Gipfel in Graz

Neue Spezialeinheit gegen Jugendkriminalität

Steiermark
08.04.2024 16:30

Im Kampf gegen die steigende Jugendkriminalität setzt die steirische Polizei nun auf eine neue Einsatzgruppe, die auch schon erste „Erfolge“ verzeichnen konnte. Landeshauptmann Christopher Drexler fordert unterdessen weiter härtere Strafen und kündigt die Einrichtung einer Koordinationsstelle im Land an.

Montagnachmittag machte sich Landeshauptmann Christopher Drexler auf nach Wildalpen, um dort den Einsatzkräften zu danken, die seit mehr als einer Woche unermüdlich gegen einen Waldbrand kämpfen. Sozusagen brandheiß ist auch das Thema Jugendkriminalität in der Steiermark. Aus diesem Anlass lud der Landes-Einser am vergangenen Freitag Experten aus unterschiedlichen Bereichen zu einem runden Tisch in die Grazer Burg.

Ebendort führte er nun seine Schlussfolgerungen aus dem Gespräch mit den Experten aus. „Es geht mir dabei in keinster Weise darum, einen Populismus-Zug zu bedienen. Vielmehr handelt es sich um eine Frage der Norm-Akzeptanz. Eine Frage, ob die Menschen in unserem Land die Rechtsordnung noch als angemessen empfinden. Ob sie dem Rechtsstaat noch vertrauen“, sagt Drexler. 

Geschlossene Wohneinrichtungen für auffällige Jugendliche
Wie aber schaut nun seine Conclusio aus? Zum einen fordert er speziell für die immer jünger werdenden Straftäter höhere Strafen – „in der Expertenrunde wurde mehrfach die Auffassung geäußert, dass die generalpräventive Wirkung des Strafrechts bei jungen Tätern eine geringe sei“. Hier will er eine entsprechende Initiative in Richtung Justizministerin Alma Zadić setzen. Außerdem will Drexler zur Prävention auch die Schul-Sozialarbeit und die Familien-Sozialarbeit stärken. Diesbezüglich schlägt er auch die Einrichtung von „Geschlossenen Wohneinrichtungen“ für auffällige Jugendliche vor. Bevor es zu schweren Straftaten kommt, sollen Jugendliche dort pädagogisch betreut und etwa von Sozialarbeitern begleitet werden.

Radikalisierung im Internet
Rückenwind durch die Expertenrunde bekam auch Drexlers Wunsch nach weitreichenderen Möglichkeiten zur Internet-Überwachung. „Die Radikalisierung im Internet ist nicht wegzuleugnen und reicht vom Antisemitismus über Rechtsextremismus bis zum islamischen Extremismus“, unterstützt Susanne Pekler vom Verein Neustart seine diesbezügliche Forderung. „Dazu kommt, dass schon Sechs- bis Achtjährige Hardcore-Pornos anschauen und glauben, dass so Sexualität funktioniert“, fährt Pekler fort. Pro Jahr werden bei Neustart übrigens steiermarkweit 700 bis 800 Jugendliche im Rahmen der Bewährungshilfe betreut.

Um die Zusammenarbeit der Experten aus den unterschiedlichen Bereichen zu verbessern, will der Landeshauptmann so schnell wie möglich eine Koordinationsstelle im Land Steiermark einrichten. „Ich gehe davon aus, dass ich mich darüber mit unserem Koalitionspartner schnell einigen werden. Denn das oberste Ziel muss sein, Straftaten zu verhindern.“ Drexler hofft mit all diesen Punkten eine breite Debatte über das Strafrecht und das Strafprozessrecht in Österreich anzustoßen.

Reagiert hat man auf die steigende Jugendkriminalität (im Vorjahr gab es in der Steiermark bereits 5800 Tatverdächtige zwischen 10 und 18 Jahren) bereits bei der steirischen Polizei und hat eine neue Einsatzgruppe installiert. „Bei mehreren Schwerpunktaktionen waren in den letzten zwei Wochen 126 Beamte im Einsatz“, erklärt Landespolizeidirektor Gerald Ortner. Rund 90 Anzeigen hat es dabei gegeben. „Hauptsächlich konzentriert sich das Geschehen natürlich auf den urbanen Raum, weshalb es beim Stadtpolizeikommando Graz nun auch 30 speziell ausgebildete Beamte für diesen Bereich gibt.“ Die Delikte bei straffällig gewordenen Jugendlichen sind übrigens breit gestreut und reichen von Körperverletzung über Sachbeschädigungen bis hin zu Internet-Kriminalität.

Kinder brauchen Vorbilder
Kinder- und Jugendanwältin Denise Schiffrer-Barac hält aber auch fest: „Strafen allein sind sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Es geht viel mehr darum, als Gesellschaft wieder Verantwortung zu übernehmen.“ Aus ihrer Sicht sei dabei die Vorbildwirkung ganz zentral. „Man darf nicht vergessen, dass 80 Prozent der Kinder und Jugendliche, die Gewalt ausüben, auch selbst Opfer von Gewalt sind.“ 

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