Nach Wahlschlappe

Italien: Grillos “Fünf Sterne”-Bewegung spaltet sich

Ausland
29.05.2013 12:10
Nach der Schlappe bei den Teilkommunalwahlen am Sonntag und Montag hängt der Haussegen in der italienischen Protestbewegung "Fünf Sterne" um den Komiker Beppe Grillo schief. Die Partei, die bei den Parlamentswahlen im Februar einen lawinenartigen Erfolg gefeiert hatte und mit 25 Prozent zur drittstärksten Kraft im Land wurde, spaltet sich. Zehn Parlamentarier wollen Grillo verlassen und eine getrennte Fraktion gründen, berichtete die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" am Mittwoch.

"Wir können nicht nur protestieren, wir müssen auch Vorschläge machen", sagte der kritische Grillo-Abgeordnete Adriano Zaccagnini. Weitere Anhänger der "Fünf Sterne"-Bewegung beklagen fehlende interne Demokratie. Parteichef Grillo weigert sich jedoch, eine Niederlage einzugestehen.

Die Mitstreiter des Komikers schnitten zuletzt in zahlreichen Wahlkreisen unter den Erwartungen ab (siehe Infobox). In keiner der 16 größeren an dem Urnengang beteiligten Städte schafften Grillos Kandidaten den Einzug in die Stichwahlen. Nur in Rom, Ancona und Pisa kamen sie über zehn Prozent - viel zu wenig für die Ansprüche Grillos. In der Hauptstadt schrumpfte der Stimmenanteil der Protestbewegung im Vergleich zu den Parlamentswahlen gar auf die Hälfte zusammen.

"Grillo, du hast neun Millionen Stimmen weggeworfen"
Die Niederlage löste unter den "Grillini", wie sich die Anhänger Grillos nennen, heftige Debatten über den Kurs der Bewegung aus. Bisher hatte man jegliche Zusammenarbeit mit den anderen Parteien verweigert und daher im Parlament kaum eine Rolle gespielt. Im Internet werden nun die Parlamentarier und die Führung um Grillo und den Mitbegründer und Webmaster der Bewegung, Gianroberto Casaleggio, heftig kritisiert. "Grillo, du hast neun Millionen Stimmen weggeworfen und 163 unfähige Parlamentarier in die Opposition geschickt", war etwa in einem Blog zu lesen.

Grillo wiederum verteidigte sich gegen die Vorwürfe, mit seiner unnachgiebigen Haltung gegenüber den Traditionsparteien sowie seinen systematischen Angriffen auf die Medien an Zustimmung verloren zu haben. "Wer die etablierten Parteien wählt, verurteilt Italien zum Niedergang", sagte der "Fünf Sterne"-Gründer.

Italien sei in zwei Lager gespalten, so Grillo laut "Corriera della Sera": Wer Privilegien, Ämter und stattliche Pensionen zu verteidigen habe, wähle die etablierten Parteien. Einkommensschwache und Jugendliche ohne berufliche Zukunft würden die "Fünf Sterne"-Bewegung wählen oder sich der Stimme enthalten. Bei den Teilkommunalwahlen sei die "Partei der Nichtwähler" zur stärksten politischen Kraft aufgerückt.

Grillo-Mitstreiter: "Es ist die Krise der Parteienherrschaft"
Grillos Parteiideologe Paolo Becchi machte die hohe Stimmenenthaltung auch direkt für die Schlappe verantwortlich. "Jeder zweite Italiener ist nicht zur Wahl gegangen. Das ist die Krise, die sich immer weiter vertieft. Es ist die Krise der Parteienherrschaft. Es ist nicht der Sturz von 'Fünf Sterne'", versicherte Becchi.

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