Stromschläge für Mastschweine, tote Ferkel werden durch den Gang getreten wie ein Fußball, schwer kranke Tiere in engen Käfigen und – als wäre das nicht schon genug – Mitarbeiter, die dem Borstenvieh direkt in das Gesicht pinkeln: Der Verein gegen Tierfabriken hat Anzeige gegen einen Betrieb in Niederösterreich erstattet.
Schwere Vorwürfe gegen einen selbst ernannten „Vorzeigebetrieb“ im Weinviertel: Dem Verein gegen Tierfabriken (VGT) wurde Bild- und Beweismaterial vom September und Oktober dieses Jahres vorgespielt, das grobe Missstände aufzeigt. „Die Szenen schockieren durch den rohen Umgang mit den Schweinen, die Brutalität und die Respektlosigkeit in dieser Schweinefabrik“, so der VGT.
„Völlig respektlos“
Was ist konkret zu sehen? Unter anderem, wie ein Arbeiter Mastschweinen absichtlich ins Gesicht und auf den Körper uriniert. Ein weiterer pinkelt neben eine Abferkelbucht. „Diese Taten zeugen nicht nur von völliger Respektlosigkeit und von Verachtung den Tieren gegenüber, sondern sind auch aus Hygienegründen höchst fragwürdig“, so David Richter vom VGT, der darauf hinweist, dass zumindest der Mastbereich das AMA-Gütesiegel trage.
Weiters ist auf den Aufnahmen eine Frau zu sehen, die Muttertiere in Kastenständen mit Stücken und Metallhaken schlägt. Ein anderer Arbeiter treibt die Schweine unter Einsatz von Elektroschocks vor sich her. „Es gibt keinen Grund für diese Brutalität“, so Richter. Tote Ferkel werden mit den Füßen durch den Gang geschleudert, lebende Jungtiere brutal an den Beinen gepackt.
Eingeweidebrüche, Verletzungen
Auch der gesundheitliche Zustand der Schweine gibt Anlass zur Sorge. Viele Schweine sind auf den Videos mit Eingeweidebrüchen und Verletzungen zu sehen. „Wir gehen davon aus, dass so gut wie alle dieser Mastschweine auf Vollspaltenboden leben müssen. Das hat mit einem ,Vorzeigebetrieb‘ wirklich nichts zu tun“, so Richter. Weiters zeigen die Aufnahmen, dass die Tiere keinen Zugang zu vorgeschriebenen Beschäftigungsmöglichkeiten haben.
Behörde bestätigt Anzeige
Der VGT hat sämtliche Missstände bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde angezeigt. Die Bezirkshauptmannschaft bestätigt, dass aufgrund der Anzeige verwaltungsstrafrechtliche als auch tierschutzrechtliche Ermittlungen eingeleitet wurden. Zwei Amtstierärzte sollen rasch den Betrieb im Vier-Augen-Prinzip überprüfen. Sollten strafgesetzliche Tatbestände vorliegen, würden diese der Staatsanwaltschaft übermittelt werden.
„An den Haaren herbeigezogen“
Der Besitzer des Schweinebetriebs beteuert, selbst nichts von den Vorwürfen zu wissen. „Das scheint an den Haaren herbeigezogen zu sein“, erklärt er, dass erst vor vier Wochen eine behördliche Kontrolle keine Beanstandungen aufgezeigt habe. „Wir wurden auf Herz und Nieren kontrolliert, unsere Mitarbeiter sind speziell geschult“, berichtet er auf „Krone“-Anfrage.
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