Seit hundert Jahren lernen die Steirerinnen und Steirer mit dem St. Martiner Kochbuch alles, was man in der Küche wissen muss. Herta Temm (90), die Schwiegertochter der Autorin, verrät in der „Krone“ exklusiv ihr absolutes Lieblingsrezept für alle Familienfeiern.
In der Küche meiner Kindheit stand es rechts über dem Herd: ein grünes, schlichtes Cover mit ausgefransten Ecken und Fettflecken. Öffnete man es, fielen aus Zeitungen ausgeschnittene und auf Notizzettel gekritzelte Rezepte von Freunden und Familienmitgliedern heraus. Das St. Martiner Kochbuch steht wohl in so vielen steirischen Küchen wie kein anderes. Und heuer feiert das Standardwerk seinen 100. Geburtstag.
Als die Schuldirektorin Emilie Zeidler vor hundert Jahren das Kochbuch im Eigenverlag des Volksbildungsheimes St. Martin erstmals herausgab, richtete sich die Rezeptsammlung an Bauernmädchen in kleinen Haushaltungsschulen. 1950 übernahm Elfriede Temm als neue Direktorin auch die Weiterentwicklung – und begrüßte ihre Leser in der 31. Ausgabe von 2000 mit „liebe Hausfrauen und -männer, liebe (zukünftige) Köchinnen und Köche!“
Tradition und Moderne
„Das Kochbuch ist hundert Jahre alt, weil es mit einfachen, aber gängigen Rezepten ausgestattet ist“, sagt Herta Temm. Die 90-Jährige ist die Schwiegertochter der Autorin und hat an den neueren Auflagen mitgewirkt. „Die Rezepte sind so formuliert, dass jeder sie verstehen kann.“
Das Wichtigste in dem Lehrbuch sind die vielen Grundrezepte – Strudel- und Biskuitteig, Brand- und Germteig wurden tausendfach erprobt. Manche Rezepte – etwa die Einbrennsuppe – sind seit 1925 ununterbrochen in jeder Auflage. „Das Grundlegene, Alte bleibt erhalten, das war mir wichtig, aber es wird der Zeit entsprechend verbessert“, sagt Temm.
Ich wünsche mir für die nächsten 100 Jahre, dass das Kochbuch sich immer wieder weiterentwickelt und die Einfachheit in der Zubereitung erhalten bleibt.
Herta Temm (90), Schwiegertochter der Autorin Elfriede Temm
Die 35. Auflage hat erstmals ein Kapitel zum Thema vegane Ernährung. „Das ist ein Trend und das Kochbuch soll für junge Leser verwendbar sein.“ Lehrerinnen des Bildungshauses St. Martin haben das Buch überarbeitet und durchgesehen – etwa in Bezug auf Zucker- und Fettgehalt. „Die Gesundheit war von Beginn an immer ein wichtiger Aspekt“, sagt Direktorin Anna Thaller.
Über 300.000 Exemplare hat der Grazer Stocker-Verlag seit 1977 verkauft, was es zu einem der erfolgreichsten Titel überhaupt macht. Die 35. Ausgabe gibt es ein Jahr lang auch als Jubiläumsausgabe zum 100. Geburtstag.
Die „feine Schokoladentorte“ ist Teil der Familiengeschichte
Die Frage nach einem Lieblingsrezept ist sicher nicht leicht zu beantworten, aber Herta Temm überlegt nicht lange. „Eines sollte ich eigentlich mittlerweile auswendig können, aber ich schlage es doch immer wieder nach: Die feine Schokoladentorte gibt‘s bei allen Geburtstagen und besonderen Anlässen im Hause Temm.“ In der neuen Ausgabe findet man sie übrigens auf Seite 321.
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