In der letzten Sekunde der einminütigen Verlängerung des Halbfinal-Gefechtes zwischen der Deutschen Britta Heidemann und Südkoreas Shin A-Lam war beim Stand von 5:5 dreimal angefochten worden, ohne dass das akustische Signal für das Ende des Kampfes ertönte oder ein Treffer gelandet wurde. Erst im vierten Versuch gelang Heidemann der Siegtreffer. Der Ausgang wurde von der südkoreanischen Delegation erfolglos beeinsprucht.
Csar betonte, dass der Kampfrichter keinen Einfluss auf die Zeitnehmung habe. "Auf die Zeitnehmung und die in diesem Fall damit verbundene Problematik hatte und habe ich keinen Einfluss. Meine Konzentration gilt dem Gefecht und den damit verbundenen Vorgängen, die ich zu leiten habe, nicht dem ablaufenden Sekundenzeiger", führte Csar dazu aus. Sie verwies weiters darauf, dass im Fechten die kleinste gemessene Einheit eben eine Sekunde sei. Eine auf Zehntel oder Hundertstel genaue Zeitnehmung, die in solchen Fällen wohl nützlich wäre, ist nicht vorgesehen.
Sitzstreik unter Tränen
Shin blieb nach Kampfende eine halbe Stunde weinend auf der Planche sitzen, ehe das Wettkampfgericht den Einspruch ablehnte. Wäre Shin aufgestanden, wäre das laut Fecht-Regularien übrigens das Einverständnis für ihre Niederlage gewesen. Die Athletin entschuldigte sich später beim Publikum: "Es tut mir leid. Sie haben viel bezahlt und mussten mehr als eine Stunde warten. Heidemann wurde somit als Siegerin bestätigt und stieg ins Finale auf, das sie später verlor. Ihre Silbermedaille war das allererste Edelmetall für Deutschland in London. Shin A-Lam ging dann auch noch im Bronze-Gefecht leer aus.
Der Frust der Südkoreaner über die Entscheidung war groß. "Ich habe alles getan, was ich konnte. Sie haben gesagt, euer Fechter hat den Kampf fortzusetzen, deshalb musste ich die Entscheidung akzeptieren", sagte Shin A-Lams Trainer Shim Jaesung. Im deutschen Lager war man natürlich um Beruhigung bemüht. "Ich stimme mit der Entscheidung meines koreanischen Kollegen, eine Schiedsrichterentscheidung anzufechten, komplett überein. Wir sind deshalb nicht böse", sagte der deutsche Cheftrainer Manfred Kaspar, der die Situation als "knifflig" bezeichnete.
Südkoreas Delegation: "Wer kann das glauben?"
Südkoreas Delegation erklärte, es sei unmöglich, dass es innerhalb einer Sekunde vier Aktionen geben könne. "Wer kann das glauben? Südkoreas Team kann diese Entscheidung nicht akzeptieren", hieß es im Einspruch der Asiaten. Heidemann sprach von einem "absoluten Drama" und zeigte Verständnis für den Einspruch der Asiaten. "Die Koreaner haben verständlicherweise Protest eingelegt", realisierte die Deutsche die Dramatik der Situation.
Zwischen Deutschen und Südkoreanern endete alles friedlich. Es gab Umarmungen, Shakehands. Heidemann: "Da ist absolutes Verständnis, dass wir die Schuld nicht beim Anderen suchen. Das Ganze ist ein Fehler des technischen Equipments." Europa-Fechtpräsident Frantisek Janda war sichtlich erschüttert: "So etwas habe ich noch nie erlebt. Und so etwas ist nicht gut für unseren Sport."
Hass-Tiraden der südkoreanischen Fans
Sehr wohl böse waren einige Südkoreaner und artikulierten ihren Unmut im Internet. "Du bist eine Rassistin", schimpfte ein Fan aus Südkorea via Twitter. Andere User veröffentlichten im Netz die E-Mail-Adresse und die Handynummer von Csar.
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