Gauder Hogmoar

„Seit diesem Titel kennen sie uns überall“

Tirol
28.04.2024 15:00

Vier Zillertaler dürfen sich „Gauder Hogmoar“ nennen. Gemeinsam mit der „Krone“ schwelgen sie in Erinnerungen und berichten über ihre Erfahrungen und wie sie ihre Siege erleben durften.

Sie sind zwar schon alle in der „Rangglerpension“, aber deren Statur lässt nach wie vor Rückschlüsse darauf ziehen, dass sie jahrzehntelang im Ring gestanden sind. Simon Schweinberger (38), Siegfried Gruber (59), Florian Lindner (39) und Anton Hollaus (31) heben sich dabei von allen anderen Zillertaler Rangglern ab: Jeder von ihnen hat sich den Titel „Gauder Hogmoar“ erkämpft und sich damit wahrhaftig ein Denkmal gesetzt.

Ranggeln ist eine Untersportart des Ringens. Ziel jedes Kampfes ist es, den Gegner mit Griffen und Würfen binnen einer sechsminütigen Kampfzeit mit beiden Schulterblättern auf den Boden zu bringen, um den Kampf zu gewinnen und in die nächste Runde einzuziehen. Der Sieger eines Bewerbes erwirbt den Titel „Hogmoar“. Beim Gauder Fest in Zell am Ziller – dort wird der Bewerb seit 1981 ausgetragen – spricht man vom „Gauder Hogmoar“.

Dass die vier Zillertaler wahre „Kraftlackl“ sind, beweisen ihre Siege: Schweinberger krallte sich den Titel fünfmal (2007, 2009, 2011, 2013, 2014), Gruber dreimal (1986, 1991, 1994) und Hollaus (2015) sowie Lindner (2016) je einmal. „Wir hatten jahrzehntelang so viele herausragende Ranggler im Zillertal, doch nur wir vier schafften es, jeweils ,Gauder Hogmoar’ zu werden. Das zeigt, wie schwer das ist und dass am Wettkampftag alles zusammenpassen muss“, erklärt der Jüngste im Bunde.

Neben einer „gewaltigen Kraft und einer gewaltigen Ausdauer“ spielt auch die mentale Stärke eine Rolle – vor allem als Zillertaler bei einem Bewerb in der Heimat. „Von den rund 2500 Zuschauern kennt dich jeder. Die Erwartungen sind hoch, die Nervosität steigt enorm – bei manchen sogar dermaßen stark, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihre Leistung abzurufen. Damit muss man umgehen können“, weiß Gruber.

„Es ist zum auf die Toilette gehen, zum Übergeben“
Vor allem die Zeit bis zum Beginn des Wettkampfes sei „unerträglich“, wie Hollaus verrät: „Es ist zigmal zum auf die Toilette gehen, sogar fast zum Übergeben. Aber sobald man im Wettkampfoutfit aus Leinen steckt, der erste Kampf vorbei ist und dieser dann noch gut gegangen ist, lässt die Aufregung nach.“ Schweinberger zog gerade von den einheimischen Zuschauern die Energie auf: „Wenn dich so viele anfeuern, die dich kennen, motiviert das total. Dadurch schaffte ich es, abzuschalten und mich zu konzentrieren.“

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Einmal mussten wir den Kampf unterbrechen, weil es zehn Zentimeter Schnee gemacht hatte. In Stumm ranggelten wir zu Ende.

Siegfried Gruber

Einer dieses Quartetts ist sogar ein Herr Doktor
Wie fühlt es sich an, wenn sich diese ganzen Mühen schließlich bezahlt machen? „Ich habe im Judo viele Titel erreicht, aber auf die Frage, welcher Erfolg im Sport der größte für mich war, lautet meine Antwort bis heute: der ,Gauder Hogmoar’. Das hat einen enormen Stellenwert“, erzählt Lindner, der übrigens Doktor der Volkswirtschaft ist. Und Gruber präzisiert: „Sobald du dich ,Gauder Hogmoar’ bezeichnen darfst, kennen sie dich wirklich überall – weit über das Zillertal hinaus.“ Und Anton Wurm, Obmann des Zillertaler Ranggelvereins, ist überzeugt: „Kommen erfolgreiche Skifahrer nach ihrem Karriereende zum Beispiel in ein Gasthaus, geraten sie schneller in Vergessenheit und werden nicht erkannt, als die vier Männer, die hier am Tisch sitzen.“

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Ich brach mir etwa zweimal den Oberschenkel, riss mir zweimal das Kreuzband und auch die Schulter wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Doch ich kam immer wieder stärker zurück.

Simon Schweinberger

Mit einem harten Sport gehen auch Wehwehchen einher. „Wir können davon ein Lied singen“, ist sich das Quartett einig. Doch von Jammern keine Spur – echte „Kraftlackl“ eben. Der Leidgeplagteste von ihnen war der Fünffachsieger. „Ich brach mir etwa zweimal den Oberschenkel, riss mir zweimal das Kreuzband und auch die Schulter wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Doch ich kam immer wieder stärker zurück.“ Hollaus ergänzt: „So wie Simon damals war, gab es wirklich nicht viele in der Szene.“

Unterbrechung wegen zehn Zentimeter Schnee
Der Kampf um den „Gauder Hogmoar“ ging bisher fast immer reibungslos über die Bühne. „Einmal mussten wir den Kampf unterbrechen, weil es zehn Zentimeter Schnee gemacht hatte. In Stumm ranggelten wir zu Ende“, erinnert sich Gruber.

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Favorit ist Stefan Gastl aus dem Brixental. Er hat im Moment keinen echten Gegner. Auch die Brüder Kevin und Philipp Holzer – bereits zweimaliger ,Gauder Hogmoar’ – aus Osttirol muss man auf der Rechnung haben.

Anton Wurm

Für heuer dürfte es der Wettergott gut meinen. Schauen sich die pensionierten „Hogmoare“ die Kämpfe live vor Ort an? „Ohne uns fangen sie erst gar nicht an“, schmunzelt Gruber. „Klar sind wir dabei. Aber den einzigen Kampf, den ich heuer führen werde, ist jener mit dem Gauder Bock-Bier“, lacht Schweinberger.

Und wer hat die besten Chancen auf den Titel? „Kein Zillertaler, für ganz vorne reicht es derzeit bei uns leider nicht“, spricht Wurm Klartext, „Favorit ist Stefan Gastl aus dem Brixental. Er hat im Moment keinen echten Gegner. Auch die Brüder Kevin und Philipp Holzer - bereits zweimaliger ,Gauder Hogmoar’ - aus Osttirol muss man auf der Rechnung haben.“ Ob Wurm richtig liegt, wird sich am Samstag, den 4. Mai, weisen.

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