Domenigs Opus Magnum ist das "Steinhaus" (Bild 2) in Steindorf am Kärntner Ossiacher See. Dieses Vermächtnis des gebürtigen Kärntners ist durch seine ausufernden Dimensionen direkt am Seeufer zugleich Blickfang und Auslöser heftiger Diskussionen. An seinem Hauptwerk hat Domenig 22 Jahre gebaut, erst 2008 konnte er das Gebäude eröffnen.
1934 in Klagenfurt geboren
Günther Domenig wurde am 6. Juli 1934 in Klagenfurt geboren und wuchs im Mölltal sowie in der Landeshauptstadt auf. Nach der Matura 1952 wechselte er in die Steiermark und begann an der Technischen Universität Graz mit dem Architekturstudium, das er 1959 abschloss. Von 1963 bis 1973 arbeitete er mit dem österreichischen Architekten Eilfried Huth zusammen, gemeinsam gewannen sie den Wettbewerb für die Grazer Pädagogische Akademie. International Furore machte Domenig mit seinen Entwürfen für die Olympischen Spiele 1972 in München. Ab 1973 arbeitete er selbstständig und betrieb Architekturbüros in Klagenfurt, Graz und Wien. Überdies wurde er 1980 als Professor ans Institut für Gebäudelehre, Wohnbau und Entwerfen der TU Graz berufen.
Zu den wichtigsten Arbeiten Domenigs, der den architektonischen Dekonstruktivismus seit den 1960er-Jahren mitprägte und gelegentlich auch als Bühnenausstatter (etwa "Elektra" 1995 in Graz) arbeitete, zählen u.a. das Kirchenzentrum Oberwart, das Forschungs- und Rechenzentrum Leoben, die Erweiterung der TU Graz sowie das Dokumentationszentrum auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er spätestens 1986 als Planer des mit fließender Wellenfassade versehenen Zentralsparkassengebäudes in Wien bekannt. Zudem bereicherte er in der Bundeshauptstadt 2004 mit seinem vielfach preisgekrönten T-Center in Erdberg spektakulär die Büroskyline.
Sein Hauptwerk bleibt allerdings das "Steinhaus", gegen das es anfangs massive Proteste der Anrainer gab - nicht zuletzt aufgrund der Größe des Projekts. Mit 5.000 Kubikmetern umbautem Raum wurde, auf 80 Pfeilern stehend, eine Nutzfläche von etwa 1.000 Quadratmetern geschaffen. Das Baukunstwerk diente Domenig als Atelier und Ausbildungszentrum sowie als Ort für Jazzkonzerte. Das Gebäude war für ihn "eine große Wichtigkeit der Isoliertheit, der Einsamkeit und der Unabhängigkeit".
Internationales Renommee
Zugleich gab der hoch dekorierte Architekt sein Wissen stets an die Jugend weiter. Domenig war viel gefragter Gastprofessor und Wettbewerbsjuror. Auch vertrat er Österreich über Jahre bei internationalen Ausstellungen wie etwa der Biennale in Venedig.
Er wurde nicht nur national geehrt - Domenig war u.a. seit 2004 Träger des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst und erhielt 2006 den Staatspreis für Architektur -, sondern konnte auch international reüssieren. So wurden ihm etwa 1969 der Grand Prix International d'Urbanisme et d'Architecture Cannes und 1975 der Prix Europeen de la Construction Metallique zugedacht.
"Visionär des 'Unalltäglichen'"
Kulturministerin Claudia Schmied würdigte Domenig am Freitag als "streitbaren Künstler" und als "Visionär des 'Unalltäglichen'". "Er verstand Architektur in einem umfassenden Sinn, für ihn war jedes seiner geplanten Gebäude stets mehr als nur Verbauung einer Fläche. In seinem Verständnis musste Architektur zu einem intellektuellen Erlebnis werden", so Schmied in einer Aussendung. "Er plante und baute Spannungen, er dachte seiner Zeit voraus und provozierte damit oft den für die Kunst notwendigen Diskurs."
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