Flugzeug-Crash

Passagier: “Ein Wunder, dass wir überlebt haben”

Ausland
07.07.2013 15:06
Die Bruchlandung einer Passagiermaschine am Samstag auf dem Flughafen von San Francisco hat zwei chinesische Teenager das Leben gekostet. Die Fluggesellschaft Asiana Airlines hat die beiden getöteten Mädchen mittlerweile als Wang Linjia und Ye Mengyuan identifiziert, beide waren erst 16 Jahre alt. Doch angesichts der Bilder erscheint es fast unglaublich, dass es nicht mehr Todesopfer gibt. "Es ist ein Wunder, dass wir überlebt haben", schildert Passagier Veddpal Singh (kl. Bild oben) die Sekunden des Crashs. 182 Menschen wurden verletzt, die Boeing 777 brannte teilweise aus.

Die beiden toten Mädchen seien nach dem Unglück außerhalb des Flugzeugs auf der Landebahn gefunden worden, sagte Feuerwehrchefin Joanne Hayes-White laut CNN. "Dennoch sind wir sehr erleichtert, nicht noch mehr Leben verloren zu haben." Alle anderen 305 Menschen an Bord überlebten nach jüngsten US- Angaben das Unglück. Insgesamt seien 182 Menschen verletzt worden, 123 Insassen seien unverletzt ins Flughafengebäude gebracht worden, erklärte Dale Carnes von der Feuerwehr. 291 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder hatten sich an Bord befunden.

Die Ursache des Unglücks ist derzeit noch völlig unklar, auch der im Internet veröffentlichte letzte Funkkontakt zwischen Tower und Piloten deutet nicht auf Probleme hin. Der Chef der Asiana Airlines, Yoon Young-doo, erklärte am Sonntag auf einer Pressekonferenz: "Zum jetzigen Zeitpunkt deutet nichts auf ein technisches Gebrechen bei der Boeing 777 oder ihren Triebwerken hin." Er wolle aber weder den Piloten noch den Fluglotsen im Tower irgendeine Schuld geben, man müsse die Ermittlungen abwarten.

Landesystem des Flughafens defekt
Ein Sprecher des Flughafens in San Francisco erklärte, dass ein Teil der Landeinstrumente, welche die Piloten beim Gleitflug zur Landebahn unterstützen, seit einigen Wochen defekt und auch am Samstag nicht funktionstüchtig gewesen sei. Diesen Umstand kritisierte auch Chesley "Sully" Sullenberger, jener Pilot, der 2009 eine Passagiermaschine sicher auf dem Hudson River notgewassert und dafür viele Auszeichnungen erhalten hatte. "Die Piloten müssen dann nur nach optischen Anhaltpunkten den idealen Gleitflug finden, wenn ihnen diese technische Unterstützung nicht zur Verfügung steht. Deswegen gibt es dieses System bei fast allen großen Flughäfen."

Auch die Passagiere berichteten von Problemen während des Landeanflugs. Benjamin Levy berichtete dem Sender NBC, die Maschine sei wohl zu niedrig über dem Wasser geflogen. "Ich kenne den Flughafen ziemlich gut, also habe ich gemerkt, dass der Typ ein wenig zu flach war und zu schnell." Der Pilot habe deswegen versucht, noch an Höhe zu gewinnen. "Aber es war zu spät und wir setzten sehr hart auf der Landebahn auf. Dann sind wir wieder nach oben in die Luft gegangen und schließlich gelandet, ziemlich hart."

"Es gab einen gewaltigen Ruck "
Ein anderer Überlebender berichtete, der Pilot habe kurz vor der Landung noch einmal Schub gegeben. "Aber wir haben den Boden berührt und das Heck ist abgerissen, es gab einen gewaltigen Ruck", sagte Elliott Stone auf CNN. Das Flugzeug sei mindestens 300 Meter weit geschlittert, dann habe es Feuer gefangen.

Ein Passagier veröffentlichte ein Foto auf Twitter, auf dem zu sehen ist, wie Passagiere aus der Unglücksmaschine stürzen. Er habe gerade eine Bruchlandung auf dem Flughafen von San Francisco erlebt, twitterte der Mann namens David Eun. "Heck brach ab. Den meisten scheint es gut zu gehen. Ich bin okay. Surreal." Weiter schrieb Eun: "Feuerwehrleute und Retter überall. Sie holen die Verletzten raus. Habe mich nicht so gefühlt seit 9/11." Später, als er durch den Zoll ging, twitterte er: "Der Adrenalin-Stoß klingt ab. Ich versuche, das alles zu verarbeiten."

Auf dem Terminal wurden viele Verletzte erstversorgt. Sie sahen blass und müde aus. Viele wurden von Helfern gestützt, die Wunden einiger Fluggäste wurden provisorisch verbunden. Die Passagierin Chun Ki Wan sagte dem Fernsehsender YTN in Seoul, sie habe mehrere blutende Mitreisende gesehen, die in einen Krankenwagen gebracht wurden.

Augenzeugen: "Ich kann das nicht glauben"
Auch die Augenzeugen am Flughafen konnten offenbar nicht fassen, was sie sahen. Eine junge Frau, die zum Unglückszeitpunkt nach eigenen Angaben vor einem Hotel mit direktem Blick auf die Landebahn stand, twitterte: "Ich habe gerade buchstäblich einen Flugzeugabsturz von Anfang bis Ende miterlebt. Ich kann nicht aufhören zu weinen. Ich kann das nicht glauben."

Stephanie Turner, die Gast eines Hotels am Flughafen war, hat das Unglück so erlebt: "Wir liefen gerade vom Frühstück zurück und hielten an, um ein Foto von der Start- und Landebahn zu schießen, und ein Flugzeug war beim Landen in einem schlechten Winkel, kippte, explodierte. Das Heck war viel zu niedrig und schlug zuerst auf." Ein Mann, der nach eigenen Angaben in der Nähe des Flughafens wohnt, twitterte: "So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich wohne fünf Minuten vom Flughafen entfernt. Die Nachbarn reden nur noch darüber."

Wetterverhältnisse bei Bruchlandung gut
Die US-Verkehrssicherheitsbehörde hat unterdessen Experten nach San Francisco geschickt, die mit den Ermittlungen begonnen haben. Auf die Frage, ob es sich um einen Pilotenfehler handeln könne, sagte Behördenchefin Debbie Hersman, derzeit sei "alles auf dem Tisch". Erst müssten die Fakten gesammelt werden, bevor Schlüsse gezogen werden könnten. David Johnson von der Bundespolizei FBI sagte, derzeit deute nichts auf einen Terrorangriff hin. Während des Unglücks herrschten gute Wetterverhältnisse. Die Sonne schien und der Wind war nicht stark.

US-Präsident Barack Obama sandte den Angehörigen der Opfer seine "Gedanken und Gebete", wie das Weiße Haus mitteilte. Der Flughafen wurde zunächst geschlossen, später wurden zwei der vier Lande- und Startbahnen wieder in Betrieb genommen. Auch die nahe gelegenen Autobahnen waren vorübergehend gesperrt.

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