„Das ist eine Schande“

Wegen Angst ums Erbe eigene Schwester wüst bedroht

Gericht
08.04.2024 17:00

Nur wenige Minuten dauerte der Anruf, der einen 35-Jährigen vors Wiener Schwurgericht brachte. Denn neben unsagbaren Drohungen und Beschimpfungen gegen seine eigene Schwester schrie er auch „Heil Hitler“. Die Schreitirade, die ihresgleichen sucht, verängstigte die 43-Jährige so sehr, dass sie sich nicht einmal auf das Begräbnis ihres Vaters traute.

Die Geschworenen und Prozessbeobachter verziehen immer wieder das Gesicht, der Angeklagte währenddessen ist sichtlich peinlich berührt, als der ungefähr 10-minütige Anruf an seine Schwester vorgespielt wird. Der ihn jetzt vor ein Schwurgericht in Wien gebracht hat. Denn neben den Tatbeständen der gefährlichen Drohung und Nötigung verstieß während seiner Schreitirade auch gegen das Verbotsgesetz. 

Wüste Drohungen kurz vor Weihnachten
Völlig konträr zu seinem eigentlichen Charakter, versucht der 35-Jährige den Richter zu überzeugen. „Ich hab‘ in der Zeit leider viel getrunken. Ich wusste an dem Tag, dass mein Papa sterben wird. Meine wichtigste Person. Mein Ein und Alles.“ Deswegen seien ihm am 22. Dezember 2023 die Sicherungen durchgebrannt. Der Wiener rief seine ältere Schwester an, beschimpfte sie wüst, drohte ihr und ihrem Mann etwas anzutun. Die Tochter – seine Nichte – würde er vergewaltigen, schrie der Angeklagte ins Telefon.

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Sie werden von ihrem Umfeld als arbeitsloser, spielsüchtiger und drogenabhängiger Alkoholiker beschrieben.

Richter Wolfgang Etl im Landesgericht Wien

„Ich schäme mich über alles. Das ist eine Schande“, bekennt sich der 35-Jährige schuldig. Doch so untypisch dürfte solch ein Verhalten für den Mann dann doch wieder nicht sein. „Sie werden von ihrem Umfeld als arbeitsloser, spielsüchtiger und drogenabhängiger Alkoholiker beschrieben“, informiert in Richter Wolfgang Etl. In dieses Bild passen auch seine drei Vorstrafen wegen Drogenbesitzes, fortgesetzter Gewalt, Stalking und Körperverletzung. 

Bevorstehendes Erbe entfachte Streit
Die um acht Jahre ältere Schwester möchte ihrem Bruder vor Gericht nicht begegnen, er wartet im Nebenzimmer. Und auch die Frau berichtet von stetigen Auseinandersetzungen: „Er war immer schon das Problemkind. Ich hatte schon zwei oder drei Jahre überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihm. Und dann aus dem Nichts kam ein Anruf. Ich glaube, ihm ging es nur ums Erbe unseres Vaters.“ Und das gab auch der Angeklagte zu, dass er Angst hatte, seine Schwester würde ihm etwas unterschlagen. 

Unbegründeter Weise, denn zu erben gab es nicht viel. Mit den wüsten Beschimpfungen und Gewaltandrohungen erreichte der 35-Jährige aber eins: Seine Schwester traute sich nicht auf das Begräbnis ihres Vaters. Und mied auch sonst, das Haus zu verlassen. „Ich habe sehr viel Angst vor ihm. Ich weiß, was er meinen Eltern angetan hat, dass er verbal und physisch gewalttätig war.“ 

Wiederbetätigung wird verworfen
Vor den Geschworenen muss er nun Platz nehmen, weil er während des 10-minütigen Telefonats ebenfalls mehrmals „Heil Hitler“ rief, die Aussage tätigte: „Hitler soll deine Familie f...“. Mit einer Glorifizierung des Nationalsozialismus hätte das laut dem Wiener aber nichts zu tun – „Ich war in Rage ...“ Das sehen die Laienrichter auch so. Vom Vorwurf der Wiederbetätigung wird der Wiener freigesprochen. Wegen der weiteren Anklagepunkte wird er zu sieben Monaten, davon zwei in Haft, verurteilt – nicht rechtskräftig. 

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