Zerschnittene Kleidung, Hundekot auf der Türschnalle, Hunderte Anrufe – wegen Stalking seiner Noch-Ehefrau und gefährlicher Drohung gegenüber ihrem vermeintlich neuen Freund stand am Montag ein prominenter Ex-Fußballer in Graz vor Gericht. Und entging nur haarscharf einer Gefängnisstrafe.
„Das letzte Jahr war das schwierigste meines Lebens. Alles ist zusammengebrochen“, schildert der Ex-Kicker dem Richter Erik Nauta. „Die große Liebe weg, die Kinder weg...“ – „Ja, wenn man den Akt durchliest, könnte man auf die Idee kommen, dass Sie die Trennung nicht verkraftet haben“, sagt der Richter.
Obszöne Beschimpfungen
Alles sei etwas aus dem Ruder gelaufen, versucht er zu relativieren. Das will der Vorsitzende so nicht stehen lassen. „Sie haben die Kleidung ihrer Frau zerschnitten und mit Beschimpfungen beschmiert. Sie haben eine Vitrine zertrümmert und eine Schere in ein Regal gerammt. Es wird Ihnen schon klar gewesen sein, dass Sie so Ihre Frau nicht zurückgewinnen.“ - „Will ich auch gar nicht!“, betont der ehemalige Profi-Fußballer.
Sehen Sie ein, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung war? Ich brauche schon ein bisschen was, das nach Reue aussieht.
Richter Erik Nauta
„Warum zerstören Sie die Möbel?“, fragt der Richter weiter. „Sie hat alles auf die Seite geschafft. 17 Jahre lang habe ich 99,9 Prozent gezahlt. Und dann kommt sie wegen der Vitrine, die wahrscheinlich auch ich gezahlt habe“, versucht sich der ehemalige Bundesligakicker und mehrfache Nationalteamspieler in Erklärungen.
Er neigt zur Bagatellisierung
„Sie sind Fußballer, Sie sollten sich mit Taktik ja auskennen“, gibt ihm Richter Nauta einen Rat zwischen den Zeilen. Denn der Sportler tendiert dazu, sein Verhalten zu bagatellisieren. Niemals habe er seine inzwischen Ex-Frau eine halbe Stunde mit dem Auto verfolgt. „Vielleicht zwei Minuten.“ Und auch nur, weil er ihr ein Sackerl geben wollte.
„Sehen Sie aber ein, dass Ihr Verhalten nicht in Ordnung war? Ich brauche schon ein bisschen was, das nach Reue aussieht“, versucht es Nauta. „Natürlich bereue ich es. Ich weiß, dass es nicht in Ordnung war.“ Emotional wird er dann erst, als er von seinen Töchtern spricht, die er nicht sehen darf. Da fließen Tränen.
Ich hoffe, es ist jetzt wirklich Schluss. In Ihrem Interesse. Es gibt keinen Promi-Bonus.
Richter Erik Nauta
„Sie wissen, dass Sie haarscharf an einer Haft vorbeigeschrammt sind“, betont Staatsanwältin Patrizia Weber. „Was ist zu erwarten, wenn ihre Ex-Gattin einen neuen Freund hat?“ – „Nichts. Es ist mir egal. Ich habe viel nachgedacht. Ich habe abgeschlossen. Ich bin keine Gefahr.“
„Eher ein ruhiger Typ“
Dennoch hält der Richter ein Anti-Gewalttraining für „notwendig und zweckmäßig. Als Fußballer muss man ja auch lernen, mit Aggression umzugehen“, appelliert er. Auch, wenn der Angeklagte glaubt, es nicht zu brauchen. „Ich bin eher ein ruhiger Typ, da können Sie meine Frau fragen.“ - „Ich würde schon Aggressionen aus der Gartenschere im Regal ableiten“, wirft die Staatsanwältin ein.
Das Urteil: 9000 Euro Geldstrafe, vier Monate Haft auf Bewährung und ein Ratschlag: „Lassen Sie ihre Gattin in Ruhe. Ich hoffe, dass jetzt wirklich Schluss ist. In Ihrem Interesse.“ Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
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