins Bachbett der Ötztaler Ache gestürzt. Die Bergretter seilten sich zu dem unterkühlten Mann an und bargen ihn. In der Folge kümmerte sich die Rettung um den Verunglückten.
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