Tirols Wirtschaftslandesrat Mario Gerber braucht dringend eine Hausmacht. Weil er bekanntlich im Vorjahr den Wirtschaftsbund verloren hat, versucht er es jetzt mit der Innsbrucker Stadt-ÖVP. Kein leichtes Unterfangen!
Am Montag ist es so weit: Wirtschaftslandesrat Mario Gerber wird zum Stadtparteiobmann von Innsbruck gewählt. Dieser Schritt des einst als große Zukunftshoffnung gefeierten Hoteliers hat viele überrascht, ist doch die Stadt-ÖVP von Innsbruck seit Jahren das Problemkind der Tiroler Schwarzen.
Im Jahr 1994 begann der Abstieg
Angefangen hat der Abstieg – zuletzt bis fast in die Bedeutungslosigkeit – mit dem Auftreten des späteren Landeshauptmannes und ÖVP-Landesobmannes Herwig van Staa. Der Doppeldoktor und Schwiegersohn des legendären Eduard Wallnöfer hat 1994 mit seiner Bürgerliste „Für Innsbruck“ seinen Vorgänger Romuald Niescher aus dem Amt gefegt. Die Innsbrucker ÖVP war damit marginalisiert.
In den Händen von nicht übermäßig charismatischen Obleuten wie Eugen Sprenger, Franz Gruber (die „ewige Zukunftshoffnung“ der ÖVP) und Christoph Appler dümpelten die Schwarzen dahin und mussten zusehen, wie zuerst Hilde Zach und Christine Oppitz-Plörer, dann der Grüne Georg Willi und nun der verstoßene Johannes Anzengruber Bürgermeister von Innsbruck wurden.
Auf Fusion folgte bittere Wahlschlappe
Als bisher größter Tiefpunkt erwies sich die Fusion von Für Innsbruck, Seniorenbund und der Stadt-ÖVP unter Florian Tursky bei den letzten Gemeinderatswahlen. Die Konservativen in Innsbruck sind heute eine Kleinstpartei. Auch der VP-Gemeinderatsklub ist mittlerweile wieder mehr gelb als schwarz – sprich, fest in der Hand von „Für Innsbruck“. Und genau deswegen fragen sich viele, warum sich Gerber das antut und er die Sanierung der darniederliegenden Stadtpartei anstrebt.
Das Ziel ist und bleibt der Landeshauptmann
Die Antwort ist einfach: Gerber hat sein Ziel, ganz an die Spitze des Landes und der ÖVP zu kommen, noch nicht aufgegeben. Trotz eines herben Rückschlages – Stichwort Niederlage bei der Wirtschaftsbundwahl gegen Barbara Thaler (und Franz Hörl). Seither ist er auf der Suche nach einer neuen Hausmacht. Bei seiner Suche war die Stadt-ÖVP sicher nicht seine erste Wahl. Doch er musste sich damit begnügen, was vom schwarzen Kuchen noch übrig ist – nämlich mit der Stadt-VP.
Stadt-VP als Sprungbrett für höhere Politik-Ämter
So hat sich schon die Suche nach Mitstreitern für die Stadtpartei sehr schwierig gestaltet. Dass er zum Beispiel die Zentralbetriebsratsobfrau von Swarovski, Selina Eder, in sein Boot geholt hat, hat viele Konservative in der Stadt verwundert. Zumal die dienstfrei gestellte Betriebsrätin die Stadt-VP eher nur als Zwischenstopp sieht. Von AK-Präsidentin über Landtagsabgeordnete bis hin zum Nationalrat – der jungen Frau werden große Ambitionen nachgesagt. Und auch zwei der weiteren drei designierten Stellvertreter (Sophia Quirchmair und Julian Margreitter) fielen bisher politisch nicht auf. Lediglich NR Jakob Grüner kennt man. Doch der gebürtige Ötztaler wird sich wohl mehr um Wien als um Innsbruck kümmern müssen.
Fazit: Keine einfache Aufgabe für Gerber. Doch vielleicht kann „Super-Mario“, wie ihn seine Fans gerne nennen, mit seinem Ehrgeiz doch noch übernatürliche Kräfte mobilisieren. Die wird er dringend brauchen!
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