Hälfte der Wirkung

Studie: Schlafmittel wirken auch dank des Placebo-Effekts

Wissenschaft
26.12.2012 08:00
Die Wirkung von modernen Schlafmitteln beruht offenbar zur Hälfte auf dem sogenannten Placebo-Effekt. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer aktuellen Meta-Studie, die ein Team von Forschern kürzlich im Fachblatt "British Medical Journal" veröffentlicht hat.

Für ihre Untersuchung haben Wissenschaftler der University of Lincoln (Großbritannien), der Havard Medical School und der University of Connecticut (beide USA) insgesamt 13 Studien zur Wirkung von Schlafmitteln der sogenannten Z-Medikamente – einer Gruppe von Arzneien, die alle mit dem Buchstaben Z beginnen (wie beispielsweise Zaleplon oder Zolpiden) und zu den zurzeit am häufigsten verschriebenen Schlafmitteln in Großbritannien und den USA gehören – genauer unter die Lupe genommen.

Es handelte sich dabei um teils unveröffentlichte klinische Studien, die von den Pharmafirmen selbst durchgeführt oder von ihnen finanziert worden waren und eruieren sollten, inwieweit die Schlaftabletten die Einschlafdauer der Versuchspersonen verkürzen. Als Kontrollgruppe dienten jeweils Probanden, denen nur ein Placebo (ein wirkstofffreies Scheinmedikament, das nur Stärke oder Zucker enthält) verabreicht wurde, ohne dass sie davon wussten.

Schon Glaube an Wirkung hilft beim Einschlafen
Wie die Auswertung der Studien, an denen über 4.300 Personen teilgenommen hatten, ergab, verkürzten die realen Schlafmittel die Dauer der Einschlafphase im Schnitt um 42 Minuten. Allerdings schliefen auch jene Versuchspersonen, die nur ein Placebo erhalten hatten, um durchschnittlich 22 Minuten früher ein. "Unsere Analyse zeigte zwar, dass Z-Medikamente die Einschlafdauer der Probanden sowohl subjektiv als auch im Schlaflabor gemessen verkürzten, dass aber rund die Hälfte davon auf den Placebo-Effekt zurückzuführen ist", schreibt der Hauptautor der Studie, Niroshan Siriwardena von der School of Health and Social Care an der University of Lincoln.

Vor dem Hintergrund ihrer Ergebnisse empfehlen die Forscher daher, den Einsatz von Schlafmitteln gründlicher als bisher abzuwägen, da diese zu Abhängigkeiten führen können und vielfach unangenehme Nebenwirkungen, wie etwa Tagesschläfrigkeit oder Gedächtnisverlust, haben. "Bei Schlaflosigkeit kann eine psychologische Behandlung genau so gut wirken wie Schlaftabletten und hat zudem langfristig nur Vorteile", sagt Siriwardena und rät daher, Patienten den Zugang zu dieser Behandlungsform zu erleichtern.

Schlafmittel-Einnahme erhöht Sterberisiko
Erst im Februar dieses Jahres war eine Studie veröffentlicht worden, laut der Schlaftabletten das Sterberisiko deutlich erhöhen und bei häufiger Einnahme sogar die Entstehung von Krebs fördern. Bereits weniger als 18 Dosen im Jahr erhöhen die Gefahr eines vorzeitigen Todes, berichteten Forscher im "British Medical Journal" (ausführlicher Bericht in der Infobox). Laut Angaben der Autoren nahmen allein in den USA fünf bis zehn Prozent der Erwachsenen im Jahr 2010 Schlaftabletten.

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