Festival für Dramatik

Graz: Spaziergänge durch neue Theaterstücke

Martin Niederbrunner spielte „Kri“ von Stefan Wipplinger am Grazer Ortweinplatz(Bild: EDI HABERL)

Beim Dramatiker:innenfestival in Graz spazierten die Besucher durch Ausschnitte zeitgenössischer Theaterstücke. Am Sonntag wird der Retzhofer Dramapreis 2025 verliehen.

Plötzlich haust da ein Mädchen im Wartehäuschen. Die Aufregung in der Nachbarschaft und vor allem bei einem Mann ist groß: Darf sie das? Wem gehört eigentlich das Häuschen, und wenn man ständig auf einen Bus wartet, der nie kommt – wohnt man dann oder wartet man noch? „Kri“ heißt die geschickte junge Protagonistin, die im Baum sitzt, und so heißt auch das Jugendstück von Stefan Wipplinger. Einen Auszug daraus präsentierten Martin Niederbrunner und Delia Maili am Samstagvormittag am Grazer Ortweinplatz als Teil eines „Drama Walks“: Einige der Stücke, die am Dramatiker:innenfestival Graz um den begehrten Retzhofer Dramapreis rittern, werden dort in maximal zehn Minuten angespielt.

Früchte fürchteten sich vor Schimmelbefall („Freche Früchte“ von Juli Mahid Carly), Oma und Enkelin planten ihr Astronauten-Training („Oma fliegt zum Mars“ von Miriam Unterthiner) und Mädchen klagten über Blicke von Männern im Schwimmbad („Unreif“, Lena Riemer).

Das Publikum beim „Drama Walk“ am Samstagvormittag(Bild: EDI HABERL)

Bunt und vielfältig
Am Nachmittag spazierte das erwachsene Publikum durch neue Dramatik: Dora Cheng erzählt in „Sprache. Spiel“ die Geschichte der Alzheimer-Erkrankungen ihrer weiblichen Vorfahren auf Chinesisch, Englisch und Deutsch, während lynn t musiol mit „Lecken 3000“ ins Leben queerer Teenager blickt. Die „Drama Walks“ zeigen die Essenz des Festivals: wie bunt und aufregend Gegenwartsdramatik sein kann.

Die Verleihung des Retzhofer Dramapreises (und jenes für junges Publikum) findet am Sonntag ab 11 Uhr im Heimatsaal des Volkskundemuseums Graz statt. Es gab 180 Einsendungen, 25 sind im Finale.