Kritik an Therapie

Zeckenstich-Opfer kämpfen für bessere Behandlung

Niederösterreich
10.09.2025 18:00

Eine Borreliose-Erkrankung infolge eines Zeckenstichs kann das Leben zum Albtraum machen. Zwei Betroffene kritisieren nun die aktuelle Diagnostik und Behandlung in unserem Land und haben einen offenen Brief an die Ministerin verfasst.

Rudolf Buchinger war Sportler, Landwirt und topfit. Zeckenstiche gehörten für ihn durch seine Tätigkeit in der Natur zum Alltag. Damit gelangten jedoch die heimtückischen Borrelien in seinen Körper. Als Buchinger infolge eines Arbeitsunfalls stark geschwächt war, verrichteten diese ganze Arbeit – mit schlimmen Folgen für den Landwirt, dem schlussendlich sogar Pflegestufe sieben attestiert wurde. „Die Borrelien wurden zwar gefunden, es hieß aber damals, dass sie nicht für meinen Zustand verantwortlich sind“, kritisiert er. 

In Eigenregie zurück ins Leben
Bis heute habe er keine schulmedizinische Diagnose oder Hilfestellung zur Behandlung der Borreliose erhalten, stattdessen habe er sich in Eigenregie zurück ins Leben gekämpft, musste unter anderem erst wieder gehen lernen. Als Obmann der Selbsthilfegruppe Borreliose hat sich Buchinger nun ganz dem Kampf gegen die Erkrankung verschrieben. Mit Broschüren und Kinderbüchern möchte er vor allem den Fokus auf Prävention legen: „Wer Zecken rasch und richtig entfernt, erspart sich viel.“

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Wenn du bei uns eine Schachtel Antibiotika eingenommen hast, hast du die Krankheit erfolgreich bekämpft. Doch das ist falsch.

Dieter Schmidradler

Der Bedarf an Aufklärung sei groß, bis zu 70.000 Menschen würden in Österreich Jahr für Jahr daran erkranken. Im Gegensatz zu FSME gibt es dagegen noch keine Schutzimpfung. „Eine Therapie ist abhängig von Ausprägung und Stadium der Erkrankung. Je später sie behandelt wird, umso häufiger gibt es Therapieversager“, warnt Buchinger. Gerade in der Region rund um die Landeshauptstadt sei mittlerweile laut Zeckenmonitoring jede zweite 2024 untersuchte Zecke Borrelia-positiv gewesen.

„Therapie-Versager kennt man nicht“
Einen Weggefährten hat er in dem St. Pöltner Dietmar Schmidradler gefunden. Auch dessen Symptome werden schlimmer: Schmerzen, Konzentrationsstörungen und motorische Probleme, er kann kaum mehr den Computer bedienen. Doch nach erfolglosen Antibiotika-Therapien glaubten Mediziner eher, dass seine Probleme psychischer Natur sind. „Weil man bei uns nach einer Packung Tabletten als geheilt gilt und man Therapie-Versager nicht kennt“, betont er. Zudem wurde man sich zu sehr an dem typisch-roten Kreis infolge eines Stichs orientieren. „In Deutschland weiß man bereits, dass den nur mehr jeder Dritte hat“, so Schmidradler.

Borreliose

Borreliose ist eine durch Bakterien ausgelöste Infektionskrankheit, die durch einen Zeckenstich übertragen wird (Zecken stechen und beißen nicht). Viele Infektionen können anfangs ohne sichtbare Symptome erfolgen, Spätformen oft Monate oder Jahre nach einem Stich auftreten. Eine Impfung gibt es bislang nicht, jene gegen FSME schützt nicht vor einer Borreliose-Erkrankung. Wird man gestochen, sollten Zecken rasch entfernt werden, in dem sie mit einer Zange herausgedreht werden. Wichtig: Keinen Klebstoff oder Nagellack verwenden – in Panik spuckt die Zecke mehr Speichel und damit möglicherweise auch mehr Krankheitserreger aus.

Offener Brief
Die beiden Männer verfassten daher einen offenen Brief an Gesundheitsministerin Korinna Schumann. Darin fordern sie die Erarbeitung neuer Leitlinien zur Diagnose und Therapie, wie es sie etwa in Deutschland gibt. „Dort werden verschiedene Therapieversuche aneinandergereiht und man wird nicht als Patient mit einer Krankheit zur Seite gestellt, für die es keinen Namen gibt“, kritisiert der St. Pöltner.

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