Versuche, bei denen die Einsatzmöglichkeiten verschiedener Gelsen-Arten untersucht wurden, seien anno 1944 im Auftrag der SS im Entomologischen Institut auf dem Gelände des KZs Dachau durchgeführt worden, berichtet Klaus Reinhardt vom Institut für Evolution und Ökologie an der Universität Tübingen in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Endeavour".
Offiziell sei es in dem Institut darum gegangen, Mittel gegen von Läusen und Insekten übertragene Krankheiten zu finden. Laut Reinhardt, der erstmals die Forschungsprotokolle des Dachauer Institutsleiters Eduard May durchforstet hat, lassen dessen Notizen aber keinen anderen Schluss zu, als dass auch an einer Bio-Waffe für den Angriff gearbeitet wurde.
Versuche mit Anopheles-Mücken
So fanden sich in Mays Protokollen etwa Berichte über Versuche mit Anopheles-Mücken, in denen die Malariaerreger einen Teil ihrer Entwicklung durchmachen. Untersucht wurde, wie lange die blutsaugenden Insekten ohne Nahrung überleben, um sie von einer Zuchtstation zu einer Abwurfstelle zu transportieren. Eindeutig als Forschung für biologische Angriffswaffen wertet der Experte eine Anmerkung Mays, in der dieser empfahl, eine bestimmte Anopheles-Art für diese Zwecke zu verwenden.
Bis dato sei umstritten gewesen, ob die Nazis im Zweiten Weltkrieg an offensiver biologischer Kriegsführung geforscht hätten, sagt Reinhard. Nach den neuesten Erkenntnissen könne diese Frage aber nun neu diskutiert werden, ist der Wissenschaftler überzeugt.
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