Falsche Haltung und übertriebene Tierliebe bzw. die Vermenschlichung der Vierbeiner kann nicht nur für Hund und Katze fatale Folgen haben. In der Pferdeklappe des Österreichischen Tierschutzvereins in Reutte kümmert man sich derzeit um Pony „Mariposa“, die mit rund 200 Kilogramm zu viel dort ankam. Ein lebensbedrohlicher Zustand für die putzige Stute ...
Dieser Fall schockte selbst erfahrene Tierschützer, die einiges gewohnt sind: „Mariposa“ bedeutet Schmetterling, doch die erst sechs Jahre junge Schimmelstute war alles andere als ein Leichtgewicht, als sie im Mai 2025 in der Pferdeklappe in Tirol ankam. 650 Kilogramm brachte das 1,40 Meter große Pony auf die Waage – etwa 200 Kilo zu viel!
„Ohne Maß und Ziel gefüttert“
Die Folge einer falsch verstandenen Tierliebe: „Sie wurde ohne Maß und Ziel gefüttert“, berichtete Nicole Mayrhofer, Leiterin der Pferdeklappe in Reutte, gegenüber der „Krone“: „Ich war sehr geschockt, als das viel zu dicke Pony aus dem Hänger geführt wurde.“
Aufgrund ihres Übergewichts litt die Stute an Hufrehe, einer schmerzhaften Erkrankung der Huflederhaut bei Pferden, welche unter anderem durch Übergewicht und falsche Fütterung ausgelöst wird. Videoaufnahmen zeigen, dass die Stute sich kaum bewegen konnte. Ohne Behandlung ein Todesurteil.
Auf Radikaldiät gesetzt
„Mariposa“ – Spitzname „Mopsi“ – wurde umgehend auf Radikaldiät gesetzt, was ihr Leben gerettet haben dürfte. Zudem erhielt sie Medikamente gegen die Hufrehe und spezielle Hufeisen. Als die Hufrehe im Sommer 2025 endlich ausgeheilt war, begann man langsam, die Stute zu trainieren: „Da sie über keinerlei Kondition verfügte, haben wir mit täglich 10 Minuten Schritt begonnen. Das Training haben wir immer weiter gesteigert. Seither wird die Diät durch tägliche Bewegung unterstützt“, so Tierpflegerin Mayrhofer.
Inzwischen hat die Ponystute bereits 100 Kilo verloren, doch bis sie ihr Idealgewicht hat, wird fleißig weiter trainiert: „Sie hat sehr viel Lebensqualität gewonnen und galoppiert wieder mit ihren Herdenkameraden über den Paddock. Das war vorher durch ihr Gewicht nicht mehr möglich.“ Inzwischen sei man aber „auf einem guten Weg“.
Falsche Tierliebe kann tödlich enden
„Mariposa“ ist jedoch kein Einzelfall, ihr Schicksal steht lediglich dafür, wie unwissende Tierbesitzer ihre Lieblinge halten – und fallweise zu Tode füttern. Besonders im Freizeitbereich abseits des Turniersports meint man es oft „zu gut“. 40 Prozent der in diesem Sektor gehaltenen Pferde sind zu dick, schätzt man beim Österreichischen Tierschutzverein, der die Pferdeklappe in Tirol betreibt. Die gesundheitlichen Folgen können verheerend bis tödlich sein: Neben Hufrehe sind immer häufiger Stoffwechselerkrankungen, Leber- und Herzkreislauf-Beschwerden sowie Verdauungsprobleme bei Pferden dokumentiert.
In der freien Natur bewegen sich Pferde bis zu 16 Stunden am Tag und sind währenddessen auf Futtersuche. Elena Zeise, Tierärztin der Pferdeklappe, sieht heute meist das genaue Gegenteil. „Gerade Freizeitpferde erhalten oft die gleiche Futtermenge wie Sportpferde, obwohl sie weniger Energie benötigen“, so Zeise.
Viele Besitzer wollen ihren Pferden etwas Gutes tun, wenn sie ihnen dauerhaften Zugang zu Raufutter ermöglichen, um den Magen abzupuffern und so Magengeschwüren entgegenzuwirken. Pferdeexpertin Zeise: „Doch nicht jede Rasse ist dafür geeignet. Die leichtfuttrigen Rassen stehen dann oftmals nur noch am Futterplatz und verfetten – nicht nur äußerlich sichtbar, sondern auch innerlich! Gut gemeint ist nicht gut gemacht.“
Die Pferdeklappe in Tirol hilft seit 2021 Pferden und Pferdehaltern in Not und schenkt den Tieren ein Zuhause. Einige wurden Opfer von Tierquälerei oder schlechten Haltungsbedingungen. Andere werden aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen von ihren Haltern abgegeben. Die Pferdeklappe kümmert sich um die Tiere und vermittelt sie nach einiger Zeit an passende Plätze.
Übrigens sucht auch „Mariposa“ bereits ein neues Zuhause. Alle Infos: https://tierschutzverein.at/pferdeklappe-reutte/
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