Über 3000 Zwangsarbeiter des größten Flugmotorenwerks des Deutschen Reichs lebten unter schlimmsten Bedingungen im Lager im Bezirk Mödling. Ein Verein hält die Erinnerung dazu aufrecht. Sogar Nachfahren von Tätern kommen hierher zu Besuch, um mehr über ihre Verwandten zu erfahren.
Da wo heute in der Guntramsdorfer Industriestraße friedlich Schafe grasen, befand sich zwischen 1943 und 1945 ein Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen. Bis zu 3170 KZ-Häftlinge waren hier unter schlimmsten Bedingungen untergebracht. Damals befand sich unter dem jetzigen Industriezentrum bei Guntramsdorf und Wiener Neudorf das Fliegermotorenwerk FMW Ostmark. „Der Standort wurde gewählt, weil hier die geografische Mitte des Deutschen Reiches war“, erklärt Jürgen Gangoly, Vorsitzender des örtlichen KZ-Gedenkvereins und Mitglied des Mauthausen Komitees. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vergangenheit aufzuarbeiten und die derzeit noch unverbauten Flächen des Areals im Bezirk Mödling als Gedenkstätte für die Nachwelt zu erhalten.
„Anstatt der 1200 Motoren, die hier jährlich erzeugt werden sollten, waren es dann aber nur 365“, erklärt Gangoly. Warum? „Weil man keine Erfahrung mit dem Fließband hatte.“ Deshalb wurde Heinrich Himmler 1943 „gebeten“, Arbeitskräfte aus Mauthausen nach Guntramsdorf zu schicken.
Zu sehen sind heute noch Bombentrichter, Reste der Sanitäranlagen, Bunkeranlagen sowie die Grundmauern der Baracken für die Zwangsarbeiter. Zu Essen gab es wenig. „Pro Baracke war täglich ein Laib Brot, ein Eimer Malzkaffee und ein Eimer Kürbissuppe vorgesehen“, weiß Gangoly aus einem Menüplan von damals. Auch viele Krankheiten wie Ruhr, Typhus oder Durchfall wüteten in dem Lager.
Ab 1944 wurde das Lager durch massive Angriffe der Alliierten zerstört. „Die Fabrikshallen wurden nach dem Krieg von den Russen abgetragen und gesprengt“, schildert Gangoly.
Zahlreiche Führungen hat er bereits mit Schülern, aber auch mit Privatpersonen auf dem Areal unternommen. „Und besonders berührt mich, dass hier auch Nachfahren der Opfer, aber auch welche der Täter zu Besuch waren“, erzählt Gangoly über die Wichtigkeit seines Projektes.
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