Weltweiter Rekord

Afghanistan baut so viel Opium an wie noch nie

Ausland
13.11.2013 10:57
Vor dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes im kommenden Jahr ist die Anbaufläche von Schlafmohn zur Gewinnung von Rohopium für die Heroinproduktion in Afghanistan auf ein Rekordausmaß gewachsen. Verglichen mit dem Vorjahr habe die Fläche heuer um 36 Prozent auf 209.000 Hektar zugenommen, teilte das UN-Büro zur Bekämpfung von Drogen und Kriminalität (UNODC) am Mittwoch in Kabul mit - das bedeutet mit gewaltigem Abstand weltweit Platz eins.

Es ist laut UNODC der höchste Wert seit Beginn der UN-Erhebung 1994, Afghanistan ist damit für etwa 80 Prozent der weltweiten Opiumproduktion verantwortlich.

Die Opiumproduktion habe verglichen mit 2012 um 49 Prozent auf 5.500 Tonnen zugelegt, heißt es im jährlichen UNODC-Bericht zu Afghanistan. Das liege allerdings unter dem Rekordwert von 7.400 Tonnen im Jahr 2007. Im Hauptanbaugebiet im umkämpften Süden habe in diesem Jahr schlechtes Wetter die Ernte beeinträchtigt.

UNO mahnt "ernste Entscheidungen" an
UNODC-Direktor Yury Fedotov nannte das jüngste Ergebnis "ernüchternd". Die internationale Gemeinschaft müsse Afghanistan helfen. Das Land selber müsse aber auch mit Blick auf den Abzug der Nato-Kampftruppen Ende 2014 "einige sehr ernste Entscheidungen treffen", um den Drogenanbau zu bekämpfen. Die Zahl der vernichteten Anbaufläche habe um 24 Prozent auf 7.348 Hektar abgenommen.

Opium als sichere Einnahmequelle für Bauern
Mit einem Wert von rund 950 Millionen Dollar (710 Millionen Euro) habe die Opiumproduktion etwa vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausgemacht, teilte UNODC weiter mit. Der hohe Opium-Preis von etwa 145 US-Dollar pro Kilogramm mache den Anbau attraktiv. Bauern könnten versucht sein, sich gegen eine unsichere Zukunft nach dem Abzug der Nato-Kampftruppen abzusichern.

Abzug westlicher Truppen fördert Anbau
Im Jahr nach dem Abzug der deutschen Bundeswehr aus der nordostafghanischen Provinz Badachschan nahm die Anbaufläche von Schlafmohn dort nach UNODC-Angaben um 25 Prozent auf 2.374 Hektar zu. Von den 34 Provinzen in Afghanistan sind demnach nur noch 15 frei von Schlafmohnanbau, zwei weniger als im Vorjahr. Beim Versuch, Anbauflächen im Auftrag der Sicherheitskräfte zu roden, wurden in diesem Jahr 143 Menschen getötet, 41 mehr als 2012.

Taliban als Drogenproduzenten
Zwischen dem Aufstand der Taliban und dem Anbau von Drogen gebe es weiterhin starke Verbindungen, berichtete UNODC. So habe die Anbaufläche in der südlichen Taliban-Hochburg Helmand um 34 Prozent zugelegt. Helmand stelle damit inzwischen fast die Hälfte der landesweiten Anbaufläche für Schlafmohn.

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