Telekom-Prozess

Ex-Chef Sundt will seinen Manager-Bonus behalten

Wirtschaft
12.02.2013 16:15
Zweiter Tag im Prozess rund um die mutmaßlichen Kursmanipulationen bei der Telekom Austria: Am Dienstag standen Ex-Generaldirektor Heinz Sundt (links im Bild) und der ehemalige Telekom-Manager Josef Trimmel (Bild 2) Rede und Antwort. Während Trimmel Ex-Festnetzvorstand Rudolf Fischer und Ex-Finanzchef Stefano Colombo schwer belastete, stritt Sundt die Anklagevorwürfe entschieden ab und wollte nichts von den Manipulationen gewusst haben. Daher denke er nicht an eine Rückzahlung seiner Prämie.

"Das wäre ein Schuldeingeständnis, und davon distanziere ich mich meterweit", so Sundt. Auch heute, in Kenntnis aller Vorwürfe, sehe er strafrechtlich keinen Anlass, die Prämie zurückzuzahlen, da er von all dem "nichts gewusst" habe, sagte er dem Privatbeteiligtenvertreter der Telekom, Norbert Wess. Andere Ansprüche seien im zivilrechtlichen Rahmen abzuhandeln. Der derzeitige Telekom-Generaldirektor Hannes Ametsreiter, der in der Causa im Gegensatz zu Sundt nicht verfolgt wird, hat seine Mitarbeiterprämie hingegen nach Bekanntwerden der Kursmanipulation zurückgezahlt.

Sundt: "Mangelnder politischer Wille" zur Teilprivatisierung
Sundt gab im Zuge seiner Befragung auch Einblick in den letztlich gescheiterten Einstieg der Swisscom im Jahr 2004 und beschrieb seinen Ärger über den "mangelnden politischen Willen" der damaligen Regierung unter Kanzler Wolfgang Schüssel zur Teilprivatisierung.

Der seinerzeitige Finanzminister Karl-Heinz Grasser habe Staatsanteile an der Telekom verkaufen wollen, damit ein Nulldefizit erreicht werde, erklärte Sundt vor Richter Michael Tolstiuk. Medienberichte über den Einstieg der Schweizer trieben den Kurs der Telekom-Aktie in die Höhe, bis die Austria Presse Agentur berichtet habe, dass der damalige ÖIAG-Chef Peter Michaelis Gespräche mit der Swisscom dementiert und den Deal damit abgeblasen habe.

Aktien verloren über eine Milliarde Euro an Wert
Die Folge war ein deftiger Kurssturz. Das Unternehmen habe damals in einer laut Sundt für den Börsengang "sehr ungünstigen" Zeit an einem Tag 1,4 Milliarden Euro an Börsenwert verloren. Das Michaelis-Interview hatte damit auch dazu geführt, dass das Erreichen der Kursschwelle von 11,70 Euro für das Bonusprogramm für Manager erschwert wurde.

Im Jahr 2004 beobachtete man laut Sundt die Kursentwicklung der Telekom-Aktie genau, denn man habe den Verdacht gehabt, dass jemand von außen den Kurs gezielt nach unten zu drücken versuchte. "Wir hatten den Verdacht gegen Merrill Lynch, der hat sich nicht bewahrheitet." Die US-Investmentbank habe nämlich nicht gegen die Aktie spekuliert, weil sie das Risiko schon verkauft gehabt habe.

Keine Interventionen, aber "Kurspflege" mittels Road-Shows
Vom Richter in diesem Zusammenhang auf mögliche Eingriffe durch Dritte, um die Aktie gezielt hochzutreiben und das Kursziel zu bis zum Stichtag doch noch zu erreichen, angesprochen, meinte der ehemalige Telekom-Generaldirektor, der gezielte Ankauf von Aktien durch Dritte, die im Dienste der Telekom arbeiteten, sei für ihn nie ein Thema gewesen.

Sundt war diesbezüglich von seinem früheren Co-Vorstand Fischer belastet worden. Von "Gegengeschäften" mit einem Investor sei nie die Rede gewesen, so der Ex-Telekom-Chef. Auch habe er keinen Druck auf Finanzvorstand Colombo ausgeübt, in der Kurssache zu intervenieren.

Zum Thema "Kurspflege" erklärte der Angeklagte lediglich, dass das Telekommunikationsunternehmen regelmäßig im Rahmen von Road-Shows Kontakt zu den Investoren gehalten sowie neue umworben habe. Einschlägige Lobbying-Dienste von Peter Hochegger, der in der Causa eine Schlüsselrolle spielt, stritt Sundt ebenfalls ab. Laut Anklage soll aber ein Teil des Honorars an den Banker Johann Wanovits für dessen Kursmanipulation in einer Hochegger-Scheinstudie für die Telekom versteckt gewesen sein. Hochegger soll das Geld danach an Telekom-Mitarbeiter gegeben haben. Von dort soll das Honorar dann an Wanovits - teils als Bargeld - weitergegeben worden sein.

Ex-Manager Trimmel belastete Fischer und Colombo
Der ehemalige Telekom-Prokurist Trimmel belastete mit seinen Aussagen die beiden angeklagten damaligen Vorstände Fischer und Colombo massiv. Diese hätten demnach zugestimmt, dass Wanovits, der zuvor an Trimmel herangetreten sei, den Aktienkurs in die Höhe treiben soll. Der nun als Kronzeuge agierende Gernot Schieszler habe ihm dies damals telefonisch mitgeteilt, daraufhin habe er Wanovits informiert, so Trimmel.

"Sundt war kein Thema", entlastete er den mitangeklagten Ex-Generaldirektor. "Für mich war dann klar, es ist der Wille des Vorstands." Damals habe Trimmel auch nicht gedacht, dass ein Schaden für die Telekom entstehen könnte. Heute, versicherte der ehemalige Manager, würde er aber anders handeln und die Sache bei der Finanzmarktaufsicht anzeigen wollen.

Geldübergaben an Banker bestätigt
Der sich zerknirscht zeigende Mitangeklagte bestätigte außerdem jene Geldübergaben an Wanovits, die laut Anklage durch die Schein-Studien von Hochegger gewaschen wurden. Schieszler und er seien dabeigewesen und hätten auch einen Anteil der Summe - in Trimmels Fall waren es 10.000 bis 15.000 Euro - eingestreift.

Als Grund für die Bargeldübergabe an Wanovits nannte Trimmel, dass ein "legales Gegengeschäft" mit dem hilfreichen Broker nach der medialen Aufregung über den Kurssprung in letzter Minute und wegen der FMA-Prüfung nicht mehr möglich gewesen sei. Diesen Grund habe ihm Schieszler genannt. "Was soll ich machen, jetzt renn ich davon? Die Suppe war eingebrockt", gab Trimmel zu, der seine Rolle als Mittelsmann als "Riesenfehler" bezeichnete.

Fünf Angeklagten drohen bis zu zehn Jahre Haft
Neben Sundt und Trimmel sitzen in der Causa Kursmanipulation Fischer - er zeigte sich am Montag teils geständig und gab die Zahlung von 500.000 Euro an Wanovits zu -, Colombo sowie Wanovits auf der Anklagebank. Den Angeklagten wird vorgeworfen, sie hätten 2004 den Kurs der Telekom-Aktie künstlich nach oben getrieben, um sich Boni zu sichern. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Schaden von über zehn Millionen Euro aus. Im Falle einer Verurteilung drohen den fünf Angeklagten bis zu zehn Jahre Haft.

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