St. Pölten, Lichtenwörth, Wiener Neustadt: Gleich an mehreren Schulen in Niederösterreich gab es zuletzt angedrohte Amokläufe, in einem Fall ist ein Bursche sogar mit einem Messer auf den Direktor losgegangen. Und zwei Verdächtige kennen sich sogar. Die Exekutive warnt einmal mehr: „Derartige Drohungen sind keine Kavaliersdelikte!“
Dienstagnachmittag versetzte ein 14-Jähriger die kleine Gemeinde Lichtenwörth im Bezirk Wiener Neustadt in Angst und Schrecken: Der Jugendliche hatte gegen seine ehemalige Schule eine „abstrakte Drohung“ ausgesprochen. Über Dritte gelangten diese bis zur Lehrerschaft, die Polizei wurde informiert.
Mit Freund Tankstelle überfallen
Der Bursche ist der Exekutive bekannt. Er hatte wenige Wochen zuvor mit einem um ein Jahr älteren Freund eine Tankstelle in Wiener Neustadt überfallen. Mit einer Pistole in der Hand drohten sie einem Angestellten (39), griffen selbst in die Kassenlade und flüchteten anschließend mit dem Bargeld. Der 14-Jährige stellte sich zwei Tage später selbst bei der Polizei. Nach 14 Tagen in Untersuchungshaft kam er wieder frei.
Anzeige auf freiem Fuß
Weil schon damals eine Waffe mitgeführt worden war, rückte nun ein Großaufgebot samt Spezialeinheit Cobra nach Lichtenwörth aus. „Die Sicherheit hatte oberste Priorität“, erklärte die Landespolizeidirektion. Der Bursche, der laut Bildungsdirektion zuvor nicht negativ oder durch aggressives Verhalten aufgefallen sei, wurde auf freiem Fuß angezeigt.
Derartige Drohungen, wenn auch unbedacht oder aus Spaß ausgesprochen, stellen keine Kavaliersdelikte dar. Sie werden strafrechtlich verfolgt.
Polizeisprecher Johann Baumschlager
„Es war nicht ausreichend beweisbar, dass er das wirklich behauptet hat“, begründet die Staatsanwaltschaft auf Anfrage. Am Mittwoch fand der Unterricht in der NMS Lichtenwörth unter Polizeibeobachtung statt. Ein Betretungs- und Annäherungsverbot stehe im Raum.
Ein Freund kam mit Messer
Brisant: Ein gleichaltriger Freund des Jugendlichen hatte bereits Anfang Oktober für einen Polizeieinsatz an der Polytechnischen Schule in Wiener Neustadt gesorgt. Der Schüler, dem aggressive Neigungen nachgesagt werden, war nach einem Streit nach Hause gegangen und mit einem Messer zurückgekehrt, mit dem er auf den Direktor losgehen wollte. Auch dorthin war die Cobra ausgerückt, verletzt wurde niemand.
Der 14-Jährige wurde bereits zu acht Monaten Haft, zwei davon unbedingt, verurteilt. „Die beiden kennen sich, sie stammen aus derselben Clique“, bestätigt die Polizei. Einen direkten Zusammenhang beider Vorfälle soll es aber nicht geben, betont man.
Drohung in St. Pölten
Noch in U-Haft sitzt indes ein Jugendlicher, der an einer Höheren Schule in St. Pölten einen Amoklauf angedroht haben soll. Das bestätigt die Staatsanwaltschaft St. Pölten Mittwochvormittag auf „Krone“-Anfrage. Der 16-Jährige habe gegenüber Mitschülern erwähnt, bestimmte Personen umbringen zu wollen. Es soll eine Art „Todesliste“ gegeben haben. Der Bursche soll psychische Probleme haben.
„Kein Kavaliersdelikt“
Johann Baumschlager von der Landespolizeidirektion warnt explizit vor Nachahmungstätern: „Es darf ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass derartige Drohungen, wenn auch unbedacht oder aus Spaß ausgesprochen, keine Kavaliersdelikte darstellen, sondern strafrechtlich verfolgt werden.“
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