Vor ihrem bejubelten Liederabend im Klagenfurter Stadttheater gewährte die rumänische Star-Sopranistin Angela Gheorghiu der „Krone“ ein Interview: Ein stimmiges Erlebnis!
Normalerweise würde man an dieser Stelle eine klassische Rezension über den gestrigen Liederabend lesen. Doch weil man sich bei einer Künstlerin, die seit Jahrzehnten auf allen großen Bühnen der Welt bejubelt wird, ohnehin nur in Superlativen ergehen kann, lassen wir die rumänische Star-Sopranistin Angela Gheorghiu privat(er) zu Wort kommen.
Also steht man in barock angehauchter, rot-goldener Lobby-Opulenz von Schloss Seefels unter einem königlichen Kronleuchter und stellt sich auf Warten ein. Erleuchtend ist der Überraschungsmoment, denn SIE ist bereits da und sowohl die herzliche Begrüßung als auch das strahlende Lächeln lassen erahnen, warum man ihr augenblicklich verfällt.
Denn keine Diva sitzt elegant entspannt auf dem Diwan, sondern eine starke, leidenschaftliche, zielstrebige, unzweifelhaft glamouröse Frau, die so unprätentiös und mitreißend über Leben und Berufung plaudert, dass man meint, sie zu kennen.
Berühmtheiten aus der rumänischen Heimat
„In Rumänien haben wir immer die Kultur des Westens und auch von Amerika studiert, aber die anderen haben nichts von uns gelernt. Wir haben ein so großes, kreatives Potenzial und natürlich kennt man Bildhauer Constantin Brâncuşi. Aber viele andere, die bleiben wollten oder wegen des Kommunismus bleiben mussten, sind im Ausland weitgehend unbekannt. Wie der rumänische Sokrates Petre Ţuţea, der durch Reden die Massen begeisterte und die politische Welt ebenso verstanden hat wie die Weisheit des Volkes. Clara Haskil ist ein anderes Beispiel, geboren 1895 in Bukarest, war sie große Pianistin ihrer Zeit. Und natürlich die erste ,Tosca’ Hariclea Darclée, für die Puccini die Arie komponiert hat oder die Sopranistin Eugenia Moldoveanu“, streut Gheorghiu einer weiteren, berühmten Vorgängerin aus ihrer Heimat Rosen.
„Kann mich noch gut an die Schüsse erinnern“
Sie selbst hat die Revolution, mit der sich die Rumänen im Dezember 1989 in Demonstrationen und blutigen Kämpfen gegen das Ceauşescu-Regime erhoben, als Studentin in Bukarest erlebt: „Ich kann mich noch gut an die Schüsse erinnern. Rumänien ist langsam und in kleinen Schritten zur Demokratie geworden. Ich habe hier mit 18 als professionelle Sängerin begonnen. 1990, nach der politischen Wende, haben die Telefone Sturm geklingelt, weil mich alle internationalen Opernhäusern engagieren wollten. Man kannte mich bereits“, erzählt sie lächelnd vom Beginn ihrer kometenhaften Karriere, die bis heute andauert. Was das Geheimnis ihres Erfolgs ist?
„Ich brauche Harmonie, bin sehr diszipliniert und habe alle Rollen meines Lebens alleine gelernt. Kopf und Instinkt haben mich dabei immer sehr gut beraten. Wenn ich die erste Note singe, habe ich die letzte im Gedächtnis. Das ist mein inneres Gesetz, um die Stimme, die ich nie aufgebläht habe, nicht zu zerstören. Sehr dramatische Rollen habe ich abgelehnt. Ich kenne meine Grenzen und wollte mich nicht ermüden. Singt man zu laut oder zu hoch, schadet das dem Timbre“, plaudert sie aus dem gesangstechnischen Nähkästchen.
Zornig wird Gheorghiu, „wenn ein Regisseur von mir etwas verlangt, von dem er selbst keine Ahnung hat und nicht weiß, worum es in dieser oder jener Oper geht. In 80 Prozent der Produktionen habe ich, bevor die eigentliche Arbeit überhaupt begonnen hat, alles gewusst, was zu erfahren war.“ Ebenso fremd ist ihr Heuchelei: Ich singe nur für mich? Was für eine Hypokrisie! Menschen zahlen doch, um mich zu hören. Ich singe, um meine Gabe mit dem Publikum zu teilen.“
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