Schweineskandal

Grazer Top-Anwalt bestellt jetzt externen Tierarzt

Steiermark
29.02.2024 20:00

Verstörende Bilder erreichten uns, wie berichtet, aus einem steirischen Schweinestall. Doch: Eine Anzeige wegen Tierquälerei gibt es dennoch vorerst nicht. Laut dem Verein gegen Tierfabriken zeige dies vor allem in erschütternder Form, „wie sehr Tierleid schon als Normalität gesehen wird“. Auch der bekannte Grazer Anwalt Gerald Ruhri schießt scharf gegen das System.

Ein Schwein, das eine entsetzliche blutende Wunde hat, an dem Artgenossen schon herumknabbern; das verletzte Tier hat aufgrund der räumlichen Enge keine Chance, ihnen zu entkommen. Ein Tier mit einer riesigen Geschwulst am Hals. Wunden an den Ohren, Kratzer am ganzen Körper. Diese Fotos aus einem steirischen Stall, der Tausende Tiere unter einem Dach hält, und die dem Verein gegen Tierfabriken zugespielt worden waren, schockierten die breite Öffentlichkeit. Dem Betrieb, mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet, wurde dieses zunächst entzogen. 

Doch: Es dürfte nicht lange dauern, und er könnte es wieder führen dürfen. Von AMA heißt es, nach einer unangekündigten Kontrolle (die freilich vorhersehbar war), dass einige verletzte Tiere korrekt in Krankenbuchten separiert gewesen wären. Das Schwein mit der katastrophalen Riesenwunde sei am Tag nach den Fotoaufnahmen verarztet worden. Sprecherin Kristijana Lastro: „Wir warten jetzt einmal ab, was bei den Behörden herauskommt.“

Wohl nicht viel. Tierquälerei läge jedenfalls keine vor, kennt der Leibnitzer Bezirkshauptmann Manfred Walch offenbar schon die Zukunft. Und bilanziert laut APA als Experte, dass „im Großen und Ganzen nicht viel herausgekommen" sei. Es wären lediglich Mängel im Beschäftigungsbereich festgestellt worden. Angesichts der erschütternden Wunden, des riesigen Geschwulsts (das nicht über Nacht entstehen kann), der vielen Kratzer scheint das eine Verhöhnung der Tiere.

Eine Anzeige wegen Tierquälerei gebe es vorerst nicht, es seien von den Amtstierärzten keine Mängel laut Tierschutzgesetz festgestellt worden. Kratzwunden seien auch normal und Folgen des „Gerangels, das der Gruppe zuzuschreiben sei“, bilanziert auch Agrar-Landesrätin Simone Schmiedtbauer. „Was nichts anderes heißt, als dass wir Tierleid mittlerweile schon als normal ansehen“, ist David Richter vom VGT fassungslos. Und wirft auf: „Und was ist außerdem mit dem Abschneiden der Schwänze, was man so nicht darf?“ Er wirft vor: Hier kontrolliert sich die Behörde ja selber und stellte sich ein gutes Zeugnis aus. Die Fotos, siehe oben, sprechen eine andere Sprache.

Volles Programm fährt angesichts der Erkenntnisse der bekannte Grazer Anwalt Gerald Ruhri, der für Tierschutz kämpft: „Ganz generell: Wie sollten Amtstierärzte auch Missstände eingestehen für Bereiche, für deren Kontrolle sie selbst zuständig sind? Da müsste der zuständige Landespolitiker ja sofort Anzeige gegen die eigenen Leute wegen Amtsmissbrauch einreichen. Das müsste jedenfalls durch eine unabhängige Kommission geprüft werden, die keinerlei eigene Interessen hat!“

Er lässt die AMA und deren Garantieversprechen ja wie berichtet prüfen, geht aber noch einen Schritt weiter: „Ich habe einen unabhängigen Tierarzt gebeten, die Wunden der Tiere anhand der Fotos zu beurteilen und zu sagen, wie lange die Entstehung dauert. Über Nacht geht das jedenfalls nicht.“

Mittlerweile gibt es Vorwürfe gegen die Aufdecker. Wer weiß, ob die Fotos überhaupt identisch seien? Auch Diskreditierung kann System haben.

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