Gebeine geklaut

Familienkleinkrieg um Mandela hält Südafrika in Atem

Ausland
05.07.2013 12:13
Während Südafrikas Nationalheld Nelson Mandela im Sterben liegt, ist der Kampf um sein Erbe in seiner Großfamilie voll entbrannt. Nachdem vor wenigen Tagen bekannt wurde, dass sein ältester Enkel Mandla Mandela Gebeine der Familie entwendet hatte, hat sich dieser am Donnerstag in einer Pressekonferenz verteidigt. Dabei wurde reichlich dreckige Wäsche gewaschen, sodass nun selbst Erzbischof Tutu ein Ende des Kleinkriegs verlangt.

Live im südafrikanischen Fernsehen verbreitete Mandla Mandela (Bild rechts) am Donnerstag seine Version der Geschichte. Seine Großfamilie habe es lediglich auf das Geld von Nelson Mandela abgesehen, so der 38-Jährige. Nun wollten sich diese Personen an ihm rächen, nachdem er ihnen Hilfe bei einem Gerichtsverfahren verweigert habe.

Viel Geld und eine verhängnisvolle Affäre
Er spielte damit auf die Klage zweier seiner Tanten an, die verlangen, Kunstwerke des 94-Jährigen verkaufen zu dürfen und Zugriff auf einen Vermögensfonds zu erhalten, der umgerechnet mehr als eine Million Euro wert sein soll (siehe Infobox). Doch damit nicht genug der persönlichen Angriffe: Mandla Mandela gab der Öffentlichkeit zudem preis, dass sein Sohn in Wahrheit das Produkt einer Liaison zwischen seinem Bruder und seiner Exfrau sei.

38-Jähriger bettete Gebeine ohne Erlaubnis um
Mit der Pressekonferenz reagierte Mandla Mandela auf ein Gerichtsurteil, das vor Kurzem öffentlich gemacht wurde. Demnach musste der Enkel des 91-Jährigen jene Gebeine von drei Verwandten, die er vor zwei Jahren ohne Erlaubnis und Wissen seiner Familie aus dem Dorf Qunu entwendet und nach Mvezo umgebettet hatte, ins Familiengrab zurückbringen. Am Donnerstag beugte sich Mandla Mandela und kam der Gerichtsverfügung nach.

Profitgier gegen Wünsche Mandelas?
Hintergrund der Umbettung: Nelson Mandela möchte in Qunu, wo er aufwuchs, begraben werden. Enkelsohn Mandla bevorzugt aber das Familiengrab in Mvezo, wo sein Großvater geboren wurde und er als Familienoberhaupt agiert. Medienberichten zufolge lässt der 38-Jährige dort gerade ein Hotel und andere Besuchergebäude bauen - und wollte mit dem Umbetten der Gebeine offenbar erreichen, dass auch sein Großvater in Mvezo begraben wird. Er hoffe auf steigendes Touristenaufkommen in seinem Dorf, so die Vorwürfe der 16 Verwandten, die gegen ihn vor Gericht gingen.

Tutu warnt vor "Besudeln" des Freiheitshelden
Seither sollen sie planen, Mandla Mandela als Familienoberhaupt abzusetzen - und ganz Südafrika sieht dem Kleinkrieg zu. Zahlreiche Weggefährten Nelson Mandelas haben sich bereits zu Wort gemeldet und von der Familie ein Ende der Streitereien verlangt. Nun hat sich auch der einflussreiche Erzbischof Desmond Tutu geäußert: Er hoffe, der Disput könne auf "würdevolle Art" gelöst werden - Mandelas Familie solle den Namen des Freiheitshelden nicht "besudeln".

Gesundheitszustand "kritisch, aber stabil"
Ob der 94-Jährige vom Streit noch viel mitbekommt, ist fraglich. Mandelas älteste Tochter hatte vor Gericht behauptet, ihr Vater werde künstlich beatmet. Am Donnerstag wies Staatspräsident Jacob Zuma die Behauptung, Mandela liege im Koma, jedoch zurück. Der Gesundheitszustand des Ex-Präsidenten sei vielmehr "kritisch, aber stabil", so Zuma.

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