Rom ist Überschneidung von ehrwürdiger Antike und heiterer Modernität, katholischer Heiligkeit und lustvollem Genussstreben. Rom ist Bühne – mit seinen theatralischen Straßen, seinen belebten Plätzen und der dort zelebrierten quirligen Italianità, mit seiner kolossalen Architektur. Rom vereint Flirt und Frömmigkeit, Passion, Paparazzi und Pasta und entzündet unsere Phantasie auf Schritt und Tritt. Nicht anders erging es Woody Allen, der meint: "Allein schon durch Rom zu spazieren ist aufregend. Die Stadt ist ein einziges Kunstwerk."
Nach Venedig ("Everybody Says I Love You"), London ("Match Point"), Barcelona ("Vicky Cristina Barcelona") und Paris ("Midnight in Paris") ließ er sich von der römischen Metropole zu der bezaubernden Romantikkomödie "To Rome With Love" inspirieren. Ein Stoff, der allerlei Herzensturbulenzen bereithält und von Verführbarkeit, plötzlichem Ruhm, kleinen Alltagsfluchten und großen Sehnsüchten erzählt.
Allen führt Starbesetzung an
Woody Allen: "Rom lädt geradezu dazu ein, eine ganze Reihe von Geschichten gleichzeitig zu erzählen. Beim Flanieren buhlt diese Stadt in jedem Augenblick um deine Aufmerksamkeit, man muss nur genau hinsehen. Wie jammerschade wäre es, würde man das Zucken eines Mundes, der lächeln möchte, übersehen." Dass er selbst, Woody Allen, nach "Scoop – Der Knüller" seine Starbesetzung anführt, adelt seinen flirrenden Dolce-Vita-Reigen, der Oscar-Preisträger und Oscar-Nominierte in beinahe schon unheimlicher Dichte vor die Kamera lockte, umso mehr.
Denn er gefällt sich als Opernregisseur, der in Begleitung seiner Gattin – Judy Davis – in die Tibermetropole reist. Die phänomenale Stimme eines voller Inbrunst Arien schmetternden Bestattungsunternehmers soll seiner stagnierenden Karriere das nötige "Crescendo" verleihen. Studiosus Jesse Eisenberg ("The Social Network") flirtet fremd – und das mit Ellen Page! Alec Baldwin gibt einen gereiften Architekten, der durch Rom streift, wobei sein kunstgeschichtliches Interesse sehr bald von Jugendreminiszenzen überlagert wird. Und Roberto Benigni ("La Vita è Bella") wird über Nacht zu einer von TV-Stationen und Paparazzi gejagten Berühmtheit – was dem Durchschnittsrömer eine für Frauen gar unwiderstehliche Aura beschert.
Nicht zu vergessen das jungvermählte Paar aus der südlichen Provinz, das ein klein wenig vom tugendhaften Pfad abkommt, sie, weil sie den Avancen eines von ihr angebeteten italienischen Filmstars nachgibt, er, weil eine stadtbekannte Hure – Penelope Cruz als temperamentvolle Bellezza und herrlich entsicherte Sexgranate – irrtümlich in sein Hotelzimmer schneit, die der so Überrumpelte und von der lieben Verwandtschaft ins Visier Genommene kurzerhand als seine Ehefrau ausgeben muss.
Allen, der brillante Geist
Mit den Jahren ist Woody Allen, der Neurosen-Jongleur, milder geworden. Das Gesicht mehlfarben, das schüttere Haar verstrubbelt, der kritische Blick wie üblich von einem dunklen Hornbrillengestell umrahmt. Der Hemdkragen ungestärkt. Dazu eine Bundfaltenhose, die nie eine Bügelfalte sah. Auch bei der Europa-Premiere seines neuen Films "To Rome With Love" Ende Juni in Paris blieb der Regisseur und Schauspieler seinem Look treu. Ein brillanter Geist braucht keinen modischen Firlefanz.
Auch Soon-Yi, seine Frau, ohne die er nicht verreist, ist kein Modepüppchen. Sie strahlt, er blickt scheu. Wann immer man die beiden sieht, halten sie Händchen. Ein zärtliches Ritual, Mr. Allen? Allen: "Nein, ich klammere mich vielmehr an sie. Soon-Yi ist meine mobile Rettungsinsel." Ihre Beziehung ist, so Allen, "rührend. Einfach rührend. Ich habe keine ausgefeilte Theorie über die Liebe. Ich bin ein hoffnungsloser Romantiker. Das Herz ist ein bemerkenswerter kleiner Muskel!"
Was hasst er auf Reisen? Allen: "Das Reisen an sich. Aber ich komme gerne an, bin ein leidenschaftlicher Städte-Tourist. Ich mag keine Fahrstühle. Und ich verabscheue es eigentlich, in fremden Betten zu schlafen. Ich stelle mir dann manchmal in diesen Kingsizehotelbetten vor, wer hier alles schon gelegen hat. Ein unangenehmer Gedanke. Dann hilft nur eins: aufstehen."
Wollten Sie jemals an sich etwas ändern? W. Allen: "Früher einmal hätte ich mir gut vorstellen können, wie der junge Marlon Brando auszusehen." Und heute? Allen: "Hab' ich mich an mich gewöhnt."
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