PR-Feldzug mit Kreuz

“Assads Nonne” wirbt für syrischen Diktator

Ausland
29.11.2013 11:38
Eine Nonne sorgt in Syrien für Aufsehen: Mutter Oberin Agnes-Mariam des Kreuzes ist zur vielleicht prominentesten Verteidigerin von Diktator Bashar al-Assad aufgestiegen, sie ist auf einem regelrechten PR-Kreuzzug. So behauptet sie etwa, die Berichte über eine chemische Attacke, bei der Hunderte Menschen - darunter viele Kinder - getötet wurden, seien übertrieben. Bei den Rebellen wird sie daher nur noch "Assads Nonne" genannt.

Mutter Oberin Agnes-Mariam des Kreuzes, 61, tut viel für Assad: Sie organisiert Waffenstillstände und regimefreundliche PR-Termine für die Medien, zudem verteidigt sie als Rednerin bei diversen Veranstaltungen das Vorgehen des Diktators und übt heftige Kritik an den Rebellen, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet.

Die Nonne wurde als Fadia Laham im Libanon geboren. In den 1960ern kam sie als Hippie nach Nepal, dort habe sie den Katholizismus gefunden, sagt sie. Vor zwei Jahrzehnten sei sie dann nach Syrien gezogen, wo sie ein Konvent gründete. Als schließlich vor zwei Jahren die Rebellion gegen Assad begann, sei sie skeptisch gewesen, so Agnes-Mariam. Schließlich seien viele Videos in sozialen Netzwerken Fälschungen gewesen, etwa eines, das angeblich syrische Truppen zeigt, die Demonstranten verprügeln und töten.

So begann Agnes-Mariam, die sich gegen die Bezeichnung Propagandistin wehrt, Medien für regimefreundliche Berichterstattung ins Land zu holen. Und sie versucht seither, Einfluss auf Journalisten und Politik zu nehmen.

Geschichtsverdrehung
Zum Beispiel bei einem Massaker im Mai 2012, als Dutzende sunnitische Kinder, Frauen und Männer in der Region Houla von Assad-treuen Truppen ermordet wurden. Agnes-Mariam behauptete hingegen, es habe sich um Alawiten - also Mitglieder der Glaubensrichtung Assads - gehandelt und sie seien von Rebellen getötet worden.

Auch beim mutmaßlichen Chemiewaffenangriff auf Rebellen in Damaskus am 21. August sieht Agnes-Mariam die Schuld nicht bei Assads Truppen. Die Videos seien gefälscht, um die Opferzahlen in die Höhe zu treiben, behauptet die Nonne. Zudem seien die gezeigten toten Kinder vermutlich von Rebellen gekidnappt worden, schließlich seien die Mütter nicht zu sehen.

Peter Bouckaert von Human Rights Watch bezeichnete diese Aussagen als "bizarre Theorien", schließlich würden die Körper von Männern und Frauen nach islamischer Tradition immer getrennt voneinander aufgebahrt.

Vorwürfe nach Waffenstillstand
Doch Agnes-Mariam hat inzwischen offenbar großen Einfluss in Syrien. So organisierte sie Ende Oktober etwa einen Waffenstillstand in der von Rebellen kontrollierten Stadt Moadamiyeh, um 5.000 Zivilisten zu evakuieren. Es falle Menschen schwer, Nein zu einer Nonne zu sagen, so ihre Erfahrung. Aktivisten werfen ihr allerdings vor, ihr Wort gebrochen zu haben: Zahlreiche Männer seien nach der Flucht von Assads Truppen unter dem Verdacht, Rebellen zu sein, festgenommen worden, heißt es.

Agnes-Mariam sei verantwortlich, wenn die Männer gefoltert oder getötet würden. Sie selbst sagt, die Männer würden lediglich befragt - zwei seien zwar nach der Festnahme verschollen, würden aber gesucht.

PR-Tour im Ausland
Das Oberhaupt der Griechisch-katholischen Kirche, der die Mutter Oberin angehört, wollte sich nicht zu deren Tätigkeiten äußern, sagte aber, diese spiegelten nicht die Ansichten der Kirche wider. Indes reicht "Assads Nonne" die PR-Tour durch Syrien offenbar nicht mehr: Sie ist derzeit in den USA, Kanada und Großbritannien unterwegs. Lediglich einen Vortrag bei einer Anti-Kriegs-Konferenz in London hat sie abgesagt - andere Redner hatten mit einem Boykott gedroht, sollte die PR-freudige Nonne auftreten.

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