Parlament prüft

Istanbul: Hagia Sophia bald wieder eine Moschee?

(Bild: EPA)

Die Hagia Sophia, eines der Wahrzeichen Istanbuls und eines der herausragenden Bauwerke der Spätantike, könnte demnächst wieder in eine Moschee umgewandelt werden. Das türkische Parlament prüfe derzeit, ob das Gebäude, das 1453 Moschee wurde und seit 1935 Museum ist, wieder als islamischer Gebetsort genutzt werden solle, schreibt die Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" in ihrer Samstagsausgabe.

Die Hagia Sophia zählt heute zu Istanbuls beliebtesten Touristenattraktionen. Nach Angaben des türkischen Ministeriums für Kultur und Tourismus besuchten im vergangenen Jahr rund 3,3 Millionen Gäste das Bauwerk aus dem 6. Jahrhundert nach Christus. Der Reiseführer-Verlagsriese Lonely Planet hatte die Hagia Sophia 2012 in seine Auswahl der schönsten Gebäude der Welt aufgenommen. Sie sei "das große architektonische Wahrzeichen im Herzen von Istanbul".

Bürger stellte Antrag auf Umwandlung
Ein Bürger aus Anatolien habe nun der Vatikanzeitung zufolge den Antrag gestellt, die frühere Basilika zur "Heiligen Weisheit" (türkischer Name: Ayasofya) und jahrhundertelang zentraler Sitz des griechisch-orthodoxen Patriarchats von Konstantinopel, wieder zur Gebetsstätte für Muslime zu machen. Die Parlamentskommission in Ankara wolle nun verschiedene Organisationen und Institutionen anhören, schreibt der "Osservatore" nach Angaben von Kathpress.

Frühere Basilika wird seit Vorjahr als Moschee genutzt
Das Blatt verweist auf einen ähnlichen Vorgang in der frühchristlichen Konzilsstadt Nizäa, heute Iznik, 100 Kilometer südöstlich von Istanbul. Dort wird die frühere Basilika, in der 787 das siebte ökumenische Konzil stattgefunden hatte, seit vergangenen November wieder als Moschee genutzt. Vor deren Umwandlung hatte es unter türkischen Intellektuellen heftige Kritik gegeben. Sie hatten dazu geraten, dieses für die Geschichte des Christentums so wichtige Gebäude in ein Museum umzuwandeln - ähnlich wie die Hagia Sophia in Istanbul.

Auch ehemaliges Kloster vor Umwandlung?
Und auch für ein drittes wichtiges kirchliches Gebäude werde derzeit die Umwandlung in eine Moschee erörtert: Das frühere Kloster der Studiten - eine ukrainisch-katholische Mönchsgemeinschaft - in Istanbul. Auch hier war ursprünglich geplant, zumindest die dazugehörende Johannes-der-Täufer-Kirche in ein Museum umzuwandeln, schreibt der "Osservatore". Der Plan sei jedoch fallen gelassen worden. Das Gebäude wurde mehrfach durch Brand und Erdbeben zerstört und wurde zuletzt nicht genutzt.