Zurück bleibt ein Baby

Mit dem Familienvater starb die Freude am Hof

Steiermark
02.03.2024 06:30

So schockierend: Unglaubliche fünf Todesopfer forderten Forstarbeiten allein heuer schon in der Steiermark. Zurück bleiben die Familien, die am Boden zerstört sind. Auch ein wenige Wochen altes Baby. Das Wunschkind, das seinen Papa jetzt nie kennenlernen wird. . .

21. November 2023 -  seit diesem Tag herrschte im Bauernhof hoch oben auf dem Berg einfach ungehemmte Freude, „manchmal konnten wir unser Glück gar nicht fassen, wären am liebsten den ganzen Tag mit einem großen Lachen im Gesicht durchs Leben gegangen“, erzählt die junge Steirerin, wehmütig bei der Erinnerung. Das absolute Wunschkind war auf die Welt gekommen, ein Sonnenschein, der das Viergenerationenhaus, in dem sich alle gut verstehen, zum Strahlen brachte. „Wir waren so voller Optimismus, hatten so viele Träume!“ Die Hochzeit wurde schon geplant, ein zweites Baby, der Ausbau am Hof. Unzählige Bilder vom kleinen Max wurden gemacht, in der Wohnung aufgehängt.

Jetzt steht ein Foto von seinem Papa auf dem Esstisch. Daneben eine Kerze. Und der Partezettel. Der Jungbauer ist tot, zwei Wochen nach seinem 30. Geburtstag gestorben.  Und mit ihm die Freude, das Licht, die Hoffnung im Haus.

Der Tag hatte frühmorgens begonnen, wie jeder andere. Der Jungbauer versorgte mit seinen Eltern, die ihm den Hof vor zwei Jahren übergeben hatten, die 16 Milchkühe. Sorgsam, ordentlich - aber ein bisschen flotter als die Jahre davor. „Weil er sofort zu seinem Baby wollte“, erzählt die junge Witwe. „Er war ganz vernarrt in Max, hat unser Baby unbedingt in der Früh versorgen, wickeln und ganz viel abschmusen wollen.“ Dann verließ er das Haus für Holzarbeiten in nur wenigen hundert Metern Entfernung mit einem fröhlichen „Tschüss, bis später!“ auf den Lippen. Zu Mittag wollte er zurück sein. 

Da saß schon der Besuch am Tisch, gute Freunde, die das herzige Baby anschauen wollten. Die Schnitzel, von der Mama des Jungbauern frisch herausgebacken, standen schon verführerisch duftend auf dem Tisch. Beste Stimmung. Wer noch fehlte, war der Steirer. Als er am Handy nicht abhob, machte sich der Vater auf die Suche - und fand seinen Sohn. Unter einer Fichte begraben. Der Obersteirer musste seinen Buben erst einmal mit der Säge freischneiden. . . Und konnte nichts mehr für ihn tun.

Der junge Mann, der immer absolut auf Sicherheit bedacht mit einer völlig neuen Schutzausrüstung und einem Helm bei der Arbeit war, den hatte eine Fichte getroffen. Nicht einmal ein mächtiger Baum, sondern ein vergleichsweise schmächtiger, der ihm exakt und tödlich in den ungeschützten Nacken gekracht war. Was für ein Hohn.

Mit dem Familienvater wurden die Hoffnung und Freude begraben
Mit dem Vater wurden auch die Hoffnungen im Bergbauernhaus begraben. Vor dem Baby versucht man die vielen Tränen zu verbergen, „das Kind hat ein Recht darauf, in Fröhlichkeit und Geborgenheit aufzuwachsen“, so die Mama. So weint man heimlich, dreht die Köpfe weg, geht in den Kuhstall.

„Ich möchte das Erbe und das Elternhaus für mein Kind erhalten“, sagt die junge Mama tapfer. Aber wie es mit dem Hof weitergeht, jetzt, wo der Jungbauer nicht mehr da ist, auch eine ganze Generation an Arbeitskraft ausfällt? Niemand weiß es so genau. Kann auch nicht wirklich darüber nachdenken - wenn einen die Trauer fast erdrückt. Und auch die Geldsorge. Die Mama ist natürlich in Karenz. Und die Konten des Familienvaters sind eingefroren. Im Moment verfügen sie über genau gar nichts. . .

Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt der Volksmund. Die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft mit fröhlichen Kindern musste die Familie aber schon gemeinsam mit dem Steirer begraben. Aber nicht aufgegeben wird die Hoffnung, dass die „Krone“-Familie vielleicht die ärgsten finanziellen Sorgen nehmen kann. . .

Wenn Sie unterstützen möchten: „Die Krone hilft - Steiermark“, Nr. AT152081500044569523, Kennwort Max. Die Gelder kommen ausschließlich und zu 100 Prozent der Familie zugute und sind auch (bitte Geburtsdatum angeben) steuerlich absetzbar.

Claudia Fulterer
Claudia Fulterer
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