Männer und Gewalt sind in Österreich ein großes Thema. Die „Krone“ hat sich mit Wolfgang (34) getroffen. Er hatte große Probleme mit seinem Stiefsohn, diesen sogar mit einem Feuerzeug verbrannt. Nach diesem Vorfall suchte er sich Hilfe, erzählt im „Krone“-Gespräch, wie es ihm seither ergangen ist.
Am Ende war es eine Züchtigung, die das Fass zum Überlaufen gebracht hat. „Mein Stiefsohn hatte eine Phase, in der er immer und überall gezündelt hat. Dann hab’ ich seine Hand über ein Feuerzeug gehalten, damit er weiß, was passieren kann“, erzählt Wolfgang (Name von der Redaktion geändert). Gemeinsam mit einem Freund zeigte der Bub den Vorfall dann bei der Polizei an.
„Ich hab’ dann für 14 Tage ausziehen müssen“, erzählt der heute 34-Jährige in einem sehr offenen Gespräch mit der „Krone“ in den Räumlichkeiten der Männerberatung des Landes OÖ in Linz. Seine Frau, mit der er auch einen gemeinsamen Sohn hat, hat ihm dann die Rute ins Fenster gestellt. Denn immer wieder kam es zu teils gewalttätigen Auseinandersetzungen mit dem damals pubertierenden Stiefsohn: „Sie hat gesagt, entweder ich mache etwas oder sie geht“, sagt Wolfgang. Und der 34-Jährige machte etwas – er ging zur Männerberatung.
„Ich war überfordert“
Dort war schnell klar, warum die ganze Situation derart eskaliert ist. „Ich hab’ immer gemeint, ich muss der Vater sein, obwohl das eigentlich nicht mein Kind war. Ich war überfordert“, sagt Wolfgang. In seiner Kindheit hat Wolfgang selbst zwar keine Gewalt erlebt, „aber die Jugend war nicht schön“, sagt er. Sein Vater war Alkoholiker, Angst und Unsicherheit waren tägliche Begleiter.
Und was hat Wolfgang aus der Beratung mitgenommen? „Ich beobachte mich selber. Ich habe gelernt, auf mich zu horchen, zu schauen, wie es mir geht“, sagt der Mann. Und es geht viel um die Vaterrolle in der Aufarbeitung. Etwa, dass man als Vater nicht der „Strafende“ sein muss, sondern, dass man gemeinsam Lösungen findet.
Das Schwierigste ist, dass sich die Männer eingestehen, dass sie hilflos sind. Nur dann kann ihnen geholfen werden.
Richard Schneebauer, Leiter Männerberatung
Bild: Wenzel Markus
Auch den Freunden davon erzählt
Die Familie und seine Freunde sind nun wichtiger als die Arbeit. Seinen engen Freunden hat er auch von seinen Erfahrungen mit der Männerberatung erzählt. „Da gab es eigentlich mehr positive Rückmeldungen als negative“, so Wolfgang, der sich sicher ist: „Niemand muss sich schämen, wenn er Hilfe sucht.“ Auch die Ehe mit seiner Frau bekam durch die Beratung einen neuen Kick. „Meine Frau hat bemerkt, dass ich mich verändert habe und an mir arbeite. Das hat uns gut getan.“
Es geht viel um Selbstberuhigung. Wie kann ich denn, egal was passiert, schauen, dass ich nicht die Fassung verliere.
Josef Gangl, Männerberater von Wolfgang
Bild: Wenzel Markus
„Wir übernehmen nicht die Verantwortung“
„Wenn sich die Männer immer mehr selbst beobachten, gibt es Veränderung. Der Berater kann nur inspirieren. Der Mann muss dann irgendwann erspüren: ,Was will ich denn?’ Und das ist die veränderte Selbstwahrnehmung“, sagt Wolfgangs Berater Josef Gangl, der bei dem Gespräch mit der „Krone“ dabei war. Dabei gehe es vor allem um Selbstfürsorge, was nichts mit Egoismus zu tun hat. „Wenn jemand für sich gut sorgt, dann ist auch für andere gut gesorgt“, sagt der Berater. Aber: „Wir übernehmen nicht die Verantwortung für die Klienten, wir übergeben sie ihnen“, so Gangl.
Auch als Vater in der Beratung viel gelernt
Seit fünf Jahren ist Wolfgang nun regelmäßig bei Gangl. Mit seiner Frau ist er noch beisammen. Der Stiefsohn ist 20 Jahre alt – die beiden haben sich ausgesprochen – und lebt bei seinem leiblichen Vater. Und mit seinem kleinen Sohn – mit 14 mitten in der Pubertät – lebt Wolfgang nun das Vatersein so richtig aus. „Wir unternehmen viel. Dafür nehme ich mir Zeit“, sagt er.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.