Im Talk mit krone.at

Kohl: “Armstrong ins Gefängnis? Das kann passieren”

Sport
25.10.2012 12:18
Die Schlinge um den millionenschweren Kopf von (Ex-)Superstar Lance Armstrong wird immer enger. Nach dem Verlust all seiner sieben "Tour de France"-Titel wird bisweilen sogar orakelt, dass der US-Amerikaner ins Gefängnis muss, hatte er doch 2006 unter Eid geschworen, nicht gedopt zu haben. Völlig aus der Luft gegriffen sei dieses Szenario nicht, sagt Österreichs gefallener Rad-Hero Bernhard Kohl im Talk mit krone.at: "Das kann tatsächlich passieren."

"Eine Falschaussage unter Meineid ist in den USA kein Kavaliersdelikt", sagt Kohl, der einst mit seinem Dopinggeständnis in Österreich selbst enorme mediale Wellen ausgelöst hatte: "Auch wenn ich den Fall Marion Jones nicht genau kenne - von außen ist er jenem von Armstrong schon sehr ähnlich." Supersprinterin Jones war 2008 wegen zu vieler "kalkulierter Lügen" im Zuge ihres Dopingvergehens zu sechs Monaten Haft verdonnert worden.

"Froh, gestanden zu haben"
Ähnliche Konsequenzen dürften jetzt auch Lance Armstrong blühen. Die Rückzahlung sämtlicher Preisgelder wäre da noch eine der harmloseren Strafen. Warum sich der mittlerweile 41-Jährige überhaupt den Lapsus leistete und unter Eid falsch aussagte, kann sich Kohl "nicht erklären. Als ich selbst unter Wahrheitspflicht aussagen musste, war für mich klar, dass ich reinen Tisch mache. Immerhin haben ja Leute aus meinem Umfeld die Wahrheit gekannt. Im Nachhinein bin ich froh, gestanden zu haben."

Was aber freilich nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass der Druck, der auf Spitzensportlern lastet, enorm ist. "Will man im Spitzensport bleiben, darf man nichts sagen", erklärt Kohl: "So läuft unsere Gesellschaft eben. Überall wird Leistung gefordert. Damit gehen Existenzängste einher."

Der Sportler sei in dieser Maschinerie "die letzte Marionette, ein Marketingtool. Solange er Erfolg hat, ist er der Held. Läuft's aber einmal nicht mehr, wird er fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Daher liegt es in der Natur des Menschen, dass getrickst wird."

"Gerechtigkeit für alle"
Armstrong alle sieben Tour-Titel abzuerkennen, sei die "logische Konsequenz", sagt Kohl: "Es hat keine andere Wahl gegeben. Was ich aber nicht gut finde, ist, dass man sich einen Einzelnen, in diesem Fall Armstrong, herauspickt. Es haben in dieser Zeit alle nur mit Wasser gekocht. Ich bin für Gerechtigkeit für alle."

Demzufolge müsste man im Kampf gegen Doping auch andere Sportarten ins Visier nehmen. Denn: "Der gesamte Spitzensport ist dopingverseucht. Aber der Radsport hat es sich zur Aufgabe gemacht, dopingfrei zu werden."

Bei allen Zweifeln an Armstrongs Glaubwürdigkeit gibt es für Kohl an den außergewöhnlichen Fähigkeiten des einstigen "Tourminators" nichts zu rütteln: "Mit seinem herausragenden Talent hätte Armstrong die Tour auch dann siebenmal gewonnen, wenn niemand gedopt hätte. Das ist keine Frage."

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(Bild: KMM)



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