Nach Apnoe-Unfall

Extremtaucher Nitsch kämpft sich zurück ins Leben

Österreich
03.03.2013 18:52
Die Bilder gingen um die Welt: Am 6. Juni 2012 wagte der Wiener Extremsportler Herbert Nitsch einen Rekordversuch, der ihn sein ganzes Leben lang begleiten sollte. Der weltweit erfolgreichste Apnoetaucher wollte mit nur einem einzigen Atemzug auf 244 Meter abtauchen. Das Unglaubliche gelang. Doch beim Auftauchen nahm das Unglück seinen Lauf. Im Tiefenrausch verlor er das Bewusstsein, konnte nicht den üblichen Sicherheitsstopp einlegen: Stickstoff im Blut dehnte sich aus. Das Ergebnis sind Symptome wie nach einem Schlaganfall. Bei dem Wiener traten sie gleich in gehäufter Form auf.

Dass Nitsch nun zum vereinbarten Interview-Termin mit der "Krone" zu Fuß kommt, grenzt an sich schon an ein medizinisches Wunder. Teile seines Gehirns sind seit dem Unfall beeinträchtigt, die Prognosen der Ärzte waren mehr als düster. Überleben? Möglich. Ein eigenständiges Leben? Mit vielen Fragezeichen. Völlige Genesung? Fast ausgeschlossen.

Und trotzdem: Mit regelmäßigen Schritten marschiert Herbert Nitsch den Kaisermühlendamm am Wiener Donauufer entlang. Ganz rund läuft es aber nicht - seine rechte Körperhälfte ist immer noch von den multiplen Schlaganfällen unübersehbar gezeichnet. Der Handdruck zur Begrüßung fällt kräftig aus. Dass auch das Sprachzentrum betroffen ist, wird erst nach einigen Minuten klar. Die Genesung wird noch Jahre dauern.

"Die Erinnerungen sind vage"
"Es geht mir gut", meint er gleich zu Beginn, wobei sich die zweite Frage aufdrängt: Was ist von den dramatischen Momenten in der Tiefe noch übrig? "Die Erinnerungen sind vage. Die Wirklichkeit vermischt sich mit den Bildern aus der Kamera und den unzähligen Analysen." Fakt ist aber: Er war dort, exakt 249,5 Meter unter der Oberfläche des hellenischen Mittelmeeres. "Von den zehn Tiefenmessern haben zwar ein paar nicht mehr mitgespielt, die übrigen zeigen aber übereinstimmend diese Tiefe an." Für Nitsch war es der 33. Weltrekord auf dem Gebiet des Freitauchens - auch wenn er vom Verband nicht offiziell anerkannt wurde.

"Im Nachhinein ist man immer gescheiter"
Zeitsprung: Vor fast neun Monaten ließ sich der frühere AUA-Pilot vor der idyllischen Küste Santorins (Griechenland) auf einem eigens für ihn konstruierten Schlitten in die Tiefe ziehen. Mit nur einem Atemzug auf geplante 244 Meter, das sind 800 Fuß. Die "Krone" war damals mit an Bord und berichtete von den dramatischen Augenblicken, der Rettungsaktion und den bangen Stunden in einem Athener Militärspital (siehe Infobox).

"Im Nachhinein ist man immer gescheiter. Ich hätte nie gedacht, dass der Unfall so einen Einfluss auf mein Leben haben würde." War es doch zu riskant? Wurde die Grenze überschritten? "Ich war einfach überlastet, habe im Vorfeld fast alles selbst gemacht. Das Boot, der Schlitten, der Weg zu den Behörden, die ganze Planung, die Rettungskette organisieren, sollte doch was passieren."

Einsatz für den Umweltschutz
Obwohl durch schlechte Wetterbedingungen im letzten Moment sogar die Location für den Tauchgang verlegt wurde - er ließ sich von seinen Vorhaben nicht mehr abbringen. "Wir waren da, die Medien waren da. Ich habe mein ganzes Geld in das Projekt gesteckt."

Vor Tagen kehrte Nitsch nun vom Erholungsurlaub in der Südsee zurück. Dort schwamm er mit Haien. Freitauchen wird er weiterhin: "Die Rekordjagd ist ja nur ein winziger Teil des Sports." Demnächst wird auch ein Film über den 43-Jährigen ausgestrahlt, ein Buch ist geplant. Und er will dem Element, das ihm so viel gegeben hat, etwas zurückgeben: Nitsch setzt sich für den Schutz der Meere ein.

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