Von Ghana bis Kenia

Medizinische Hilfe: Steirer packen in Afrika an

Steiermark
25.07.2025 09:00

Ghana, Kenia und Tansania: Steirisches Engagement sorgt in mehreren afrikanischen Ländern für Lichtblicke. Drei Freiwillige stecken ihre Zeit in Entwicklungsprojekte – der „Krone“ haben sie erzählt, was sie dazu bewegt.

Im Krankenhaus in Liuli hat gerade das letzte Röntgengerät seinen Geist aufgegeben. Eine Neuanschaffung um 40.000 Euro? Für die Menschen im Südwesten Tansanias undenkbar. Noch härter wird das fehlende Equipment auf der Intensivstation für Neugeborene spürbar. Es mangelt an dringend notwendigen Pulsoximetern – obwohl ein Gerät nur etwa 250 Euro kostet.

Devrim Kara, Grazer Medizinstudent, konnte bei all dem Leid nicht wegsehen. „Ich fand es immer schon unfair, dass es uns in Europa besser geht als den Leuten in Afrika. Und das aufgrund der Kolonialisierung“, sagt er. Zusammen mit dem deutschen Verein Friends of St. Anne’s e. V. hat er eine Spendenaktion für technische Geräte gestartet. Auch funktionstüchtige, aussortierte Geräte aus österreichischen Krankenhäusern könnten verwendet werden.

Das Krankenhaus in Liuli benötigt dringend neue technische Geräte.
Das Krankenhaus in Liuli benötigt dringend neue technische Geräte.(Bild: Friends of St. Anne’s e. V.)

In der Vergangenheit war es unmöglich, Notfallpatienten aus abgelegenen Dörfern medizinisch zu versorgen. Menschen, die bis zu 100 Kilometer entfernt wohnen, konnten das Krankenhaus nicht erreichen, was oft dazu führte, dass leicht behandelbare Krankheiten tödlich endeten. Dank großzügiger Spenden konnte 2013 ein Krankenwagen angeschafft werden. 

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Vor Ort möchte ich mit anpacken und die Infrastruktur mit den Spendengeldern aufbauen.

Devrim Kara, Grazer Medizinstudent

Daran möchte Kara nun anknüpfen. Obwohl er sich mitten im Studium befindet, wird er voraussichtlich im Winter nach Tansania reisen – und freut sich über Ärzte, Psychologen oder Pfleger, die ihn auf seinem Weg unterstützen. „Vor Ort möchte ich mit anpacken und die Infrastruktur mit den Spendengeldern aufbauen“, sagt er.

Periode zwingt Frauen, zu Hause zu bleiben
Auch im Nachbarland Kenia stößt man auf steirisches Engagement. Andreas Pirker, Gründer des Vereins Great Hope, hat in Nairobi eine Schule mit 170 Kindern und ein Waisenhaus mit 90 Kindern aufgebaut. Vor neun Jahren begann er mit seinen Projekten fernab seiner kleinen Heimatgemeinde Lannach. Mittlerweile hat er in Kenia 17 Personen fix angestellt.

Produzent und Abnehmerin: Die Stoffbinden werden gut angenommen.
Produzent und Abnehmerin: Die Stoffbinden werden gut angenommen.(Bild: Great Hope)

Sein jüngstes Engagement: Periodenartikel, die vor Ort genäht und kostenlos an Frauen verteilt werden. „Aus Not greifen viele Frauen in Kenia während ihrer Monatsblutung zu alten Stofffetzen oder Zeitungspapier. Viele Mädchen können während ihrer Periode nicht einmal in die Schule gehen“, sagt der 59-Jährige, der das Land jedes Jahr selbst besucht. Noch schlimmer: Manche Frauen würden durch Gelegenheitsprostitution versuchen, an Geld für Hygieneartikel zu kommen.

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Die Produkte werden total gut angenommen – der Bedarf ist riesig.

Andreas Pirker, Vereinsgründer Great Hope

Etwa 1000 Personen konnte durch die Pakete mit Gratis-Stoffbinden bereits geholfen werden. Jede Person bekommt vier wiederverwertbare Binden, die sie immer wieder auswaschen kann. „Die Produkte werden total gut angenommen – der Bedarf ist riesig.“ In der Produktion kostet ein Paket fünf Euro – auch Pirker ist auf Spenden angewiesen.

Hilfe unter Mangobäumen: Magdalena Grießler in Ghana
Hilfe unter Mangobäumen: Magdalena Grießler in Ghana(Bild: Elisabeth Zangerl)

Im Westen Afrikas bringt sich wiederum eine Allgemeinmedizinerin aus Mariazell ein. Magdalena Grießler reiste nach Ghana und unterstützte das Public-Health-Team, das der Bevölkerung an abgelegenen Orten niederschwellige medizinische Hilfe bietet. Das Angebot ist Teil eines Entwicklungsprojekts mit österreichischen Wurzeln. Verschiedene Vereine halfen dabei, in Kulmasa ein neues Krankenhaus auf die Beine zu stellen – die „Holy Family“-Klinik.

Ob in Ghana, Kenia oder Tansania – alle Freiwilligen eint das Bedürfnis, einen Teil unseres Wohlstands ärmeren Menschen zurückzugeben. Medizinstudent Kara bringt es auf den Punkt: „Wenn ich die Fähigkeit habe, jemandem zu helfen, dem es schlechter geht als mir, dann sollte ich das einfach tun.“

Unter diesen Links können Sie die Projekte unterstützen: Technische Geräte für TansaniaPeriodenartikel für KeniaKrankenhaus in Ghana

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