Lohnrunden-Forderung

Industrie will Rauchpausen als Freizeit rechnen

Wirtschaft
14.10.2013 15:37
Einen Tag bevor die Lohnverhandlungen der Metaller in die nächste Runde gehen, haben die Arbeitgeber am Montag mit einer Forderung aufhorchen lassen, die wohl für einigen Diskussionsstoff sorgen wird: Sie wollen die Rauchpausen künftig als Freizeit rechnen. Zudem wurde an der Forderung nach längeren Arbeitszeiten bei Bedarf festgehalten. Die Gewerkschaften sehen darin eine Kürzung der Überstundenzahlungen.

Rauchpausen sollen, so die Idee der Industrie, künftig als Unterbrechung der Arbeitszeit im Kollektivvertrag definiert werden. Am Montag wurde die Forderung in einer Aussendung des Fachverbands der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) als einer von vier im Verhandlungspaket behandelten Themenblöcke angeführt. Titel: "Die kollektivvertragliche Definition der Rauchpausen als Unterbrechung der Arbeitszeit."

Gänzlich überraschend kommt das Ansinnen der Arbeitgeber allerdings nicht. Der FMMI hatte das Thema bereits im Anschluss an die erste Runde der Kollektivvertragsverhandlungen aufs Parkett gebracht - allerdings damals noch als Frage und nicht als Forderung formuliert. In einer Aussendung hieß es dazu Anfang Oktober: "Heute, da das Rauchen innerhalb von Betriebsgebäuden kaum mehr zulässig ist, sind Rauchpausen in vielen Betrieben zum Thema geworden. Sie fallen meist zusätzlich zu normalen Pausen an. Immer häufiger stellt sich also die Frage: Ist es fair, wenn RaucherInnen und NichtraucherInnen gleich entlohnt werden, aber ungleich viel arbeiten?"

Kein gesetzlicher Anspruch auf eigene Rauchpausen
Rechtlich lässt die derzeitige Regelung Spielraum für Interpretationen offen: Das Arbeitszeitgesetz sieht keinen Anspruch auf eigene Rauchpausen vor. Es sind lediglich die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepausen einzuhalten. In diesen gesetzlichen Ruhepausen unterliegt der Arbeitnehmer, sofern er sich nicht im Betrieb aufhält, keinen Verhaltensvorschriften.

In Deutschland hatten Unternehmer zuletzt im Vorjahr die komplette Abschaffung der Rauchpausen gefordert. "Rauchpausen kosten die Betriebe bares Geld und stören den Arbeitsablauf", erklärten Wirtschaftsverbände des Mittelstands Anfang 2012 gegenüber der "Bild"-Zeitung. Beschäftigte sollten demnach Zigaretten nur noch in der Mittagspause oder nach Feierabend konsumieren. Als Vorbild für die Forderung wurde Schweden herangezogen, wo viele Firmen das Konzept "rauchfreie Arbeitszeit" bereits umgesetzt haben.

Beide Seiten geben sich betont kämpferisch
Wie ernst es den heimischen Arbeitgebern mit der "Rauchpause als Freizeit"-Forderung tatsächlich ist, wird sich aber frühestens am Dienstag zeigen. Der Metaller-Fachverband gab sich am Montag jedenfalls betont kämpferisch. Geht es nach den Arbeitgebern, wird der 15. Oktober die letzte Verhandlungsrunde für 2013 bringen. Die Arbeitnehmer äußerten sich bislang noch nicht zu der Rauchpausen-Idee. Sie hatten allerdings bereits in der Vorwoche erklärt, sie fühlen sich von den Industriellen nicht ernst genommen. Einig sind sich beide Seiten derzeit nur, dass sich die andere Seite bewegen muss. Im Vorjahr waren vier Verhandlungsrunden für eine Einigung erforderlich.

Neben dem Thema Rauchpause spießt es sich bis dato noch an Grundsätzlichem. Bis heuer war es üblich, die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate als Verhandlungsbasis heranzunehmen. Das wären laut Gewerkschaft 2,4 Prozent. Die Arbeitgeber hingegen gehen von der aktuellen Inflationsrate aus, zuletzt nannten sie 2,1 Prozent. Die von den Arbeitnehmern geforderten 100 Euro auf die Ist-Gehälter, mindestens aber 3,4 Prozent Lohnerhöhung, bezeichnete FMMI-Obmann Christian Knill am Montag in einer Aussendung als "Sprengsatz".

Bereits zuvor hatten die Arbeitnehmervertreter Rainer Wimmer (Pro-Ge) und Karl Proyer (GPA) der Industrie ausgerichtet, dass sie nicht daran zweifeln sollte, dass die Beschäftigten kampfbereit sind. "Sollte es wieder in der bisherigen Tonart weitergehen, so sollten die Arbeitgeber keinen Zweifel haben, dass wir auf einen dann notwendigen Arbeitskampf gut vorbereitet sind", so die beiden Verhandlungsführer auf Gewerkschaftsseite.

Startschuss für KV-Verhandlungen der Handelsangestellten
Am Dienstag starten auch die Kollektivvertragsgespräche für die 534.000 Handelsangestellten. Sie schließen traditionell etwas schwächer ab und sind gewerkschaftlich weniger stark organisiert als die Metaller. Zum Vergleich: Der Mindestlohn in der Metallindustrie beträgt 1.636 Euro, im Handel sind es 1.400 Euro.

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