Offiziell bedroht

Damit unsere Wildbienen weiter summen

Niederösterreich
26.10.2025 08:00

Pestizide, der Klimawandel und der Lebensraum, der ihnen genommen wird, macht den Bienen zu schaffen. Wenn wir sie verlieren, schwindet auch das ökologische Gleichgewicht. Vielerorts versucht man die Insekten zu retten, so auch in der Steiermark von Volks Rock ‘n‘ Roller Andreas Gabalier. 

Es war einer jener goldenen Oktobertage, an denen das Licht über die sanften Hügel des Pöllauer Tals fließt, als wolle die Sonne selbst noch einmal summen. Hier, im Herzen der Steiermark, entstand etwas, das weit über Symbolik hinausgeht: eine Harmonika aus Stein, Holz und Moos – gebaut für die Wildbienen, jene stillen Helden unserer Landschaft.

Zwei Meter hoch, fünf Meter breit
Was an diesem Tag in Pöllau gefeiert wurde, ist nicht nur ein Kunstprojekt. Es ist eine Antwort – auf ein historisches Urteil aus Brüssel. Zum ersten Mal in der Geschichte der Europäischen Union stehen Wildbienen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Laut der International Union for Conservation of Nature (IUCN) gelten 172 von 1.928 Wildbienenarten in Europa als vom Aussterben bedroht – doppelt so viele wie vor zehn Jahren.

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Mit diesem Projekt verbinden wir Herz, Heimat und Natur – das ist gelebter Artenschutz.

Andreas Gabalier

EU-Umweltkommissarin Jessica Roswall sprach von einem „kritischen Zustand der europäischen Bestäuber“ und forderte entschlossenes Handeln. „Wenn wir jetzt nicht handeln, bricht eine zentrale Säule unserer Ökosysteme weg.“ Denn ohne Wildbienen gäbe es keine blühenden Wiesen, keine Obstbäume, keine Kürbisse, kein Obst in unseren Regalen. Laut EU-Studie hängen bis zu 90 Prozent aller europäischen Blütenpflanzen von tierischer Bestäubung ab.

Warum die Beinen verschwinden
Doch warum sterben sie? Die Antwort ist komplex – und erschütternd. Forscher machen eine Kombination aus Pestiziden, Klimawandel und Lebensraumverlust verantwortlich. Intensive Landwirtschaft zerstört natürliche Wiesen, auf denen Wildbienen nisten und Nahrung finden. Neonicotinoide - Insektizide, die in vielen Pflanzenschutzmitteln enthalten sind – schwächen das Nervensystem der Tiere, machen sie orientierungslos und anfälliger für Krankheiten.

Auch die Erderhitzung verschärft die Krise. Mehr als die Hälfte aller bedrohten Schmetterlingsarten leidet bereits unter steigenden Temperaturen; viele Gebirgsbienen werden in höhere Lagen gedrängt - wo ihre Lebensräume schrumpfen „Wildbienen kann man nicht einfach ersetzen“, warnt Biologe Denis Michez, Koordinator der EU-Studie. „Honigbienen sind Zuchttiere – die wilden Arten erfüllen Aufgaben, die kein Imker nachstellen kann. Wenn sie verschwinden, verlieren wir das natürliche Gleichgewicht.“

Wenn die Bienen singen: Andreas Gabalier unterstützt die Initiative „BeeWild“
Wenn die Bienen singen: Andreas Gabalier unterstützt die Initiative „BeeWild“(Bild: BeeWild)

„BeeWild“ - Österreich summt auf
Genau hier setzt die Initiative „BeeWild“ an, die von der Krone seit Monaten unterstützt wird. Sie will Österreich zu einem Land machen, in dem die Bienen wieder fliegen – und zwar wild, frei und vielfältig. Unterstützt wird die Aktion von Frutura, Österreichs größtem Frucht- und Gemüsevermarkter, und einer Riege prominenter Mitstreiter: Andreas Gabalier, Dominik Thiem, Elina Garanca, Lizz Görgl und Sebastian Vettel. „Wir müssen die Menschen wieder mit der Natur versöhnen. Wenn Kinder lernen, dass jedes Insekt wichtig ist, dann retten wir mehr als nur Arten – wir retten Bewusstsein.“ Das sagt Katrin Hohensinner-Häupl, Geschäftsführerin von Frutura, während sie gemeinsam mit Volksschulkindern kleine Nisthilfen für Wildbienen baut.

Ein Kunstwerk mit Herz – und Heimat 
Gestaltet wurde die monumentale Harmonika von Thomas Zimmermann, einem Künstler aus Graz, gemeinsam mit Schülern der Polytechnischen Schule Pöllau. Sie sägten, schraubten und pflanzten tagelang, bis aus ihrer Arbeit ein Trittsteinbiotop entstand – ein Mini-Lebensraum für Insekten, Eidechsen und andere kleine Bewohner der Wildnis. „Kinder für die Natur zu begeistern, ist das schönste Fundament für die Zukunft“, sagt Initiator Manfred Hohensinner. Und tatsächlich: Das Summen, Lachen und Werkeln dieser Generation klingt wie das Echo einer Zukunft, die wieder Wurzeln schlägt.

„BeeWild“-Initiator Manfred Hohensinner, Futura-Chefin Katrin Hohensinner-Häupl und Sänger ...
„BeeWild“-Initiator Manfred Hohensinner, Futura-Chefin Katrin Hohensinner-Häupl und Sänger Andreas Gabalier.(Bild: BeeWild / MotionAds)

Gabalier selbst wirkt an diesem Tag ungewohnt leise. Er steht zwischen den Kindern, hilft, Moos zu platzieren, und betrachtet das Werk fast andächtig „Wenn Musik Brücken bauen kann, dann auch zwischen Mensch und Natur“, sagt er. „Das Summen der Bienen, das Rauschen der Bäume – das sind die schönsten Melodien der Welt.“ Der Volks-Rock’n’Roller, sonst der Held der großen Bühnen, steht hier als einer von vielen. Ein Mann, der spürt, dass sein Land etwas braucht, das stiller ist als Applaus – und größer als ein Konzert: Verbindung.

Ein Symbol, das lebt
Die „BeeWild“-Harmonika von Pöllau ist mehr als Kunst. Sie ist ein Symbol für Zusammenhalt, für eine Rückkehr zur Achtsamkeit. Für ein Österreich, das begreift, dass Heimat nur dort Wurzeln schlagen kann, wo die Natur leben darf. „A bisserl mehr Natur im Takt vom Herz – das brauchen wir heut mehr denn je.“ So sagt es Gabalier – und man glaubt es ihm. Denn zwischen Stein, Holz und Moos, zwischen Kinderlachen und Bienensummen, entsteht etwas, das Hoffnung heißt.

Das historische Urteil aus Brüssel ist ein Weckruf. Es sagt uns, dass die Zeit des Wegschauens vorbei ist – und die Zeit des Handelns begonnen hat. Mit Projekten wie „BeeWild“, mit Herzblut, Kreativität und Musik. Denn manchmal, so scheint es, beginnt Rettung mit einem einzigen Ton. Und in Pöllau klingt dieser Ton – nach Leben.

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