Rare Ausnahmen

Lichtstreifen am Horizont: Tierarten im Aufwind

Steiermark
21.06.2025 08:00

In Zeiten des rasanten Artensterbens gibt es in der Steiermark auch vereinzelt Frohbotschaften zu vermelden: Populationen seltener Spezies wie etwa Seeadler oder Wildkatze erholen sich wieder.  

Eines vorweg: „Der großen Mehrheit der heimischen Tiere und Pflanzen geht es schlecht“, betont Biologe Werner Holzinger gleich zu Beginn des Gesprächs. „Das heißt, dass ihre Bestände zurückgehen und sie in unterschiedlichem Ausmaß gefährdet sind“, fügt der Leiter des Grazer Ökoteams, das die „Rote Liste der Steiermark“ erst kürzlich fertig gestellt hat, hinzu.

Dennoch gibt es auch erfreuliche Aussichten – wenn auch nur wenige. So erholen sich etwa die Bestände des imposanten Seeadlers: „Vor 25 Jahren galt Österreichs Wappentier hierzulande als ausgerottet. Mittlerweile ist die Population auf etwa 90 Paare mit eigenem Revier angewachsen“, berichtet WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler.

In der Steiermark schätzt man die Zahl der Brutpaare auf neun bis zehn, deren genauen Standort gibt man aber nicht preis: „Illegale Abschüsse und Vergiftungen stellen eine Gefahr für den Seeadler dar“, weiß Pichler. Erst in der Vorwoche wurde bekannt, dass ein prächtiger Seeadler mit einem vergifteten Beuteköder in Form eines jungen Fuchses durch Gift getötet wurde (wir haben berichtet).

Steiermark profitiert von Nachbarländern
Dass sich so manche Bestände erholen, ist allein den ambitionierten Schutzmaßnahmen zu verdanken: „Dazu gehören in der Steiermark unter anderem der Fischotter und der Wolf“, sagt Holzinger.

Dieser Erfolg wäre aber nur teilweise „hausgemacht“: „Dass sich diese Arten erholen, ist vor allem auf die Maßnahmen in Nachbarländern zurückzuführen. In Österreich steht leider nach wie vor die illegale Tötung von Wolf, Adler und Co. an der Tagesordnung.“ Speziell beim Wolf würde der Nachwuchs der wenigen heimischen Rudel in der Regel „spurlos „verschwinden“

Viele Arten profitieren vom Klimawandel
Die größte Gruppe an Tierarten, die sich im Aufwind befindet, bilden jene, die vom Menschen absichtlich oder unabsichtlich eingeschleppt wurden. Dazu gehören die Bisamratte, die Spanische Wegschnecke, der Signalkrebs oder etwa die Tigermücke.

„Die dritte und letzte Gruppe sind jene Tiere, die vom Klimawandel profitieren“, hält Holzinger fest. Dabei handelt es sich um überwiegend wärme- und trockenheitsliebende Arten. „Beispiele sind die Brandmaus, der Stieglitz, die Kleine Königslibelle, die Dornfingerspinne oder etwa die Strahlende Tarantel.“

Die Liste jener Tiere, die bedroht sind, wird von Jahr zu Jahr länger
Igel erstmals auf der Roten Liste

Man darf sich von der Tatsache, dass sich die eine oder andere Tierart im Aufwind befindet, nicht zu sehr blenden lassen. Denn grundsätzlich überwiegen in puncto Artenvielfalt die schlechten Nachrichten. Die Fakten sprechen für sich und sind erschütternd: „Über 60 Prozent der heimischen Fischarten sind gefährdet – darunter etwa der imposante Huchen. Die Bestände des Feldhasen sind seit den 1980er-Jahren um über 50 Prozent zurückgegangen, die des Fasans sogar um rund 60 Prozent“, warnte erst kürzlich der Österreichische Tierschutzverein.

„Auch ,echte’ steirische Arten wie die Mehlschwalbe oder der Wiesenknopf-Ameisenbläuling verschwinden zusehends von der Bildfläche“, weiß der Grazer Biologe Werner Holzinger. Ebenso traurig: Der westeuropäische Igel ist erstmals auf der Roten Liste bedrohter Arten zu finden. Auch Feldlerche, Braunkehlchen oder Wiesenpieper – einst vertraute Singvögel unserer Landschaft – sind stark gefährdet. Wildbienen und Libellen, die als Schlüsselarten unserer Ökosysteme gelten, stehen ebenso massiv unter Druck – mit gravierenden Folgen für das ökologische Gleichgewicht.

Die Ursachen des Artensterbens sind bekannt: Verbauung, intensive Landwirtschaft und Klimakrise.

Der westeuropäische Igel leidet stark unter dem Verlust von Lebensräumen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Steiermark
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt