Panama-Konkurrent?

Nicaragua möchte 40-Millarden-Dollar-Kanal bauen

Ausland
14.06.2013 12:40
Konkurrenz für Panama: Mit chinesischer Hilfe will Nicaragua einen Kanal zwischen Atlantik und Pazifik bauen. Die Nationalversammlung des mittelamerikanischen Landes billigte am Donnerstag mit großer Mehrheit die Erteilung einer Konzession zum Bau und Betrieb des Kanals an ein chinesisches Unternehmen. Das rasche Durchwinken des Projekts und der drohende Ausverkauf des Landes erzürnt derzeit nicht nur Oppositionspolitiker, sondern auch Teile der Bevölkerung.

Das derzeit mit rund 40 Milliarden US-Dollar veranschlagte Projekt, für das ein Unternehmen mit Sitz in Hongkong nun eine 50-jährige Konzession erhalten hat, soll laut Regierung einem der ärmsten Staaten der Welt einen bis dato unbekannten Wirtschaftsboom bescheren. Außerdem werde der jahrzehntelange Traum von einer eigenen Verbindung zwischen dem Pazifischen und dem Atlantischen Ozean nun endlich wahr, betonten Abgeordnete der Sandinistischen Front von Staatschef Daniel Ortega nach der Abstimmung im Parlament.

Regierung: "Widerstand ist unpatriotisch"
"Statistiken zeigen, dass die internationale Güterschifffahrt konstant wächst. Der Welthandel macht diesen Kanal notwendig. Widerstand ist unpatriotisch", lautete die klare Botschaft von Jacinto Suarez, einem Parteifreund Ortegas, an all jene, die mit Transparenten, Gesängen und wütenden Slogans vor dem Parlament gegen die Entscheidung protestierten (Bilder 2 und 3).

Ausverkauf des Landes an China befürchtet
Die größten Ängste betreffen den Ausverkauf des Landes an China, das verdächtigt wird, eine Alternative zum US-dominierten Panamakanal zu suchen, um die US-Vorherrschaft in der Region zu beenden, sowie Schäden für die Umwelt. "Nicaragua steht nicht zum Verkauf, das Land gehört den Nicaraguanern", hieß es etwa in einem offenen Brief der "Bewegung für Nicaragua", einer Koalition mehrerer NGOs.

Nicaragua-See als "Opfer" des Megaprojekts
Umweltschutzorganisationen wiederum äußerten Bedenken, dass durch die Errichtung und Betreibung des geplanten Kanals der Nicaraguasee - der größte See Mittelamerikas (Bild) - massiv bedroht würde. Vor allem würde der Betrieb zu einem enormen Wasserverlust und einer Verunreinigung des Sees führen. "Man kann das Seewasser entweder für die Schifffahrt oder als Trinkwasser verwenden. Beides gleichzeitig geht nicht", erklärte der bekannte nicaraguanische Umweltaktivist Victor Campos.

Auch Schifffahrtsexperten äußern Zweifel
Aber auch Schifffahrtsexperten sehen das Projekt durchaus kritisch und bezweifeln, dass die Pläne der Regierung jemals aufgehen werden. "Es ist einfach zu sagen, dass die globale Güterschifffahrt steigen wird. Aber ich bin nicht überzeugt, dass Nicaragua eine wirkliche Konkurrenzposition zum Panamakanal einnehmen können wird", meinte etwa Paul Bingham, US-Wirtschaftsanalytiker bei einer Consultingfirma und Branchenkenner.

Machbarkeitsstudie als erste Projektphase
Das zuständige Unternehmen, HK Nicaragua Canal Development Investment Co., hielt sich bisher mit Details zum Projekt zurück. Mit Hilfe einer internationalen Investorengruppe startet nun die erste Phase. Zunächst werde eine Machbarkeitsstudie erstellt, es könne also auch noch nicht gesagt werden, ob die lancierten Kosten sich mit den tatsächlichen decken würden, erklärte Projektleiter Bill Wild.

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