Die Stadt Graz hätte Burg Gösting vor zwei Jahren für vergleichsweise einen „Pappenstiel“ kaufen können. Das geht zumindest aus einem Angebot des einstigen Burgherrn hervor, das die ÖVP jetzt vorlegt.
Die Zukunft der Burgruine Gösting beschäftigt nicht nur viele Grazer. Wie berichtet, stehen die altehrwürdigen Gemäuer zum Verkauf. Stolze 6,5 Millionen Euro haben die Erben des verstorbenen Burgherrn Hubert Auer dafür ausgerufen. Viel zu viel für die Stadt Graz. Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ) winkte sofort ab, bei der aktuellen Budgetlage sei dies illusorisch, zumal ja auch noch Aufschließungskosten in der Höhe von mindestens zwei Millionen Euro zu stemmen wären.
Statt 40.000 nur 1 Euro
Doch hätte die Stadt vor gar nicht allzu langer Zeit die Burg vergleichsweise um einen Schnäppchenpreis erwerben können? Damit lässt jetzt ÖVP-Stadtrat Kurt Hohensinner aufhorchen. Er legt dazu ein Angebot von Hubert Auer vom Juli 2023 vor: Darin bietet der einstige Groß-Bäcker der Stadt an, den Pachtzins von jährlich 40.000 auf einen Euro (!) zu vermindern – oder der Pachtvertrag bleibt aufrecht und die Burg geht nach Ende der 50-jährigen Laufzeit an die Kommune über. Dritte Möglichkeit: Die Stadt zahlt den noch ausstehenden Pachtzins für die gesamte Laufzeit und wird damit Burg-Herrin.
„Warum hat Stadtrat Eber aber auch nach Eingang dieses Angebots immer mit dem hohen Pachtzins argumentiert? Und vor allem, warum hat die Öffentlichkeit nie von diesem Angebot erfahren?“, fragt sich jetzt nicht nur Hohensinner. Der Finanzstadtrat bestätigt das Auer-Angebot. „Es gab auch mehrere Gespräche. Nach umfassender Prüfung hat sich die Stadt, insbesondere aufgrund der zu erwartenden Folgekosten in Millionenhöhe, aber für die Kündigung des Pachtvertrags entschieden“, stellt Eber klar.
„Geht um Erhalt von wertvollem Kulturgut“
Zweifellos hätte die Stadt beim Eingehen auf das Offert viel Geld sparen und die Ruine so bewahren können. „Aber die Koalition gibt das Geld offenbar lieber für, aus meiner Sicht, sinnlose Verkehrsprojekte aus, als sich der Verantwortung zu stellen, wertvolles Kulturgut – und hier geht es immerhin um das älteste Bauwerk der Stadt – zu bewahren“, schüttelt Hohensinner den Kopf. Oberstes Ziel müsse es jedenfalls sein, dass die Burg endlich wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
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