Jeden Tag 18 Fälle

Enormer Anstieg bei den Reisebeschwerden

Wirtschaft
11.04.2024 17:26

Flugreisen und Bahnfahren stehen bei den Österreichern hoch im Kurs. Gleichzeitig stiegen aber auch die Streitigkeiten über verspätete oder annullierte Verbindungen 2023 kräftig an. 6610 Schlichtungsanträge zählte die dafür zuständige Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) – ein neuer (Negativ-)Rekord. Immerhin erkämpfte man für die Betroffenen rund 2,5 Millionen Euro an Entschädigungszahlungen, das sind im Schnitt 472 Euro je Fall.

Wer eine Reise tut, hat viel zu erzählen, so ein Sprichwort. Sehr oft kommt es jedoch gar nicht so weit, weil sich Flüge oder Bahnfahrten verspäten oder ganz ausfallen. Dann kommt auf die Betroffenen oft ein sehr mühsamer Weg bis zur Ticketrückerstattung und Entschädigungszahlung zu. Bevor man sich nämlich an die apf wenden kann, muss man selbst bei der Airline oder dem Bahnunternehmen seine Rechte einfordern – was nicht immer gelingt. In der Regel haben AUA, Ryanair, ÖBB, WESTBahn & Co. sechs Wochen Zeit, auf Anfragen zu reagieren. Erst dann kann sich der Kunde an die apf wenden.

18 Anträge auf Streitschlichtung pro Kalendertag – ein Rekord
Im Vorjahr gingen so 6610 Anträge (+12 Prozent) ein und wurden geprüft. Daraus resultierten 4878 Schlichtungsverfahren (2022: 4242), was ebenfalls einen Rekordwert darstellt. Der überwiegende Großteil davon, nämlich rund  80 Prozent (3856 Verfahren), entfallen auf Flugreisen.

Hauptproblem bei Flugreisen waren Annullierungen
Bei Flugreisen lag der größte Ärger der Passagiere bei annullierten Flügen (58 Prozent der Fälle). Knapp vier von zehn Antragstellern waren von Verspätungen betroffen. Vier Prozent entfielen auf „Nichtbeförderung“, zum Beispiel wegen Überbuchung. Dem Betroffenen stehen in solchen Fällen unter anderem eine Ausgleichszahlung von bis zu 600 Euro zu – sofern keine außergewöhnlichen Umstände (zum Beispiel Schlechtwetter, Vulkanausbruch) der Grund waren. Insgesamt hat die apf im Flugbereich knapp 2,3 Millionen Euro für die Kunden herausgeholt. Rund ein Drittel der Fälle entfielen auf die größte Airline in Wien, der AUA. Dahinter Platz zwei (23 Prozent) geht an Wizz, gefolgt von Ryanair (elf Prozent) und Lufthansa (fünf Prozent).

Bei der Bahn gab es nicht nur einen Antragsrekord (1307), sondern mit rund 203.000 Euro an Zahlungen an die Passagiere ebenfalls ein Allzeithoch. In vier von zehn Fällen ging es um Ticketerstattungen, 22 Prozent um Streitigkeiten rund um Strafzahlungen, zum Beispiel wegen „falscher“ Tickets. apf-Chefin Maria-Theresia Röhsler kritisiert hier, dass prinzipiell erstattbare Bahntickets trotz rechtzeitiger Stornierung nicht zurückbezahlt werden, wenn diese vom Kunden einmal ausgedruckt wurden. Das sei einzigartig in Europa.

So kommen Betroffenen zu ihrem Recht
Wer von einem Flugausfall oder Verspätungen betroffen ist, sollte jedenfalls seine Rechte einfordern. Zuerst direkt bei der Airline oder der Bahngesellschaft. Kommt keine oder eine nicht zufriedenstellende Rückmeldung (Frist beträgt sechs Wochen), sollte man sich an die apf wenden. Dies kann über die Webseite www.passagier.at oder via Telefon unter +43/1/5050707 und die Durchwahlen 710 (Bahn), 720 (Bus), 730 (Schiff) und 740 für Anliegen im Flugverkehr erfolgen. Der Antrag selbst muss jedenfalls schriftlich und inklusive aller Unterlagen erfolgen. Die Erfolgsquote bei den Verfahren, die von der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte geführt wird, kann sich jedenfalls sehen lassen. Nur drei Prozent werden ohne Einigung beendet. Für die Konsumenten ein großer Vorteil, auch im Vergleich mit Dienstleistern wie zum Beispiel FairPlane, die gegen ein Entgelt um Entschädigungen für ihre Kunden kämpfen: Das Service der apf ist kostenlos.

Heuer bei Flügen weniger, bei Bahnfahrten mehr Beschwerden
Das heurige Jahr ist hinsichtlich der Beschwerden zweigeteilt. Während die Zahl der Anträge im Flugverkehr rückläufig ist, nehmen die Kontaktaufnahmen wegen Problemen rund ums Bahnfahren weiter zu. Die jüngsten Ausfälle bei der AUA seien bei der apf laut Röhsler derzeit noch nicht zu bemerken. Ein Grund dürfte sein, dass die Fluglinie, wie erwähnt, bei Anfragen sechs Wochen für eine Reaktion Zeit hat.

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