Ein Jahr im Amt

Uni-Rektorin: „Noten würde ich mir nicht geben“

Tirol
01.03.2024 12:00

Veronika Sexl ist seit einem Jahr die erste Rektorin der Innsbrucker Uni. Im Gespräch mit der „Tiroler Krone“ zieht sie eine Bilanz. Die Leistungsvereinbarung sieht sie als nächste große Herausforderung, die ansteht. Mit der Zahl der jährlichen Absolventen ist sie zufrieden.

„Krone“: Sie sind seit einem Jahr im Amt. Welche Note würden Sie sich geben?
Veronika Sexl: Ich glaube, das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann, sondern die andere beantworten müssen. Da bin ich die falsche Adressatin. Ich glaube, wir haben vieles ganz gut hingekriegt. Noten würde ich mir selber nicht geben. Das steht mir gar nicht zu.

Gibt es ein Projekt, das während Ihrem ersten Jahr gestartet ist, das Sie als Leuchtturmprojekt bezeichnen würden?
Ja, da würde ich gern zwei Dinge nennen. Eines, das uns ganz wichtig war, ist, dass wir die Bedingungen für unsere Mitarbeitenden verbessert haben. Wir haben ein großes Paket geschnürt. Einerseits haben wir den Zuschuss für die Öffi-Tickets und für das Klima-Ticket erhöht und wir haben Essenszuschüsse eingeführt. Die werden jetzt mit 1. März schlagend. Im Sinne der Nachhaltigkeit haben wir auch den zinsfreien Kredit für Fahrräder freigegeben.

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Wir haben im Schnitt rund 4000 Absolventen im Jahr. Die Prüfungsaktivität steigt. Die Studierenden sind konzentrierter.

Veronika Sexl

Das zweite Leuchtturmprojekt: Im Bereich der Forschung haben wir die „Clusters of Excellence“ implementiert. In Österreich sind letztes Jahr fünf Forschungsbereiche definiert und implementiert worden, die für Österreich stehen oder für Österreichs herausragende Forschungsgebiete. Die Uni Innsbruck ist bei drei dabei. Eines wird von unseren Physikern, den Quantenforschern, geleitet, zusammen mit Wien und Linz. Darauf sind wir besonders stolz. Im zweiten geht es um den Ersatz fossiler Energien und im dritten wird im Bereich der Geisteswissenschaften versucht, den europäisch-asiatischen Raum historisch und geografisch neu zu denken.

Im „Times Higher Education Ranking“ wird die Uni zwischen Platz 301 und 350 gereiht. Wie bewerten Sie das?
Grundsätzlich bin ich natürlich sehr stolz darauf, dass die Uni unter den Top 350 Unis gerankt ist. Es werden ungefähr 2000 bewertet, aber insgesamt gibt es 20.000 Bildungseinrichtungen. Also da würde ich sagen, sind wir ganz vorn dabei. Wenn es um das innerösterreichische Ranking geht, sind wir meistens auf Platz zwei oder drei.

Sie sind auch für das Personal zuständig. Sind alles Stellen besetzt und wie ist es um den Nachwuchs und Frauenanteil bestellt?
An einer Universität werden nie alle Stellen immer besetzt sein. Wir haben ungefähr 4000 Forschende und rund 1400 Nachwuchsforschende mit einem Frauenanteil von 43 bis 45 Prozent. Bei den Professorinnen sind wir noch nicht so gut aufgestellt, da haben wir 28 Prozent. Das werden wir weiter fördern. Wir haben in Tirol eine sehr hohe Beschäftigung und es ist gar nicht so leicht, gut qualifizierte Mitarbeiterinnen – auch im administrativen Personal – zu bekommen.

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Desto besser wir finanziell ausgestattet sind, desto bessere Infrastruktur, desto bessere Forschungsmöglichkeiten.

Veronika Sexl

Wie sieht es mit der Zahl der Absolventen aus?
Wir haben im Schnitt rund 4000 im Jahr. Es zeigt sich, dass die Prüfungsaktivität steigt. Die Leute sind konzentrierter bei ihrem Studium. Früher waren Doppelstudien viel verbreiteter, das ging mittlerweile eher wieder zurück.

Sie haben die Physik angesprochen. Diese sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Ist sie das Aushängeschild?
Sie ist sicher eines der prominenten Aushängeschilder, aber ich würde sagen, wir haben mehr. Wir haben einen Forschungsschwerpunkt Alpiner Raum, wo viele verschiedene Forschende und Fakultäten zusammenhelfen, um sich verschiedene Aspekte im Gebirge, im alpinen Raum, auf Gletschern und im Tourismus anzusehen. Und auch unsere Neulateiner sind weltbekannt. Was man auch noch erwähnen sollte, ist unsere IT und das große Rechenzentrum, wo wir in Österreich federführend sind.

Wie geht die Uni mit der Künstlichen Intelligenz um?
Wir versuchen, sie einzubauen und aktiv zu nützen. Sie stellt aber auch unser Prüfungssystem, unser Abschlusssystem und alle schriftlichen Arbeiten in einen neuen Kontext. Die Präsenz und die Interaktion zwischen den Studierenden und Lehrenden wird damit noch wichtiger.

Derzeit wird die Abschaffung der Matura diskutiert. Wie stehen Sie dazu?
Ich glaube, das ist sehr kurz gegriffen. In Österreich haben wir noch viel Luft nach oben, die Bildungswege gesamthaft zu verbessern. Von der Elementarpädagogik bis hin zur Matura hättem wir viele Möglichkeiten, besser zu werden. Die Matura ist letztendlich nur das Endergebnis. Es nur an dem aufzuhängen, gibt ein falsches Bild ab, glaube ich.

Fakten

  • Veronika Sexl wurde am 1. März 2023 die erste Rektorin der Innsbrucker Uni. Die gebürtige Wienerin war davor an der Veterinärmedizinischen Universität Wien tätig, wo sie von 2010 bis 2023 das Institut für Pharmakologie und Toxikologie leitete.
  • Die Innsbrucker Uni zählt rund 28.000 Studierende sowie 5500 Mitarbeitende. Die bedeutendste Forschungs- und Bildungseinrichtung im Westen Österreichs wurde am 15. Oktober 1669 von Kaiser Leopold, dem Ersten, gegründet.

Wie ist die Uni Innsbruck finanziell aufgestellt?
Universitäten benötigen imm er Geld. Die Finanzverhandlungen stehen uns jetzt bevor. Desto besser wir finanziell ausgestattet sind, desto bessere Infrastruktur, desto bessere Forschungsmöglichkeiten können wir bieten und desto bessere Köpfe können wir anziehen. Insofern haben wir natürlich nie genug Geld. Nach den Finanzverhandlungen stehen die die Zielvereinbarungen mit den Fakultäten, also mit den Mitarbeitenden der Uni, an. Das sind die großen Dinge, die vor uns liegen und die wir mit viel Energie angehen.

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