Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe wird ein großer Schweinemastbetrieb in Niederösterreich nun genau unter die Lupe genommen. Behörden, Politiker und auch Vertreter von AMA fordern eine rigorose Aufklärung. Nun spricht auch erstmals der Betreiber selbst.
Ein hoher Gesundheitsstatus, tierartgerechte Gruppenhaltung, beste Qualität, hohes Tierwohl: Damit wirbt das Gut Hardegg im Bezirk Hollabrunn auf seiner Homepage. 1000 Muttertiere und 10.000 Schweine umfasst der riesige Betrieb.
Die Vorwürfe, mit denen der Verein gegen Tierfabriken (VGT) Dienstagvormittag an die Öffentlichkeit gegangen ist, zeigen jedoch ein gänzlich anderes Bild. Mitarbeiter, die den Schweinen ins Gesicht pinkeln, sie schlagen, ihnen Stromstöße verabreichen. Dazu Borstentiere, die derart verletzt sind, dass sogar ihre Eingeweide sichtbar werden. Es sind erschreckende Bilder, die der VGT zur Anzeige brachte.
Mehrere Kontrolleure vor Ort
Die Reaktionen darauf ließen nicht lange auf sich warten. Bereits wenige Stunden später waren zwei Amtstierärzte vor Ort, um sich im „Vier-Augen-Prinzip“ ein Bild davon zu machen. Die AMA hat den Betrieb vorübergehend vom Gütesiegel suspendiert und ebenfalls einen Kontrolleur vorbeigeschickt. „Wer Tiere so behandelt, hat jedes ethische Maß, jede Moral verloren. Was hier passiert ist, ist eine Schande für jeden, der Verantwortung trägt. So etwas darf es in Österreich nicht geben“, kritisiert Maggie Entenfellner von der „Krone“-Tierecke.
„Danke dem VGT“
Und auch die Politik fordert eine rasche Aufklärung. „Ich danke dem VGT ausdrücklich dafür, dass diese ungeheure Tierquälerei ans Licht gebracht wurde“, betont Tierschutz-Landesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ), dass sich die „zuständigen Behörden diesen Betrieb jetzt ganz genau vorknöpfen werden und, wenn die Vorwürfe stimmen, dafür sorgen, dass diesem Treiben rasch und konsequent ein Ende gesetzt wird“.
Auch Dominic Hörlezeder, Tierschutzsprecher der Grünen im NÖ Landtag, zeigt sich fassungslos: „Es ist völlig unverständlich, wie es zu solchen Zuständen überhaupt kommen kann.“ Er sieht ein klares Systemversagen. „Wenn trotz jährlicher angemeldeter und unangemeldeter AMA-Kontrollen und kürzlich durchgeführter Prüfung (Audit) ohne Beanstandungen solche Missstände möglich sind, dann muss sich grundlegend etwas ändern.“
Ich erkenne meinen Betrieb oder die unkenntlich gemachten Personen jedenfalls nicht eindeutig wieder.
Maximilian Hardegg
Betreiber Maximilian Hardegg zeigt sich im „Krone“-Gespräch von den Vorwürfen überrascht. Er sei erst drei Wochen davor behördlich kontrolliert worden. Es habe keine Beanstandungen gegeben. Er hatte, wie er betont, davor keinerlei Kenntnis über die kritisierten Missstände. Wenngleich er betont, dass das Verrichten der Notdurft im Stall oder das Schlagen der Tiere keinesfalls vorkommen dürfen, bezweifelt er, dass die vom VGT veröffentlichten Bilder und Videoaufnahmen (siehe oben) aus seinem Betrieb stammen. „Die Luftaufnahmen vom VGT zeigen meinen Stall, aber die Aufnahmen drinnen können von überall sein. Ich erkenne meinen Betrieb oder die unkenntlich gemachten Personen jedenfalls nicht eindeutig wieder“, so Hardegg.
„Ein furchtbarer Tag für uns“
Der Stallbesitzer betont, dass es verletzte Tier, gerade bei einer Größenordnung wie bei ihm, immer geben könne. „Wir halten die Tiere gut, wir schulen unsere 14 Mitarbeiter“, betont Hardegg. Dass jemand etwas falsch mache, könne man aber leider nie gänzlich ausschließen. „Es ist ein furchtbarer Tag für uns. Ich werde mir auch selbst alles gründlich ansehen“, so Hardegg. Vor allem auch das Video. Denn er ist auf den VGT nicht gut zu sprechen. „Ich traue ihnen nicht. Sie sollen auch mit Archivmaterial arbeiten“, so Hardegg, der betont: „Sollten die Bilder aus unserem Betrieb stammen, wurden sie auf illegale Art und Weise angefertigt.“
Mithelfen bei der Aufklärung wird auf jeden Fall die Bezirkshauptmannschaft Hollabrunn. „Aufgrund dieser Anzeige wurden verwaltungsstrafrechtliche als auch tierschutzrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Ebenfalls wird derzeit geprüft, ob der Verdacht von strafgesetzlichen Tatbeständen vorliegt und diese bei Vorliegen an die Staatsanwaltschaft zur strafrechtlichen Beurteilung übermittelt“, so Bezirkshauptmann Karl-Josef Weiss.
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