Das Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien habe "dieses Expertenstatement mit den Mitgliedern des Nationalen Impfgremiums und in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium vor allem für Ärzte erstellt", erkärt Institutsleiterin Ursula Wiedermann-Schmidt. "Wir haben das selbst finanziert. Es gibt keine Unterstützung der pharmazeutischen Industrie."
Auf 20 Seiten werden unter dem Titel "Reaktionen und Nebenwirkungen nach Impfungen – Erläuterungen und Definitionen in Ergänzung zum Österreichischen Impfplan" die wesentlichsten Informationen zu Positiva und Impfreaktionen, Nebenwirkungen, wissenschaftlichen Studien etc. zusammengestellt. Mitgearbeitet hat auch Patienten- und Pflegeanwalt Gerald Bachinger. Vom deutschen Robert-Koch-Institut kam Brigitte Keller-Stanislawski hinzu.
"Skepsis nimmt immer mehr zu"
Wiedermann-Schmidt über die Beweggründe: "Die Skepsis in der Bevölkerung gegenüber Impfungen nimmt immer mehr zu. Die Verunsicherung ist gewachsen. Dabei wird vergessen, dass uns die hohen Durchimpfungsraten bisher vor vielen Krankheiten geschützt haben. Wir haben zum Beispiel hier in Österreich schon seit Langem keine Polio mehr gesehen." Diphtherie gäbe es nicht mehr – ebenso wenig wie etwa Tetanus.
Doch statt dies den Impfungen – die auch regelmäßig notwendig sind – zu danken, kippt die Meinung in der Öffentlichkeit zunehmend. Die Wiener Expertin: "Stattdessen sieht man oft nur noch sogenannte Nebenwirkungen. Auch die mediale Berichterstattung trägt dazu bei. Man konzentriert sich auf wenige Ereignisse. Die ganze 'Optik' wird schief, was einen zunehmenden Vertrauensverlust erzeugt."
Dabei sei längst klar: Impfungen retten zahllosen Personen das Leben. Es gibt US-Schätzungen, wonach im 20. Jahrhundert in den USA vor Einführung der verschiedenen Impfungen rund drei Dutzend Millionen Menschen an inzwischen verhinderbaren Krankheiten starben. In vielen Fällen sank die Zahl mittlerweile auf null bis einige wenige pro Jahr.
"Dass man bei Vakzinen nichts weiß, stimmt einfach nicht"
Und schließlich: Wissenschaft und Gesundheitsbehörden sind ständig auf der Suche nach potenziellen Risiken – auch bei den Vakzinen (Impfstoff aus lebenden oder abgetöteten Krankheitserregern). Wiedermann-Schmidt: "Dass man da 'nichts weiß', stimmt einfach nicht. Es gibt riesige klinische Studien mit den einzelnen Vakzinen. Und es existiert eine ständige Überwachung im Rahmen der Pharmakovigilanz nach der Marktzulassung."
Umso diffuser würden mittlerweile die "Nebenwirkungen" von Impfungen, die von Skeptikern genannt würden: zum Beispiel Allergien, Autoimmunerkrankungen – alles immunologisch sehr komplexe Geschehen, die nicht auf eine Ursache zurückgeführt werden können. Wiedermann-Schmidt: "Die wissenschaftlichen Studien sprechen einfach dagegen. Dass eine Impfung direkt ein solches Problem auslösen kann, stimmt nicht."
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