Auktion im April

Wiederentdecktes Klimt-Bild soll 50 Mio. € bringen

Wien
25.01.2024 11:21

Gustav Klimts Gemälde „Fräulein Lieser“, das seit rund 100 Jahren als verschollen galt, ist aufgetaucht - die für 24. April geplante Versteigerung in Wien wirft jedoch Fragen auf.

Der Begriff Sensation wird gerne inflationär benutzt, aber in diesem Fall ist er wirklich angebracht: Dass ein verschollen geglaubtes, bislang nur als Schwarz-Weiß-Fotografie bekanntes Gemälde von Gustav Klimt auftaucht, ist „wirklich eine veritable Entdeckung“, so Klimt-Experte Tobias Natter zur „Krone“.

Am Donnerstag enthüllte das Wiener Auktionshaus im Kinsky das viele Jahrzehnte lang in österreichischem Privatbesitz verborgene „Bildnis Fräulein Lieser“. In seiner Farbkraft eines der schönsten Werke der letzten Schaffensperiode des Malers - auch wenn es noch unvollendet und unsigniert war, als Gustav Klimt 1918 an den Folgen eines Schlaganfalls starb.

Welches Fräulein es ist, das ist nicht geklärt
„Dieses Bild ist sicher ein Anlass, den späten Gustav Klimt noch einmal neu zu entdecken und auch neu zu sehen. Für das Spätwerk liefert es eine neue Facette, weil Klimt offenbar ganz anderes vorhatte und sehr modern wurde. Das ist für mich die große Überraschung“, zeigt sich Natter begeistert.

Welches Fräulein genau aus der einflussreichen Industriellen-Familie Lieser hier porträtiert wurde, lässt sich laut Auktionshaus nicht mehr nachvollziehen. Umso genauer wurden in eigenen Recherchen eventuelle Restitutionsansprüche ausgeschlossen - und so erteilte das Bundesdenkmalamt bereits eine daran geknüpfte Ausfuhrgenehmigung (siehe Kommentar).

Und so tritt das bislang noch nie ausgestellte „Fräulein Lieser“ seine Reise um die Welt an, um sich - in Kooperation mit der LGT Bank, die zahlungskräftige Kunden betreut - in der Schweiz, in Deutschland, Großbritannien und Hongkong zu präsentieren. Am 24. April kommt es dann in Wien unter den Hammer. Das Auktionshaus rechnet mit einem Erlös von 30 bis 50 Millionen Euro. „Das ist sicher am unteren Limit. Das Gemälde geht vermutlich auch in die Dimension von 100 Millionen“, ist Natter überzeugt. Wie gesagt: eine echte Sensation!

Kommentar: Sensation perfekt - doch einige Fragen offen ...
„Es existieren mithin keine Beweise dafür, dass das Werk vor oder während des Zweiten Weltkriegs geraubt, gestohlen oder sonst wie rechtswidrig entzogen worden ist“, ließ Kinsky-Miteigentümer Ernst Ploil aufhorchen. Warum wurde dann ein Restitutionsvergleich angestrebt? Natürlich ist eine lückenlose Provenienz für den Verkauf heute Bedingung. Ein Restitutionsvergleich sichert aber auch die Ausfuhrerlaubnis aus Österreich. Das wiederum macht den Zugang zum internationalen Markt möglich - und garantiert vermutlich einen neuen Klimt-Rekordpreis!

Apropos Beweise: Warum hat man bei der Recherche nicht die namhaften Klimt-Experten für Gemälde zurate gezogen, wie etwa Stephan Koja, Alfred Weidinger und Tobias G. Natter? So ist es bei großen Auktionshäusern üblich. Warum wurde nicht mit den Experten versucht, die von 1918 bis heute klaffende Provenienzlücke zu schließen, samt Identitätsklärung der Dargestellten?

Das Belvedere unter Husslein versuchte einst, das verschollene Gemälde zu finden. Man recherchierte in intensivem Austausch mit William Heinrich de Gelsey, Sohn von Margarethe Lieser. William de Gelsey sah sich als rechtmäßiger Eigentümer des Bildes, das, wie er sagte, seine Mutter darstellt. Es blieb verschollen. William de Gelsey starb 2021. Im April 2024 wird das Porträt jetzt versteigert. Bleibt zu hoffen, dass es nachher nicht wieder in Privatbesitz verschwindet

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