"Viel sensationeller"

Noch ein geheimer “Gefangener X” in Israel

Ausland
11.07.2013 12:23
Im Februar ist der Fall von Ben Zygier ans Licht gekommen: Der Agent des israelischen Auslandsgeheimdienstes soll Geheimnisse an die Hisbollah verraten haben und verschwand daraufhin - nur als "Gefangener X" bekannt - in einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis, wo er 2010 Selbstmord beging. Im Zuge dieser Ermittlungen sind nun Informationen zu einem weiteren geheim gehaltenen Gefangenen aufgetaucht - und sein Fall soll "viel sensationeller" sein.

Genau wie Zygier soll auch der "Gefangene X2" im Hochsicherheitstrakt der Haftanstalt Ajalon im israelischen Ramla eingesessen haben. Dass der Fall nun an die Öffentlichkeit kommt, liegt am peinlichen Skandal, der Israel in höchste Erklärungsnot brachte: So hatte Zygier etwa zehn Monate lang nur unter dem Namen "Gefangener X" in einer Zelle geschmort - ohne Anklage und ohne Benachrichtigung Australiens, obwohl er australischer Staatsbürger war. Seinen Selbstmord, trotz 24-Stunden-Videoüberwachung, vertuschten die Verantwortlichen dann, erst im Februar drangen nach und nach Informationen nach außen.

Zweiter Fall "viel schlimmer, viel sensationeller"
Im offiziellen Untersuchungsbericht zum Fall Zygier ist nun die Rede von einem zweiten Gefangenen in Block 13 in Ajalon. Mehr Einzelheiten wollen die Behörden aber nicht verraten. Doch Zygiers Anwalt Avigdor Feldman, der seinen Mandanten noch zwei Tage vor dessen Tod besucht hatte, ist an die Öffentlichkeit getreten. Er wisse "aus erster Hand" von mindestens einem weiteren Geheimgefangenen, so Feldman. Dieser habe sich eines "viel schlimmeren" Vergehens schuldig gemacht als sein verstorbener Mandant - der Fall sei "viel sensationeller", er sei "geschockt" gewesen.

Mehr wollte oder konnte Feldman allerdings nicht sagen - es wird jedoch vermutet, dass er die Behörden mit seinen Aussagen unter Zugzwang setzen will, ihre Blockadehaltung aufzugeben. "Wer auch immer diese Affäre öffentlich macht, wird dem Land einen großen Dienst erweisen", prophezeit Feldman.

Minister: Rechte auch bei "Gefangenem X" gewahrt
So rätselt Israel, um wen es sich beim "Gefangenen X2" handeln könnte, seit wann er festgehalten wird und weswegen. Der Minister für öffentliche Sicherheit, Itzhak Aharonovitch, ist durch die linke Opposition bereits unter Druck - er hatte im Frühjahr versichert, es gebe keinen weiteren geheim gehaltenen Gefangenen. Am Mittwoch erklärte er nun, manche Fälle könnten aus Gründen der nationalen Sicherheit nicht öffentlich gemacht werden. Doch auch die Rechte von Häftlingen unter anderem Namen blieben gewahrt und die Familien würden informiert. Auch Zygier war kurz vor seinem Selbstmord von seiner Frau besucht und von Anwälten betreut worden.

Auch der Chef des Außen- und Verteidigungsausschusses verteidigte das Vorgehen bei geheim gehaltenen Gefangenen: Er sagte, Israel halte sich an alle Gesetze - bei der Angelegenheit des "Gefangenen X2" handle es sich aber um einen besonders schweren Fall.

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