Zeit Mit Dir

Inklusive Dating-App für Menschen mit Behinderung

Steiermark
26.04.2024 15:31

Ein barrierefreier Ort des Kennenlernens für Menschen mit Behinderung und die Chance, ihr Gegenstück in der Liebe zu finden. Das ist der Hintergedanke der Plattform „Zeit mit Dir“, die der Verein Lebensgroß entwickelt hat. „Wir wollen genauso nicht alleine sein“, betont Christian Knapp.

Einsamkeit kann im Laufe des Lebens jeden betreffen und große Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben. Schließlich ist alles schöner, wenn man es mit anderen Menschen, seien es Freunde oder Partner, teilen kann. Lernte man sich früher meist im Bekanntenkreis, im Verein oder bei Tanzveranstaltungen kennen, so wurde das Kennenlernen speziell in den letzten Jahren zu einem großen Teil in die digitale Welt verlegt. Rund 21 Prozent der Österreicher, die in einer fixen Partnerschaft leben, haben sich online kennengelernt.

Dating-Plattformen sind jedoch oftmals Orte der Selektion und Ausgrenzung, zudem sind sie selten barrierefrei und machen es Menschen mit Behinderung nicht unbedingt leichter neue Leute kennenzulernen. Doch das Bedürfnis nach körperlicher und emotionaler Nähe besteht bei Menschen mit Behinderung, genauso wie bei Menschen ohne Behinderung. Die inklusive und kostenlose Dating-App „Zeit mit Dir“ soll künftig allen Menschen eine Möglichkeit geben, neue Kontakte zu knüpfen, sei es nur um zu chatten oder auch um sich zu treffen. 

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Wir stehen für soziale Innovation. Die Menschen, die es betrifft, waren von Anfang an in die Entwicklung der Plattform eingebunden.

Lebensgroß-Geschäftsführerin Susanne Maurer-Aldrian

Der 37-jährige Christian Knapp ist Mitglied der Selbstvertretung des Vereins Lebensgroß. Er ist Ansprechpartner für alle Menschen mit Behinderung innerhalb des Vereins und auch Sprachrohr nach außen. Er hat bei einer Versammlung den Stein ins Rollen gebracht, als er auf die Frage hin, welches Anliegen die höchste Priorität bekommen soll, meinte: „Einsamkeit ist das größte Problem. Macht's da was!“ Knapp selbst hat bereits eine Freundin, er ist auf der Plattform angemeldet, um Freunde zu finden. Er wurde in jeden Entwicklungsschritt der App eingebunden und ist gemeinsam mit neun weiteren Menschen mit Behinderung Teil des Testnutzer-Teams. 

Der Tag, an dem die App offiziell gelauncht wird, der 28. April, wurde ebenso sorgfältig ausgewählt, denn es ist der „Küss-Deinen-Partner-Tag“. Geschäftsführerin Susanne Maurer-Aldrian betont: „Wir finden den Tag sehr passend, da jede zwischenmenschliche Beziehung genauso individuell sein kann, wie ein Kuss und jeder Mensch ein Recht auf Beziehungen jeglicher Art hat“.  

„Alles soll leicht und verständlich sein!“
Ein ausgefülltes Online-Kontaktformular auf der Website www.zeitmitdir.at ist die Zutrittskarte für die Dating-Plattform. Anschließend steht ein 30-minütiges Erstgespräch an, in dem Fragen geklärt werden können und die Erwartungshaltung der künftigen Nutzer abgefragt wird. Zudem wird dadurch ein maximales Level an Sicherheit gewährleistet, denn anmelden kann sich jeder auf der inklusiven Plattform, nicht nur Menschen mit Behinderung.

Mit dem Fokus auf Barrierefreiheit im Hinblick auf das Design und reduziert auf die notwendigen Informationen, um die Nutzung für alle zu erleichtern, soll die Plattform der Ort werden, wo nicht nur Liebesbeziehungen, sondern auch Freundschaften entstehen können. Erklärvideos auf der Startseite und die Möglichkeit, sich die Texte auf der Plattform vorlesen zu lassen, sollen zusätzliche Erleichterung bringen. Selbst die Datenschutzbestimmungen wurden leichter verständlich formuliert und ein Schwarz-Weiß Modus kann ebenso ausgewählt werden. 

Fußball, Hund oder Spielkonsole
Das Profil besteht wie auch bei herkömmlichen Plattformen aus wichtigen Informationen zu dem Nutzer. Um Gemeinsamkeiten zu finden und auf den ersten Blick zu sehen, was den anderen interessiert, sind drei Symbole auszuwählen, die die eigenen Interessen widerspiegeln. Vom Fußball, über die Spielkonsole bis hin zum Hund ist alles dabei. Das Profilfoto ist ein Pflichtfeld. „Wir sind der Meinung, wenn ich jemanden kennenlernen möchte, will ich auch wissen, wie derjenige aussieht“, meint Projektleiter Valentin Windhaber. Die Lieblingsjahreszeit und das Lieblingsessen können ebenso angegeben werden. „Desto mehr Informationen man von sich Preis gibt, desto leichter werden Schnittmengen mit anderen Plattform-Nutzern gefunden“, ist sich Windhaber sicher. 

Die Plattform soll nicht auf Graz und die Steiermark begrenzt bleiben und deshalb soll es auch künftig die Möglichkeit geben, das Erstgespräch online per Videochat zu führen, derzeit findet es in der Beratungsstelle des Vereins in der Keplerstraße statt. Bereits vor dem offiziellen Start am Sonntag sind 48 Menschen auf der Plattform angemeldet. Darüber freut sich Maurer-Aldrian besonders: „Es dürfte sich bereits herumgesprochen haben“. 

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